Formel 1: Max Verstappen – alles für die Katz

Vater und Sohn: Das Talent wird nicht immer vererbt

Von Günther Wiesinger
Roberts, Rossi, Nieto, Bradl, Öttl – in einigen Familien wurden auch die Söhne zu erfolgreichen Rennfahrern. Aber so manche Sprösslinge prominenter Stars blieben im Rennsattel viel schuldig.

In der bisherigen «entry list» für die Moto2-Weltmeisterschaft 2018 fehlen neben Sandro Cortese auch die beiden Brüder Axel und Edgar Pons.

Papa Sito Pons, selbst 250-ccm-Weltmeister 1989 und 1990 auf Honda, hat alles unternommen, um die beiden Söhne in der WM unterzubringen.

Aber die Nachfrage hielt sich in Grenzen.

Edgar fuhr in diesem Jahr im Pons HP 40-Team und holte bisher in 14 Rennen zwei Punkte – für Platz 14 in Spielberg.

Axel Pons ist inzwischen 26 Jahre alt, er hat schon 140 Grand Prix absolviert und war in der Mittelgewichtsklasse in der Gesamtwertung nie besser als auf Platz 16 klassiert. Immerhin hat er einmal einen zweiten Startplatz herausgefahren. Sein bestes GP-Ergebnis: Rang 6.

Aber beim niederländischen RW Racing-Team war Axel Pons für 2018 nicht mehr erwünscht. Und der 22-jährige Edgar findet im Team seines Vaters auch keinen Platz mehr – Sito setzt auf Lorenzo Baldassarri und Héctor Barbera.

Der Ex-Weltmeister hat bisher immer wieder Startplätze für seine Söhne finanziert, auch 2017 bei RW Racing noch, er hat dort einfach das Kalex-Material von 2016 mitgeliefert. Und für Edgar wollte Sito Pons sogar den zweiten MotoGP-Platz bei Avintia Ducati, bevor sich dort Xavier Siméon mit 700.000 Euro einkaufte – als WM-21. der Moto2-WM 2017.

Sito Pons bot dem Avintia-Teambesitzer Raúl Romero bei der Dutch-TT noch seine Mechaniker-Crew und Sponsorgeld an für den Fall, dass er Edgar Pons engagiert.

Die Weisheit «Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm» trifft bei etlichen Söhnen von erfolgreichen GP-Piloten zu, aber bei weitem nicht bei allen.

Die Familie Pons ist nicht die einzige, bei denen die Sprösslinge die Erwartungen nie wirklich erfüllt haben. Dabei dachte Sito Pons nach dem CEV-Moto2-Titel von Edgar vor zwei Jahren, der jüngere Sohn sei deutlich talentierter als der ältere Axel.

Aber ein berühmter Name kann auch eine Belastung sein.

Und Talent zum schnellen Motorradfahren wird offenbar nicht immer vererbt.

Randy Mamola, viermal 500-ccm-Vizeweltmeister und 13-facher GP-Sieger, wollte seinen Sohn Dakota in die WM bringen, aber es reichte nur für einzelne Einsätze. Er arbeitet jetzt als «personal assistant» für Cal Crutchlow.

Randys ehemaliger 500-ccm-Gegner und Teamchef Kenny Roberts senor hingegen freute sich über den 500-ccm-Titelgewinn seines Sohnes Kenny auf der Suzuki im Jahr 2000.

«King Kenny» selbst hat die 500er-WM auf Yamaha 1978, 1979 und 1980 gewonnen. «Ich habe Little Kenny vor seinem ersten WM-Lauf gesagt: Du musst dir einfach über eines im Klaren sein. Du wirst nie so gut werden wie ich», gab der erfolgreiche Kalifornier seinem Junior mit auf den Weg.

Bei Kurtis Roberts, dem jüngeren Sohn, reichte das Talent nur für die US-Meisterschaft. Bestes 500-ccm-GP-Ergebnis: Rang 12 beim Deutschland-GP 2007.

Erstaunlich: Kenny Roberts junior ist der einzige Sohn eines ehemaligen GP-Weltmeisters, der es ebenfalls zu einem Titlgeiwnn brachte.

In der Familie von Graziano Rossi übertraf der Sohn die Erfolge des Seniors bei weitem: Graziano gewann 1979 drei 250-ccm-WM-Rennen auf der Werks-Morbidelli, Valentino hat inzwischen 115 GP-Siege erobert – und neun WM-Titel.

Und Halbbruder Luca Marini hat in diesem Jahr in der Moto2-Klasse auch schon fünf Top-Ten-Ergebnisse erzielt.

Deshalb reizt Hobby-Genforscher Valentino seinen kauzigen Vater gerne mit der Behauptung: «Bei Luca sieht man, dass wir das Talent von der gemeinsamen Mutter Stefania geerbt haben.»

Als Stefan Bradl mit 15 Jahren die ersten Wildcard-Einsätze für Red Bull-KTM in der 125er-WM absolvierte, gab er ein klares Ziel aus. «Ich will in der Weltmeisterschaft um einen Platz besser abschneiden als der Papa.»

Sechs Jahre später setzte der Bayer dieses Vorhaben in die Tat um – er gewann die Moto2-WM 2011 gegen Marc Márquez.

Papa Helmut, fünffacher GP-Sieger, war 1991 in der 250er-WMVizeweltmeister hinter Luca Cadalora geworden.

Eine Parallele in Bayern: Papa Peter Öttl gewann fünf Grand Prix (80 ccm, 125 ccm) und verlor die 80er-WM 1989 in Brünn erst zwei Kurven vor dem Ziel durch einen Sturz. Sein 21-jähriger Sohn Philipp ist 2017 Neuner in der Moto3-WM und will 2018 um den Titel fighten.

«Philipp ist besser als ich. Er wirft das Motorrad nicht so oft weg wie ich», lobt Papa und Teambesitzer Peter Öttl.

Beim Austraier Wayne Gardner, 500-ccm-Weltmeister 1987 auf Rothmans-Honda, ist noch offen, wie stark Sohn Remy eines Tages sein wird.

Das Talent ist vorhanden, aber der Druck und die Bürde des großen Namens werden oft als Belastung empfunden. Immerhin: Remy fährt auch 2018 die Moto2-WM im Tech3-Team. Er hat in der Moto3-WM schon einen zehnten Platz erreicht, in der Moto2 einen neunten.

Der Schotte Niall Mackenzie, in der 500er-WM jahrelang absolute Weltklasse (bei Yamaha, Suzuki und Honda) sieben Mal als Dritter auf dem Podest, hat beide Nachkommen (Taylor und Tarran) zu Rennfahrern erzogen. Es reicht aber bisher nur für Erfolge in der Britischen Meisterschaft. In der Moto2-WM blieb Tarran bei Kiefer punktelos.

Der im August mit 70 Jahren tödlich verunglückte Angel Nieto, 90-facher GP-Sieger und 13-maliger Weltmeister (50 und 125 ccm), brachte seine Söhne Pablo und Angel junior sowie seinen Neffen Fonsi in die Motorrad-Weltmeisterschaft. Pablo gewann 2003 auf Aprilia immerhin den Portugal-GP. Er beendete die 125er-WM 2002 auf dem sechsten und in den Jahren danach auf dem siebten und sechsten Rang.

Bruder Angel «Gelete» Nieto schaffte 2001 mit der 125er immerhin zwei fünfte GP-Ränge in Welkom und Jerez. Cousin Fonsi gelangen in der 250er-WM in den Jahren 2002 und 2003 sogar fünf Siege, er war 2002 Vizeweltmeister auf Aprilia. In der MotoGP-WM steht bei Fonsi ein elfter GP-Rang 2007 auf Kawasaki zu Buche, danach wechselte er in die Superbike-WM.

Recht schlau hat der fünffache 500-ccm-Weltmeister Mick Doohan die Motorsport-Karriere seines Sohnes Jack eingefädelt.

Der australische Honda-Star hat Junior Jack Doohan von den motorisierten Zweirädern ferngehalten und stattdessen dessen Laufbahn auf vier Rädern unterstützt. Das Fernziel ist die Formel 1.

Der Weltmeister-Sohn gewann 2014, 2015 und 2016 die «Australian Junior Kart Championship». Der 14-jährige Jack fährt 2018 bereits im Red Bull Junior Team die hart umkämpfte Britische Formel-4-Meisterschaft.

Aus der Red Bull-Nachwuchsförderung hat es zuletzt der Franzose Pierre Gasly in die Formel 1-WM geschafft – bei der Scuderia Toro Rosso. Wie vorher zum Beispiel Vettel, Ricciardo, Sainz, Kvyat und Verstappen.

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