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Ohne Sponsorendruck: Marc VDS gibt Tom Lüthi Zeit

Von Ivo Schützbach
Obwohl sich Tom Lüthi nach seinen ersten MotoGP-Tests in Sepang und Buriram auf den letzten Plätzen fand, ist Marc-VDS-Honda-Teamprinzipal Michael Bartholemy mit der Entwicklung des Schweizers zufrieden.

«Man muss sich Zeit nehmen, es ist ja nicht das erste Mal, dass wir einen Rookie in die MotoGP-Klasse gebracht haben», meinte Michael Bartholemy aus dem Team Marc VDS Honda zu den bisherigen Testleistungen von Newcomer Tom Lüthi gegenüber SPEEDWEEK.com. «Das kommt nicht von heute auf morgen, du brauchst viel Erfahrung. Das Manko des Winters, dass Tom zwei Tests verpasste, wird er auch in den ersten zwei Grands Prix noch merken.»

Michael, wenn du Tom Lüthi mit vorhergehenden Rookies in eurem Teams vergleichst, wo steht er vom Potenzial?

Er macht manche Sachen effektiv besser als manche Fahrer, die wir hatten. Die Basis ist auf jeden Fall da.

Mit zwei Rookies im Team ist die Gefahr größer, dass ihr in einer Saison untergeht. Habt ihr keinen Erfolgsdruck von euren Sponsoren?

Eigentlich nicht. Es war seit zwei Jahren klar, dass wir Morbidelli in die MotoGP-Klasse holen wollen.

Der Plan war, Jack Miller zu behalten. Als das nicht geklappt hat, haben wir darüber gesprochen, wer die beste Lösung ist. Wir haben gemeinsam entschieden, dass die beste Alternative Tom ist.
Das ist für ein Team eine sehr luxuriöse Situation, wenn du dir so etwas leisten kannst.
Unser Projekt ist wie eine Pyramide aufgebaut. Dass man Fahrer aus der Spanischen Meisterschaft in Moto3, Moto2 und MotoGP bringt. Klar ist Tom jetzt von außen gekommen. Aber wir sind an die Situation gewöhnt, mit Rookies zu fahren. 2019 oder 2020 wird der nächste aus der Moto2-Klasse kommen, dann haben wir eben wieder einen Rookie. Das ist die Philosophie unserer Struktur.

Wäre es aus Sponsorensicht nicht sinnvoller, wenn ihr einen Toppiloten und einen aufstrebenden Fahrer hättet?

Das war ja der Plan mit Miller. Aber als sich Jack gegen Honda und für Ducati entschied, ging der Plan nicht mehr auf.

In Moto2 haben wir es immer so gemacht. Einen als Sicherheit behalten und einen neuen gebracht.

Einen der Stars würdet ihr ohnehin nicht kriegen?

Den könnten wir uns auch finanziell nicht leisten, da muss man die Füße auf dem Boden lassen. Wir sind ein Privatteam, privat finanziert. Die Topleute, die vorne mitfahren, haben ein Gehalt, das ist so hoch wie unser jährliches Budget. Von so einem Fahrer sollten wir nicht träumen.

Tom Lüthi meint, dass er noch zu sehr wie in der Moto2-Klasse fährt. Seht ihr das in den Daten?

Ja. Tom hatte in Moto2 immer einen super Topspeed, er ist ein sehr aerodynamischer Fahrer. Er richtet das Motorrad auf und geht sofort hinter die Verkleidung. Wenn du mit dem MotoGP-Bike aus der Kurve kommst, brauchst du Gewicht auf dem Vorderrad. Da musst du nicht hinter die Verkleidung gehen, du hast so viel Power, zu viel Power, bis zum fünften Gang. Erst dann musst du langsam hinter die Verkleidung.

Das ist im Moment sein Schwachpunkt. Das hat er sich für die kleineren Kategorien gut angelernt, jetzt muss er das aber wegbekommen. Schau dir die anderen Fahrer an, die sind aus der Kurve raus komplett über dem Vorderrad, um es an den Boden zu bekommen. Daran muss er arbeiten.

In Buriram hatte Lüthi größeren Rückstand auf Morbidelli als in Sepang, obwohl die Rundenzeit in Thailand 30 Sekunden kürzer ist.
Tom steht jetzt ungefähr da, wo Morbidelli nach dem zweiten Test in Jerez stand. Ihm fehlt der Valencia- und der Jerez-Test. Aber die Zeiten sind die Zeiten. Zurückblicken bringt nichts, wir müssen mit jedem Testtag schauen, dass wir vorwärtskommen. Er muss lernen, wie dieses Motorrad gefahren werden muss, wir müssen ihm das erklären und näherbringen.

Tom Lüthi hat einen Ein-Jahres-Vertrag mit euch: Wie lange gilt die Schonfrist für ihn?

Bis zum letzten Rennen in Valencia. Wir hielten uns immer an unsere Verträge. Wir hatten auch mit Redding eine harte Zeit und auch mit Rabat. Die Sache steht für mich, Tom wird kommen.

Bis Argentinien wird er dort sein, wo Morbidelli jetzt ist.

Orientiert ihr euch immer am Ersten oder habt ihr eher ein Auge auf die Rookie-Wertung?

Man schaut schon auf den Ersten. Morbidelli war in Buriram fünf Zehntel hinter Márquez. Ich glaube, dass der neue Motor von Márquez 2/10 sec bringt. Also wären wir gar nicht so weit weg, wenn wir das gleiche Motorrad hätten.

Wichtig für uns ist aber auch Nakagami. Nicht nur weil er ein Rookie ist, sondern weil er das gleiche 2017-Motorrad hat wie wir.

Andrea Dovizioso urteilte nach dem Buriram-Test, dass das Ergebnis nicht aussagekräftig sei und am Rennwochenende alles anders aussehen wird, weil niemand weiß, wer wann mit welchen Reifen unterwegs war.

Das ist richtig. Zum Beispiel Rabat sagte mir, dass Morbidelli schneller sei als er. Wenn er aber einen weichen Reifen montiert, dann kann er uns wegfahren. Aber das ist eben eine Runde.

Wir haben in den letzten Jahren bei den Tests nie nach der absoluten Zeit geguckt, wir müssen uns auf das erste Rennwochenende in Katar vorbereiten. Über die Distanz sind wir gut, vom Resultat auf dem Papier könnten wir aber besser sein.

Traust du deinen Fahrern beim ersten Rennen in Katar unter normalen Umständen Punkte zu?

Ja.

MotoGP-Test Buriram, kombinierte Zeitenliste aller drei Tage:

1. Dani Pedrosa, Honda, 1:29,781 min
2. Johann Zarco, Yamaha, + 0,086 sec
3. Marc Márquez, Honda, + 0,188
4. Cal Crutchlow, Honda, +0,283
5. Alex Rins, Suzuki, +0,397
6. Jack Miller, Ducati, +0,404
7. Andrea Dovizioso, Ducati, +0,411
8. Maverick Viñales, Yamaha, +0,493
9. Danilo Petrucci, Ducati, +0,586
10. Takaaki Nakagami, Honda, +0,675
11. Tito Rabat, Ducati, +0,695
12. Valentino Rossi, Yamaha, +0,730
13. Franco Morbidelli, Honda, +0,867
14. Aleix Espargaró, Aprilia, +0,920
15. Andrea Iannone, Suzuki, +0,937
16. Jorge Lorenzo, Ducati, +0,948
17. Álvaro Bautista, Ducati, +1,102
18. Bradley Smith, KTM, +1,140
19. Mika Kallio, KTM, +1,388
20. Scott Redding, Aprilia, +1,530
21. Tom Lüthi, Honda, +1,573
22. Hafizh Syahrin, Yamaha, +1,756
23. Karel Abraham, Ducati, +1,880
24. Xavier Siméon, Ducati, +2,238

Sepang-Test, kombinierte Zeitenliste aller drei Tage:

1. Jorge Lorenzo, Ducati, 1:58,830 min
2. Dani Pedrosa, Honda, + 0,179 sec
3. Cal Crutchlow, Honda, + 0,222
4. Andrea Dovizioso, Ducati, + 0,339
5. Jack Miller, Ducati, + 0,516
6. Alex Rins, Suzuki, + 0,518
7. Maverick Viñales, Yamaha, + 0,525
8. Marc Márquez, Honda, + 0,552
9. Valentino Rossi, Yamaha, + 0,560
10. Johann Zarco, Yamaha, + 0,681
11. Danilo Petrucci, Ducati, + 0,698
12. Tito Rabat, Ducati, + 0,717
13. Andrea Iannone, Suzuki, + 0,785
14. Aleix Espargaró, Aprilia, + 1,095
15. Takaaki Nakagami, Honda, + 1,241
16. Álvaro Bautista, Ducati, + 1,375
17. Pol Espargaró, KTM, + 1,432
18. Mika Kallio, KTM, + 1,634
19. Bradley Smith, KTM, + 1,690
20. Franco Morbidelli, Honda, + 1,696
21. Karel Abraham, Ducati, + 1,744
22. Xavier Siméon, Ducati, + 1,954
23. Scott Redding, Aprilia, + 1,982
24. Sylvain Guintoli, Suzuki, + 2,290
25. Tom Lüthi, Honda, + 2,296 
26. Yonny Hernandez, Yamaha, + 2,393
27. Michele Pirro, Ducati, +5,937

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