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Valentino Rossi in Valencia: Revanche an Márquez?

Von Günther Wiesinger
Valentino Rossi

Valentino Rossi

«Márquez sagt ja, er habe 2015 nichts getan. Ich werde dasselbe behaupten», grinste Valentino Rossi, als er gefragt wurde, ob er sich beim Finale in den Titelfight einmischen werde.

Die Geister der Vergangenheit wird man nie ganz los. Manchmal schlummern sie in einem Versteck, und man ist geneigt zu glauben, sie würden nicht mehr existieren.

Aber oft kommen sie in einem unerwarteten Augenblick wieder ans Tageslicht.

Blenden wir in die entscheidende Phase der MotoGP-Saison 2015 zurück.

Vor zwei Jahren witterte Valentino Rossi eine Verschwörung, ein «biscotto». Er teilte am Tag vor dem ersten Malaysia-GP-Training den Journalisten seinen Verdacht mit, Lorenzo und Márquez hätten am Sonntag zuvor in Australien gemeinsame Sache gemacht, der Honda-Star habe sich nicht im Geringsten gegen das Überholmanöver von Rossis damaligem Teamkollegen Lorenzo gewehrt. Und damit das WM-Geschehen beeinflusst.

Der Rest ist amtsbekannt.

Marc Márquez beteuerte seine Unschuld und gab drei Tage später die Antwort auf der Rennstrecke. Im Rennen kam es zum berühmten «Sepang Clash».

Marc Márquez kümmerte sich damals nicht im Geringsten um seine Siegchancen, er ließ seinen Teamkollegen Dani Pedrosa im Rennen auf und davon fahren, hinderte aber Rossi durch ständige Überholmanöver an der Verfolgung des WM-Kontrahenten Lorenzo.

Irgendwann hatte Rossi die Schnauze voll, der Italiener Rossi verlor die Geduld und die Nerven, er beförderte Márquez in einer Rechtskurve so weit nach außen an den Streckenrand, bis dieser im Dreck ausrutschte und stürzte.

Pedrosa siegte vor Lorenzo und Rossi, aber Rossi bekam einen Penalty wegen verantwortungsloser Fahrweise aufgebrummt. Es wurde ihm zuerst sogar vorgeworfen, Márquez per Fußtritt zum Sturz verholfen zu haben, aber die Filmaufnahmen aus der Helikopter-Perspektive lieferten keinen Beweis. Der Vorwurf liess sich nicht aufrecht erhalten.

Wegen dieser vier Strafpunkte (einen hatte Rossi damals in Misano eingeheimst, als er Lorenzo eine schnelle Runde zerstörte), musste er beim Finale in Valencia aus der letzten Position starten, er wurde nur Vierter – und Lorenzo mit 330 zu 225 Punkten Weltmeister.

Lorenzo reckte auf dem Podest in Sepang 2015 triumphal die Daumen nach unten, eine Geste, die gegen seinen Kontrahenten und Teamgefährten Rossi gerichtet war. Eine Entgleisung.

Und dann forderte Lorenzo offen, Rossi solle nach Platz 3 disqualifiziert werden, denn die vier Strafpunkte seien ein zu milder Penalty. Dabei bedeuteten sie ohnedies das Ende von Rossis Titelträumen.

Mit dieser Aktion verbaute sich Lorenzo die Zukunft bei Yamaha.

Vier Monate später war sein trotziger Transfer zu Ducati Tatsache.

Nach dem Sepang-GP vom vergangenen Sonntag wurde natürlich die Frage erörtert, ob Valentino Rossi jetzt womöglich beim diesjährigen WM-Finale in Valencia am 12. November Revanche nehmen würde.

Ein spanischer Journalist witterte für den Valencia-GP Unheil, nachdem Ducati schon per Teamorder den ersten Lorenzo-Sieg auf der Desmosedici in Malaysia verhindert hatte, um die WM-Entscheidung offen zu halten.

Aber Rossi hat das Kriegsbeil gegen Marc Márquez längst wieder vergraben. Man hat sich irgendwann 2016 die Hand geschüttelt, man respektiert sich wieder.

Trotzdem konnte sich Valentino einen leisen Anflug von Zynismus nicht verkneifen. «Was hat Márquez in Sepang vor zwei Jahren getan? Und in Phillip Island? Erklärt mir das! Er hat ja immer betont, dass er nichts getan hat. Also werde ich auch nichts machen», stellte Rossi am Sonntag mit einem breiten Grinsen fest.

«Spaß beiseite. Ich werde mein eigenes Rennen fahren, wie ich es in meiner Karriere immer getan habe», ergänzte Rossi.

Für Rossi ist die Sepang-Episode von 2015 Vergangenheit. Er blickt in die Zukunft, er ist nur WM-Vierter und muss sein Motorrad für 2018 konkurrenzfähig machen. Das ist sein vorrangiges Ziel.

In den Titelfight wird er sich nicht ernsthaft einmischen. Wenn Andrea Dovizioso (er liegt 21 Punkte hinter Márquez) nicht gewinnt, ist der Titel sowieso zugunsten von Márquez entschieden. Und bei einem Dovi-Sieg reicht ihm ein elfter Platz zum Titelgewinn.

«Auch in Valencia können wir wieder sechs, sieben Podestkandidaten erleben. Und ich muss mich immer noch verbessern», stellte Rossi fest, der in Malaysia im Regen über Platz 7 nicht hinauskam.

Der Movistar-Yamaha-Werkspilot und 115-fache GP-Sieger hofft auf ein trockenes Rennen in Valencia. «Im trockenen FP3 am Samstag habe ich mich in Sepang auf der M1 gut gefühlt. Auch im Qualifying ist mir eine gute Runde gelungen. Aber die M1 hat sich seit Silverstone nicht verändert. Wir haben seither nur Feintuning gemacht. Und jetzt müssen wir sehr genau überlegen, wie die richtigen Entscheidungen bei der Entwicklung für 2018 aussehen sollten.»

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