MotoGP: Das Saisonfinale ist in Barcelona

Avintia Racing: Mit Héctor Barbera ganz nach vorne?

Von Günther Wiesinger
Héctor Barbera beim Valencia-Test auf der Ducati Baujahr 2016

Héctor Barbera beim Valencia-Test auf der Ducati Baujahr 2016

Héctor Barbera gehörte zumindest bis Brünn 2016 zu den grossen Überraschungen der MotoGP-WM. Jetzt fährt Barbera eine 2016-Ducati. Sein Team hat schon viele Stars hervor gebracht.

Das Team Avintia Racing hätte für die Saison 2017 nach zehn Jahren gerne den Bayern Stefan Bradl in den spanischen Rennstall zurückgeholt. Aber der Aprilia-Werksfahrer entschied sich gegen Avintia und die Ducati Desmosedici Baujahr 2016, er unterschrieb bei Honda Motor Europe einen Vertrag für das Honda World Superbike Team.

Das Avintia-Team wurde vor rund 20 Jahren geründet, es hat eine bewegte Vergangenheit hinter sich. Und es ist auf dem besten Weg, zu den besten MotoGP-Privatteams vorzustoßen.

Für 2018 ist nämlich eine Zusammenarbeit mit Suzuki geplant, die Japaner wollen erstmals in der seit 2002 existierenden MotoGP-Ära ein Kundenteam beliefern.

Das jetzt von Raul Romero und Antonio Martín geleitete Team begann unter der Bezeichnung BQR. Dutzende Fahrer haben in 20 Jahren bei diesem Team ihre Träume wahr gemacht, denn diese Truppe trat jahrelang in der Internationalen Spanischen Meisterschaft CEV und in der Weltmeisterschaft an.

Von der 125-ccm-CEV schaffte Avintia den Sprung in die Königsklasse, im Vorjahr stand Héctor Barbera mit seiner GP14.2 sogar einmal in der ersten Startreihe, dazu lag er bis zum Brünn-GP in der WM-Tabelle vor den Ducati-Werkspiloten Dovizoso und Iannone.

Von der niedrigsten Stufe bis zum Gipfel, das haben selbst in Spanien nicht viele andere Team geschafft.

Zur Erinnerung: Stefan Bradl wurde von BQR-Blusens-Aprilia im März 2007 engagiert, nachdem ihn das KTM-Junior-Team entlassen und er sich bei Repsol-Honda aus der MotoGP-Academy verabschiedet hatte.

Das Avintia-Team ist in Cardedeu bei Barcelona beheimatet, die Erfolge können sich sehen lassen. Der Gewinn der MotoGP-Open-Class mit Barbera 2015 war sicher ein Highlight.

In der CEV gewann das Team unzählige Trophäen und Meisterschaften, viele BQR-Fahrer fanden aus der CEV den Weg in die Weltmeisterschaft, nicht nur Bradl, sondern auch Rabat, Maverick Viñales etc.

Stefan Bradl und Rabat gewannen danach sogar die Moto2-WM, wenn auch in anderen Teams. 2007 siegte Bradl für Blusens-Aprilia in der Spanischen CEV-125-ccm-Meisterschaft, gleichzeitig sicherte er sich damals etliche Top-Ten-Plätze in der 125er-WM.

Scott Redding wurde ebenfalls bei Blusens gross, er fuhr 2007 neben Bradl. 2008 gewann er als jüngster Fahrer der Geschichte den British Grand Prix in der 125-ccm-Klasse in Donington Park – mit 15 Jahren.

Maverick Viñales wurde vom damaligen Blusens-Teammanager Ricard Jové schon sehr früh entdeckt, Maverick gewann nachher 2013 bei LaGlisse auf KTM die Moto3-WM, wurde in allen drei Klassen Rookie of the Year – und kämpft 2017 bei Movistar-Yamaha neben Rossi um den MotoGP-WM-Titel.

Bei Blusens-Aprilia siegte Viñales (21) bereits 2010 in der 125-ccm-CEV-Meisterschaft. 2012 kämpfte er für Blusens auf einer FTR-Honda bereits um den Moto3-WM-Titel – verlor aber gegen Sandro Cortese und KTM.

Dann kam es zum Zerwürfnis zwischen Blusens, Jové und Viñales; er bekam für 300.000 Euro die Freigabe für LaGlisse, musste aber für Blusens in der WM-Saison 2013 auf dem Motorrad werben.

Mit Álvaro Bautista, Julián Simón, Luis Salom, Yonny Hernandez, Aleix Espargaró, Toni Elias und Efren Vazquez haben wir weitere namhafte Fahrer in Erinnerung, die bei BQR, Blusens oder Avintia Erfolge gesammelt und sich einen Namen gemacht haben.

In der MotoGP-Klasse trat Avintia Racing 2015 mit Barbera und Mike di Meglio an. 2017 fahren die Spanier wie im Vorjahr mit Héctor Barbera und Loris Baz, der für seine dritte MotoGP-Saison eine GP15 erhält.

In den ersten MotoGP-Jahren mühte sich Avintia in den Claiming-Rule-Jahren 2012, 2013 und 2014 mit müden FTR-Kawasaki-Krücken ab. Erst für den Aragón-GP 2014 bekam Barbera erstmals eine Ducati. Bei seinem zweiten Ducati-Auftritt in Phillip Island schaffte Barbera 2014 gleich den sensationellen fünften Platz!

Nur wenige MotoGP-Fans außerhalb von Spanien wissen, was sich hinter Avintia verbirgt. Avintia ist im Immobiliengeschäft tätig und verkauft Häuser und Wohnungen, hauptsächlich in Madrid und auf Ibiza. Dazu existieren Kooperationen mit Hotelgruppen zum Betrieb von Hotels.

Stefan Bradl hätte für 2017 gut ins Konzept gepasst, weil deutsche Kunden für Avintia zur zahlungskräftigen Kundschaft gehören.
Die Avintia-Gruppe ist schnell gewachsen. Im Jahr 2007 wurden 100 Beschäftigte und knapp 100 Millionen Euro Umsatz gemeldet, bereits 2015 waren 1000 Mitarbeitende beschäftigt, der Umsatz kletterte auf 400 Millionen.

Inzwischen besteht die Avintia Grupo aus sieben Geschäftsbereichen: Baufirma (Avintia und Avora), Immobilien (Aelca y ADI), Dienstleistungen (Brick O'Clock), Hotels (ADH) und Sport Management (Avintia Racing MotoGP).

Auch mit den Erfolgen des MotoGP-Teams soll es weiter rasant nach oben gehen. Héctor Barbera hat sich für 2017 eine 2016-Ducati besorgt, dieses Modell hat er bereits in Motegi und Phillip Island als Ersatzfahrer für Iannone einsetzen dürfen. Bislang musste er immer ein zwei Jahre altes Desmosedi-Modell einsetzen. Baz erhält eine Ducati Baujahr 2015.

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