Was macht die Fantic-Bikes so stark?
Am letzten Wochenende hat der Norweger Haakon Osterhagen bei der Junioren-WM ein Stück Geschichte geschrieben und den ersten WM-Titel die italienische Kultmarke geholt. Fantic dominiert in diesem Jahr auch die EMX-Europameisterschaften. Bis auf die OPEN-Klasse, an der sich die Italiener werksseitig nicht beteiligen, führt das Maddii Racing Fantic in diesem Jahr in sämtlichen EMX-Klassen. Haakon Osterhagen (EMX125), Nicholas Lapucci (EMX250) und Maximilian Spies (EMX2t) übernahmen vom ersten Rennen an die Führung, sämtlich mit Zweitakt-Motorrädern.
Bemerkenswert ist die Dominanz von Lapucci in der EMX250 gegen die Viertakt-Konkurrenz, wo durchaus schon auf WM-Level gefahren wird. Neben den auf der KTM-Plattform basierenden GASGAS- und Husqvarna-Bikes entwickelt lediglich Yamaha als großer Hersteller weiterhin Zweitaktmotorräder für den Offroadbereich.
Fantic und Yamaha verbindet eine strategische Partnerschaft. Die Italiener gehen mit diesem Thema sehr offen und transparent um: Die Motocross-Bikes basieren auf einer gemeinsamen Plattform der Yamaha-Bikes. Doch augenscheinlich haben die italienischen Motorräder Unterschiede, die jenseits des Designs liegen.
SPEEDWEEK.com fragte bei Jan Witteveen nach, der als erfahrener Ingenieur zahlreiche Projekte im Motorsport zum Erfolg geführt hat und nun als technischer Berater für Fantic agiert.
«Wir haben einige Teile verbaut, welche insbesondere die Leistung der Motoren verbessern», erklärt Witteveen. «Dazu gehört der Auspufftopf und der Auspuffdämpfer.» Besonders bei Zweitaktmotoren wirkt ein Resonanzauspuff leistungssteigernd. Die Abgas-Druckwelle wird im Auspuff reflektiert und es entsteht eine gegenläufige Druckwelle. Wenn der Auspuff optimal dimensioniert ist, entsteht nach der Verbrennung zunächst eine Sogwirkung für die Abgase, die reflektierte Gegenwelle drückt das über die Überströmkanäle in den Brennraum gelangte Frischgas aus dem Auspuff zurück in den Zylinder. Da das System genau eine Resonanzfrequenz hat, gibt es auch einen optimalen Arbeitsbereich, eine Drehzahl, bei dem der Resonanzauspuff seine optimale Wirkung entfaltet. «Auch der Endschalldämpfer der Fantic unterscheidet sich deutlich von der Yamaha», erklärt Witteveen weiter.
«Die Fantic-Teile, die auf die Motorleistung Einfluss haben, sind bei der Fantic 125 XX anders als bei den YZ-Modellen. Auch die Airbox ist anders gestaltet und größer. Bei dem Motorrad, das Haakon fährt, sind natürlich noch eine Reihe zusätzlicher Verbesserungen durchgeführt, die größtenteils auch über unsere Powerpartsschiene zu erhalten sind.»
Das erklärt die Dominanz der Fantic-Motorräder in den EMX-Klassen. Dazu kommt ein perfektes Umfeld für die Fahrer im Maddii-Racing-Team, denn ein gutes und optimal abgestimmtes Motorrad stellt nur die Basis des Erfolgs sicher.
Besonders Nicholas Lapucci hat sich in diesem Jahr enorm entwickelt. Ein Aufstieg in die MX2-WM kommt für ihn aus Altersgründen aber nicht mehr infrage, denn er wird im Dezember bereits 23 Jahre alt. Lapucci müsste also direkt in die MXGP einsteigen, wenn er an der WM teilnehmen will.
Anfang Juli stellte Fantic nun auch das neue Viertakt-Lineup vor, das ebenfalls auf Yamaha-Technologie basiert. Der 'rückwärts' eingebaute Motor der Yamaha-Bikes ist auch das Kennzeichen der Fantic-Viertakter XXF 250 4T und XXF 450 4T.
Heute eingesetzte Motoren verfügen über ein flexibles Mapping, das über die Elektronik der E-Box gesteuert wird und Leistung und Drehmoment so optimiert, dass möglichst viel Traktion auf den Boden übertragen wird. «Wir haben für unsere Motoren ein eigenes Mapping entwickelt», erklärt Witteveen.
Ab September sollen die Modelle des Jahrgangs 2022 ausgeliefert werden. Wir dürfen gespannt sein, ob und mit wem diese Motorräder nächstes Jahr in der WM auftauchen.