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Loket forderte bereits zwei Todesopfer

Kolumne von Thoralf Abgarjan
Das EMX85-Rennen wurde nach dem tödlichen Unfall von Igor Cuharciuc sofort abgebrochen und der zweite Lauf nicht gestartet

Das EMX85-Rennen wurde nach dem tödlichen Unfall von Igor Cuharciuc sofort abgebrochen und der zweite Lauf nicht gestartet

Bereits 2009 gab es in Loket einen tödlichen Unfall. An jener Stelle, wo Igor Cuharciuc gestern sein Leben verlor, verunglückte Pauls Jonass im letzten Jahr schwer und musste ins Krankenhaus transportiert werden.

In einem Zeitraum von 8 Jahren sind auf der Hartbodenstrecke von Loket bereits zwei Todesopfer zu beklagen.

Unfälle sind und bleiben die Schattenseite des Motorsports.

Im Motocross-Sport sehen wir immer wieder schwere Verletzungen, doch Unfälle mit tödlichem Ausgang sind glücklicherweise selten.

Im Gelände werden vergleichsweise geringe Geschwindigkeiten erzielt, durchschnittlich etwas über 50 km/h.

Im Zeittraining von Loket erzielte der Zeitschnellste, Gautier Paulin (Husqvarna), durchschnittlich 56,2 km/h.

Loket gilt deshalb als 'highspeed'-Kurs. Aber die hier erzielten Geschwindigkeiten weichen nicht dramatisch vom Streckendurchschnitt ab. Zum Vergleich: Im Teutschenthaler Talkessel betrug die Durchschnittsgeschwindigkeit der schnellsten Runde 52,5 km/h.

Auf der Hartbodenstrecke im tschechischen Loket hat das Schicksal nun aber bereits zum zweiten Mal zugeschlagen. 2009 verunglückte der Tscheche Michael Spacek hier ebenfalls tödlich. Er zog sich schwerste Kopfverletzungen zu, an denen er wenige Tage später erlag.

An der gleichen Stelle, wo gestern der 13-jährige Igor Cuharciuc sein Leben verlor, flog im letzten Jahr Pauls Jonass so heftig ab, dass er lange am Streckenrand behandelt werden und danach ins Krankenhaus abtransportiert werden musste. Er erlitt unter anderem eine schwere Gehirnerschütterung.

Der neuralgische Punkt der Strecke ist dieser gefährliche Bergabsprung, an dem sich das fatale Unglück vom Samstag ereignete. Der Sprung führt über einen Weg, der eine waagerechte Gegenkante bildet.

Überspringen die Fahrer diesen Weg, landen Sie geschmeidig. Verlieren Sie vor dem Absprung Traktion und Schwung, ist Gefahr in Verzug.

Nach den Crash im letzten Jahr haben wir in diesem Artikel auf die Gefahren dieses Streckenteils hingewiesen.

Überspringt ein Fahrer die Gegenkante nicht, muss er einen zeitraubenden Zwischensprung einlegen. Gefährlich wird es, wenn der Pilot weder vor noch hinter der Kante sondern genau auf der Kante landet. Dann kann der Fahrer regelrecht vom Bike katapultiert werden. Bergab ist das doppelt riskant, denn Fahrer und Motorrad werden nicht gebremst, sondern durch den Hangabtrieb weiter beschleunigt. Der Pilot kann dabei vom eigenen Bike getroffen werden.

Diskutiert wird nun die Frage, ob die EMX-Nachwuchspiloten überhaupt auf moderne WM-Strecken gehören.

Doch der Unfall von Pauls Jonass im letzten Jahr zeigt: Fehler dieser Art können auch erfahrenen WM-Piloten unterlaufen.

Der Bergabsprung von Loket sollte nun dringend auf seine Sicherheitsstandards hin überprüft werden. Die Gegenkante stellt ein erhebliches Gefahrenpotenzial für die Fahrer dar. Ohne die Kante wären die Rennen kein Stück weniger spektakulär. Die Gegenkante stellt also ein unnötiges Risiko dar.

Die tschechische Staatsanwaltschaft hat die Ermittlungen des Falls übernommen. Der 13-Jährige Nachwuchspilot kann durch künftige Sicherheitsupdates der Strecke nicht wieder lebendig gemacht werden. Es bleibt aber zu hoffen, dass die Verantwortlichen, insbesondere die FIM, den Unfall nicht als 'Schicksalsschlag durch höhere Gewalt' einordnen, sondern mit angemessenen Sicherheitsupdates der Strecken-Designs reagieren.

Nur eine gründliche und kritische Analyse der Vorgänge am Samstag-Abend kann dazu beitragen, dass der Sport sicherer wird und seine Beteiligten von solchen Zwischenfällen künftig verschont bleiben.

Die FIM ist am Zuge, die Sicherheit aller Fahrer zu verbessern. Dazu gehört auch die Beantwortung der Frage nach der Problematik der teilweise dramatischen Veränderung der Streckenbedingungen während eines Renntages. Das sind Probleme, die nicht von heute auf morgen gelöst werden können. Ihre Lösung benötigt ein generelles Umdenken der Verantwortlichen.

Die EMX-Piloten befahren die Strecke in den frühen Morgenstunden und haben danach mehrere Stunden Pause. In Loket waren das nicht weniger als 7 Stunden. In dieser Zeit finden auf der Strecke ununterbrochen Rennen der unterschiedlichsten Klassen statt. Bremswellen und Absprungkanten verändern sich in dieser Zeit teilweise extrem. Für weniger erfahrene EMX-Piloten kann das zum gefährlichen Problem werden.

Nach der Tragödie von Igor Cuharciuc sollte nicht zur Tagesordnung übergegangen werden. Der voll gepackte WM-Kalender lässt dem gesamten WM-Tross kaum Zeit zum Durchatmen.

Aber dieses Thema ist wichtiger als jedes andere.

Es geht dabei nicht um Schuldzuweisungen. Jeder der an der Organisation des Rennens Beteiligten hätte selbstverständlich reagiert, wenn Klarheit über Sicherheitsrisiken bestanden hätte. Und sehr wahrsscheinlich waren bei dem fatalen Unfall vom Samstag auch mehrere unglückliche Faktoren mit im Spiel.

Eine Sicherheitsgarantie wird es im Motocross nie geben. Und trotzdem können und müssen die Strecken verbessert werden. Denn ein Menschenleben ist nicht zu ersetzen.

Das Umfeld wird sich an Igor Cuharciuc als engagierten Sportler erinnern, der in seinem Leben noch viele große Ziele und Träume hatte. Sein Tod und der Tod von Michael Spacek wird uns weiter daran erinnern, die Risiken des Sports nicht zu verharmlosen und die Standards nach Kräften zu verbessern.

 

 

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