Valentino Rossi: Der unvergessliche Liebesbrief
Valentino Rossi 2018 in Misano
Für Valentino Rossi hat der Motorradsport viel mit Leidenschaft und Emotionen zu tun. Und natürlich betrachtet er sein Fahrzeug nicht als einen seelenlosen Haufen Leichtmetall mit viel Karbon, sondern er hält in der Box regelmässig Zwiesprache mit seinem geliebten Gefährt, meist am Abend, wenn die Box entvölkert ist und er sich unbeobachtet fühlt.
«M1» heißt die MotoGP-Rennversion von Yamaha, und Rossi sprach «vom Ende eine wunderschönen Liebesbeziehung», als er Yamaha nach der Saison 2010 den Rücken kehrte und zu Ducati ging.
Als «Vale» nach sieben Jahren und vier Titelgewinnen bei Yamaha Abschied nahm, hinterließ er einen öffentlichen, handgeschriebenen Liebesbrief. «Es ist sehr schwierig, mit wenigen Worten mein Verhältnis zu Yamaha zu erklären. Seit meiner Ankunft 2004 hat sich viel verändert. Besonders sie – meine M1 – hat sich verändert. Damals war sie ein armseliges Mittelfeld-Motorrad, die meisten Fahrer machten einen weiten Bogen um sie. Ich habe ihr auf die Sprünge geholfen, sie ist besser und erwachsen geworden, man kann sie in der Box lächeln sehen, sie wird behütet und bewundert, sie gilt als Gradmesser in dieser Klasse. Jetzt ist der Augenblick gekommen, nach neuen Herausforderungen Ausschau zu halten. Meine Aufgabe bei Yamaha ist beendet. Leider gehen auch die prächtigsten Lovestorys zu Ende. Aber es bleiben unvergessliche Erinnerungen zurück, die uns niemand nehmen kann. Zum Beispiel an den Welkom-GP 2004, als meine M1 und ich den ersten Kuss ausgetauscht haben, im Gras neben der Piste, sie hat mir gerade und aufrichtig in die Augen geblickt und geseufzt: ‘Ich liebe dich!’»
Rossi hatte damals gleich sein erstes Rennen auf der M1-Yamaha triumphal gegen die favorisierte Honda-Meute gewonnen. Irgendwann will Vale diesen litararisch wertvollen Liebesbrief auf E-bay zugunsten von wohltätigen Zwecken versteigern.
Und ausgerechnet im 13. Ehejahr mit Yamaha blieb Rossi mit der M1 erstmals sieglos.