MotoGP: Das Saisonfinale ist in Barcelona

Valentino Rossi: Entscheidung in den nächsten Tagen?

Von Günther Wiesinger
Das aktuelle Yamaha-Duo: Maverick Viñales und Valentino Rossi

Das aktuelle Yamaha-Duo: Maverick Viñales und Valentino Rossi

Am 18. März beginnt die MotoGP-WM in Katar. Es wird damit gerechnet, dass Valentino Rossi noch im März seinen Yamaha-Vertrag verlängert.

Vor zwei Jahren hat Valentino Rossi beim Katar-GP seine Vertragsverlängerung bei Movistar-Yamaha für 2017 und 2018 kundgetan – und seinen Teamkollegen Jorge Lorenzo damit in die Arme von Ducati getrieben.

Es ist zu erwarten, dass der neunfache Weltmeister und 115-fache GP-Sieger seinen Vertrag diesmal bereits vor dem Saisonauftakt am 17./18. März erneuert. Aber wohl nur für eine Saison, vielleicht mit einer Option für 2020.

Während des vor wenigen Jahren nur zwei siegverdächtige Hersteller gab (Honda und Yamaha), sind jetzt sechs Werke an der MotoGP-WM beteiligt, alle bezahlen lukrative Gagen.

Deshalb ist die Nachfrage nach Siegfahrern gestiegen, deshalb werden die Verträge immer früher unterzeichnet.

Es ist nicht lange her, da wurden die Vereinbarungen mit den Werken frühestens Mitte Juli und normalerweise erst in der zweiten August-Woche in Brünn besiegelt. Oder noch später.

In diesem Jahr sind bereits drei Verträge unter Dach und Fach gebracht worden: Maverick Viñales hat bei Yamaha für 2019 und 2020 verlängert, Marc Márquez bei Repsol-Honda, und Rookie Francesco Bagnaia hat sich für 2019 mit Pramac-Ducati geeinigt.

Valentino Rossi hat in diesem Jahr beim ersten Sepang-Test am Day 1 bereits eine Tagesbestzeit erzielt, er mischt tadellos mit, auch wenn das Yamaha-Package noch einiges zu wünschen übriglässt und die Performance von Johann Zarco auf der 2016-Yamaha aus dem privaten Tech3-Yamaha-Team Rätsel aufgibt.

Zarco hat im Winter sieben Testtage auf jener 2017-Yamaha geübt, die Rossi und Viñales im Vorjahr oft zur Verzweiflung gebracht hat.

Seine anfängliche Begeisterung ist nach und nach gewichen, deshalb kehrte er in Thailand auf seine Vorjahresmaschine zurück (drei Podestplätze, sechster WM-Rang), die aus der Saison 2016 stammt, allerdings darf der Franzose den Motor jetzt 500/min höher drehen.

Weil nichts dafür spricht, dass Zarco um Klassen besser fährt als Rossi und Viñales, müsste es dem Yamaha-Werksteam an den drei Testtagen in Katar (von heute Donnerstag bis Samstag, jeweils von 11 bis 19 Uhr mitteleuropäischer Zeit) gelingen, ein ähnlich schlagkräftiges Paket auf die Räder zu stellen wie Tech3.

Rossi landete zuletzt in Buriram an zwölfter Stelle, Viñales an achter, Zarco verpasste als Zweiter die Márquez-Bestzeit nur um 0,086 Sekunden.

Das sollte nach menschlichem Ermessen kein Dauerzustand sein.

Anderseits: Bei Honda wurde das Repsol-Werksteam 2004 auch durch Vizeweltmeister Sete Gibernau aus dem Gresini-Kundenteam besiegt, 2005 durch den WM-Zweiten Marco Melandri, Rossi wurde jeweils auf Yamaha Weltmeister.

Nach unserem Dafürhalten wir Rossi zumindest ein Jahr weiterfahren.

Er hat schon ganze Generationen von Gegnern überlebt – von Biaggi über Gibernau und Stoner bis zu Lorenzo, den er in der MotoGP-WM 2014 und 2016 besiegt und auf Rang 3 hat, 2017 hat er ihn in der WM-Tabelle abermals in Schach gehalten.

Klar, Rossi hat seit 2009 keine Weltmeisterschaft gewonnen.

Aber seine Leidenschaft, sein Siegeswille, seine Opferbereitschaft und seine Beliebtheit haben darunter nicht gelitten, im Gegenteil. «Vale» ist besessen von der Idee, nach zehn Jahren noch einmal zuzuschlagen.

Rossi hat zwar 2017 nur ein MotoGP-Rennen gewonnen, 2013 auch, 2016 waren es immerhin vier. Mit dieser Bilanz der nächsten Jahre wird er Agostinis Allzeit-Rekord von 122 GP-Siegen niemals übertreffen.

Doch Rossi kann uns zumindest noch ein oder zwei Jahre jene  Tristesse ersparen, die den Misano-GP 2017 heimgesucht hat, als der Superstar wegen eines Schien- und Wadenbeinbruchs außer Gefecht war.

Die Rossi-Hater werden sich bis zum Rücktritt des Evergreens noch gedulden müssen. Nach seiner insgesamt 24. GP-Saison und seiner 13. bei Yamaha wird nicht Feierabend sein.

Rossi: In vier Jahren dreimal vor Lorenzo

Es wird zwar niemand ein Vermögen auf einen Titelgewinn von Rossi 2018 setzen.

Aber als WM-Fünfter von 2017 und Vizeweltmeister von 2014, 2015 und 2016 zählt «The Doctor» noch lange nicht zum alten Eisen.

Er bleibt eine Bereicherung des MotoGP-Sports, ein «role model» für alle Jungen, ein Idol, das Millionen Fans bewundern und dem Tausende Nachwuchsfahrer nacheifern.

Rossi scheffelt nicht einfach nur Millionen, er betreibt eine erfolgreiche VR46 Riders Academy, er entdeckt und fördert im eigenen GP-Team Talente von Bezzecchi über Morbidelli bis zu Bagnaia, Foggia, Migno und Bulega.

Was machen seine ehemaligen Gegner? Der eine (Stoner) geht Fischen in Australien, der andere (Gibernau) spielt den Riding Coach von Pedrosa, der nächste (Biaggi) betreibt ein Moto3-Team, aber nicht einmal in der Weltmeisterschaft.

Jorge Lorenzo muss vielleicht froh sein, wenn er 2019 wieder einen Ducati-Vertrag bekommt. Mit einer Traumgage von 12,5 Millionen pro Saison darf er auf jeden Fall nicht mehr rechnen, nachdem ihn Andrea Dovizioso (Gage 1 bis 1,5 Mio.) 2017 klar in den Schatten gestellt hat.

Pramac-Ducati-Pilot Danilo Petrucci könnte Lorenzo in diesem Jahr ins Handwerk pfuschen – und 2019 die Werks-Ducati des Spaniers übernehmen.

«Petrux» hat schon im Vorjahr auf der Pramac-Ducati vier Podestplätze erreicht. Jorge Lorenzo stand nur dreimal auf dem Podest.

Die geschätzte Jahresgage von Petrucci in diesem Jahr: 400.000 Euro.

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