Marc VDS: Jetzt Drei-Jahres-Vertrag mit Yamaha?
Marc VDS-Teamprinzipal Michael Bartholemy
Das belgische Marc VDS-Honda-Team steigt mit einer neuen Fahrerpaarung in die vierte MotoGP-Saison ein: Jack Miller wird von Tom Lüthi ersetzt, Moto2-Weltmeister Franco Morbidelli hat den Platz von Tito Rabat übernommen.
Redding, Rabat und Miller waren die bisherigen MotoGP-Fahrer von Marc VDS, der Deal mit Honda wurde für 2018 trotz einigen Ärgers um ein viertes Jahr verlängert.
Aber Teamprinzipal Michael Bartholemy hält bereits nach neuen Möglichkeiten für die Zukunft Ausschau, wie der Belgier im Exklusiv-Interview mit SPEEDWEEK.com bestätigte. Er redet mit Honda, Yamaha und Suzuki.
Michael, Yamaha hat bisher kein MotoGP-Kundenteam für 2019, weil Tech3 für drei Jahre zu KTM wechselt. Du hast Yamaha immer als zweitbeste Lösung neben Honda bezeichnet. Ist ein Umstieg geplant?
Ja, ehrlich gesagt, wir haben bereits am Telefon mit Yamaha gesprochen und einige E-Mails ausgetauscht. Wenn ich das nicht gemacht hätte, hätte ich ein gutes Motorrad auf der Straße liegen lassen.
Aber wir reden auch mit Honda. Seit Alberto Puig dort ist, hat sich dort die Sache zum Positiven gedreht. Er ist einfach geradeaus. Er erkundigt sich nach unseren Plänen und Absichten und lässt anklingen: Wir haben vielleicht ein Motorrad für euch. Er spricht Klartext, so wie es sein muss.
Ich habe ihm gesagt: Ich würde die Materialentscheidung am liebsten im März oder April treffen. Wir werden uns in Katar unterhalten.
Bei Honda bist du die Nummer 3 hinter Repsol und LCR, bei Yamaha kannst du 2019 die Nummer 2 sein. Aber irgendwann kommt womöglich Rossi mit einem eigenen Yamaha-MotoGP-Team. Du brauchst also mindestens einen Zwei-Jahres-Vertrag?
Ich habe am Dienstag mit Teambesitzer Marc van der Straten gesprochen. Und da wir jetzt einige Optionen auf dem Tisch haben, werden wir auf jeden Fall für die Zukunft einen Drei-Jahres-Vertrag von 2019 bis 2021 verlangen.
Du kannst auswählen zwischen Yamaha und Honda. Kommen auch Aprilia und Suzuki in Frage?
Suzuki kommt auf jeden Fall noch in Frage. Mit Suzuki haben wir schon vor einiger Zeit gesprochen. Das Paket, das sie anbieten, ist reizvoll, es ist ähnlich wie bei Tech3 und KTM.
Es wird sich zwischen diesen drei Fabrikaten entscheiden. Wir werden gucken, welches das beste Angebot ist. Es geht ums technische Pakat. In der MotoGP geht es da auch um technisches Personal vom Werk und Support bei der Elektronik. Du kannst diese Aufgabe als Privatteam nicht mehr allein erledigen. Die Ingenieure vom Werk müssen im Pakat drin sein.
Du hast dich im Vorjahr geärgert, weil HRC für Miller kein 2018-Material herausrücken wollte und seinen Crew-Chief Aurín zu Nakagami und LCR transferiert hat. Ist dieser Ärger verraucht?
Nein, nein, der Ärger ist immer noch da. Dieses Gehabe hat mich effektiv verletzt. Ich glaube immer noch, dass Jack Miller der beste Fahrer für ein Satellitenteam ist, er ist mit 23 Jahren noch jung, hat aber drei Jahre MotoGP-Erfahrung, er ist schnell. Wir hatten ein super Marketing mit ihm, er ging aber leider zu Ducati, weil er bei Honda kein 2018-Motorrad bekommen hätte.
Honda müsste schon mit etwas Reizvollem kommen für die nächsten Jahre. Ich bin gespannt, was sie mir anbieten werden.
Wenn Rossi 2020 oder 2021 ein eigenes Yamaha-Team macht, müsste Yamaha eventuell ein drittes MotoGP-Team bilden – wie 2014 und 2015 mit Forward?
Ja, ich denke schon. Rossi würde vielleicht im ersten und zweiten Jahr nur einen MotoGP-Fahrer ausrüsten. Also wären fünf Bikes vorstellbar. Das würde Yamaha zustande bringen, denke ich.
Wir möchten einen Vertrag für drei Jahre, mit dem wir glücklich sind. Wir schauen nicht auf Rossi. Valentino soll machen, was er will.
Bedauerst du, dass dir Poncharal den KTM-Deal weggeschnappt hat?
Ja, denn der KTM-Vertrag wäre interessant gewesen. Aber das ist jetzt «rucki zucki» gegangen. Ich hätte niemals gedacht, dass der Hervé so schnell entscheiden würde und diese Vereinbarung schon im Januar oder Februar besiegelt wird.