Neue 150-ccm-EM: Honda will Viertakt-Nachwuchs
Für 11- bis 14-Jährige: Die EM mit den Honda CRF150R
Die Motocross-WM befindet sich in einem Prozess der Re-Organisation und sucht die Form, in der sie sich in den kommenden Jahren präsentieren will. Während auf der obersten WM-Stufe noch nicht alles klar definiert ist, gibt es einige Stufe unterhalb neue Strukturen und Bemühungen, die gute Gründe zu Optimismus sind.
Der europäische Motorradverband FIM Europe hat bereits eine funktionierende Leiter für den Nachwuchssport eingerichtet. Die regionalen 65- und 85-ccm-Serien «füttern» die 125-ccm-Zweitakt-Klasse, zuoberst steht die starke EMX250, die den Weg direkt in den Grand-Prix-Sport ebnet. Nächsten Monat öffnet sich ein weiterer Pfad für 11 bis 14 Jahre alte Jugendliche mit einer mutigen Gashand und einer aufkeimenden Motorradfahr-Technik, wenn im Rahmen des Frankreich-GP in Ernée (9. Juni) die erste von fünf Runden der «Honda 150 European Championship» ausgetragen wird.
Es ist unüblich in Motocross-Kreisen, dass sich eine Serie selber um die Teilnehmer kümmert. Für gewöhnlich sind die Teilnehmer und Fans des Sports selbstständig unterwegs, Eltern fahren ihre Kinder durch das Land oder die Länder, um irgendwo an Wettbewerben teilzunehmen. Die 150-ccm-EM hingegen – die auch bei den Grands Prix von Italien, Deutschland, Belgien und Grossbritannien gastiert – macht es für die Kids so einfach, günstig und glamourös wie möglich, einfach zu kommen und Rennen zu fahren.
Die grosse Frage ist, ob dies mit dem richtigen Produkt geschieht.
Honda brachte seine CRF150R im Jahr 2006 heraus, um ein Loch im schrumpfenden und womöglich wegsterbenden Zweitakt-Programm zu füllen. Ausserdem ging es darum, den jungen Offroad-Novizen früh die Möglichkeit zu geben, sich an die Viertakter zu gewöhnen. Strenger werdende Gesetze in einigen Ländern (Frankreich hat je nach Hubraum Alterslimiten) führten aber oft zu Diskussionen bei Eltern von Schülern und den Jugendlichen, ob eine 150-cc-Viertaktmaschine ein geeignetes Gerät darstellt. «Das Äquivalent dieses Motorrads ist ein 85-ccm-Zweitakter. Die Jungs haben die Option, wenn der Zeitpunkt gekommen ist, den Zweitakt- oder den Viertakt-Weg zu nehmen», erklärt Roger Harvey. Der Offroad-Racing-Manager von Honda Motor Europe war eine der treibenden Kräfte hinter der neuen Meisterschaft.
Mehr Drehmoment und robuste Bauweise
Harvey: «Die Zweitakter sind natürlich populär. Aber die CRF150R gibt den Kids einen Eindruck davon, was sie wohl später in der Karriere einmal fahren werden. Sie ist nur vier Kilogramm schwerer als eine 85-ccm-Viertakt-Maschine. Die jungen Piloten, die beide Varianten gefahren sind, haben das bessere Drehmoment des Viertakters genossen. Es ist eine robuste Konstruktion; wir haben Kunden, die mehr als 300 Stunden auf das Bike brachten, es ist also eine haltbare Geschichte. Die Herstellung ist auf Robustheit ausgerichtet, die Eltern und Kinder können das Bike kennenlernen und erhalten. Ein Beispiel eines kleinen Details ist die Verwendung von Stahl anstelle von Aluminium beim Hebel der Gangschaltung.»
Sich für die 150-ccm-EM zu entscheiden und eine CRF150R zu kaufen, bringt ein paar klare Vorteile mit sich. Die Kosten belaufen sich für die Teilnahme im Rahmen der fünf GP mit Transport, Service und die von einer Drei-Mann-Crew erledigten Instandhaltung und einem Truck auf 7950 Euro. Am Saisonende können die Teilnehmer das Motorrad im Wert von 5000 Euro behalten.
«So etwas hat es im Motocross noch nie gegeben. Ich denke, die Leute müssen kommen und sich selber ein Bild davon machen, wie die Serie funktioniert», meint Harvey. «Die Kids müssen nur mit ihren Kitbags anreisen, für alles andere ist gesorgt. Es geht in die Richtung, vom üblichen Vorgehen wegzukommen, wenn die Fahrer im Camper oder Wohnwagen anreisen. Aber es ist ein anderes Konzept. Ich denke, es ist eine bahnbrechende Möglichkeit.»
Honda: Gleiches Projekt im Strassensport
Angesichts der Kosten könnte Honda ökonomisch bei dieser Investition in die Jugendszene und in die Promotion des eigenen Produkts im roten Bereich landen. Die Meisterschaft ist nicht der erste Anschubversuch des weltgrössten Motorradherstellers für die CRF. Die Xtreme Academy, die Fahrer wie Evgeny Bobryshev, Rui Goncalves oder Jonathan Barragan hervorgebracht hat, war ebenfalls ein Nachwuchsprojekt auf EM-Stufe. Harvey: «Wir haben eine Schwesterserie im Strassensport, den European Junior Cup (Anm.: im Rahmen der Superbike-WM). Dort ging es im ersten Jahr darum, die Serie aufzubauen und den Leuten einen unterschiedlichen Weg im Rennsport aufzuzeigen. Die Einschreibungen kamen nur langsam herein. Aber fürs zweite Jahr hat es massiv angezogen, für das dritte Jahr sind wir schon überbucht. Wir haben im Motocross ein Drei-Jahre-Projekt, wir hoffen, dass es einen unterstützenden Effekt für die jungen Fahrer hat.»
Mit dem Red Bull Rookies Cup existiert im Rundstreckensport noch eine weitere Einheitsserie, die nach demselben Schema organisiert ist. Bei dieser Nachwuchsmeisterschaft im Rahmen der MotoGP ist KTM als Hersteller engagiert.
Paul Malin hält die Neuerung im Rahmen des GP-Rahmenprogramms für eine gute Sache. Der TV-Kommentator, Instruktor und Ex-GP-Fahrer sagt: «In Grossbritannien sehe ich, wie populär die Zweitakter sind. Einige Marken erlauben mit ihrem Angebot eine klare Route bis hinauf zu den 125ern, obwohl es nach den 125-ccm-Maschinen nicht mehr wirklich eine Wahl gibt. Honda offeriert nun einen anderen Pfad auf der Viertakt-Strasse. Zweifellos wird die Serie ihre Zeit brauchen, um zu wachsen. Aber sie ist eine fantastische Möglichkeit für die Youngster.»
GP-Promoter Youthstream hat irgendwie genug Platz im Zeitplan gefunden, um die 150-ccm-EM unterzubringen. Es ist eine Lösung, die alle Parteien befriedigt. Honda sorgt für einen guten Auftritts des Projekts und stellt die Technik, Youthstream kann sich mit der Förderung der Jugend rühmen und für die Kids selber wird es sein, als ob sie im Wembley-Stadion ein Kleinfeld-Fussballspiel austragen dürfen.
Harvey schliesst: «Für die Kinder wird es eine grossartige Erfahrung sein, an eine Grand-Prix-Strecke zu kommen und darauf zu fahren. Sie werden nahe beim Werks- und dem Gariboldi-Team sein. Sie werden ein Gefühl dafür bekommen, wie ein GP funktioniert und abläuft, es wird eine wichtige Station in der Karriere sein. Hoffentlich werden wir ein paar unserer zukünftigen GP-Fahrer zu sehen bekommen.»
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