Valentino Rossi: Mit 350 km/h über den Sprunghügel
Bei 350 km/h mit beiden Rädern in der Luft: Rossi auf der Vollgas-Kuppe in Mugello
MotoGP-Weltmeister und WM-Leader Marc Márquez machte 2013 in seiner ersten MotoGP-Saison im FP1 in Mugello auf recht schmerzhafte Art und Weise mit der Vollgas-Kuppe nach Start/Ziel kurz vor dem Anbremsen der Kurve 1 Bekanntschaft. Er drehte das Gas nicht zu, das Vorderrad lenkte nach dem Abheben nach links ein – und #MM93 flog dann mit 338 km/h links auf den Grünsteifen und schrammte nach dem wilden Crash haarscharf an der Betonmauer entlang. Er kam mit einer paar Schrammen am Kinn davon und setzte sich im FP2 im Autodromo del Mugello wieder ungerührt aufs eine Repsol-Honda.
Auch heute ist diese Kuppe auf der 1,1 km langen Zielgeraden eine neuralgische Stelle. Für die Fahrer mit den fast 290 PS starken 1000-ccm-Vierzylinder-Raketen gilt diese Stelle immer noch als Mutprobe. Sie wird mit ca. 350 km/h in Angriff genommen...
Andrea Dovizioso sagt, die Winglets seien auf dieser Kuppe wegen der erzeugten Downforce (Abrieb) sehr nützlich. «Dort bewähren sich die Flügel, man spürt die Downforce, das ist bei diesem Sprung sehr effektiv zu spüren. Dank der Winglets haben jetzt dort beim ‚jump‘ alle Motorräder mehr Stabilität. Das ist ein Vorteil der neuen Vorschriften. Der Vollgas-Sprung ist in diesem Jahr nicht so gefährlich gewesen wie in der Vergangenheit.»
Valentino Rossi kennt diesen ‚jump‘ als einziger Fahrer im Feld schon aus der 500-ccm-Zweitakt-Ära, die für die Werksteams 2001 zu Ende ging. «Heute ist diese Kuppe anders zu fahren als damals mit der 500er», räumt Rossi ein. «Der größte Unterschied ist der Speed. Mit den MotoGP-Maschinen ist es furchterregend, weil du dort schneller eintriffst als früher mit den 500er-Bikes. Heute springst du auf dem Hügel, du bist mit beiden Rädern in der Luft. Mit der 500er waren die Wheelies dort schwieriger zu beherrschen, denn wir hatten noch keine elektronische Wheelie-Control, man musste also kurz das Gas zudrehen. Mit den Winglets bäumen sich die Motorräder dort weniger auf. Dadurch wirkt der Sprung flacher. Aber es durchfährt dich dort in jeder Runde eine spürbare Emotion, eine Gefühlsregung.»
Marc Márquez würde sich eine Abflachung der Kuppe wünschen, er möchte die Anfahrt zum Turn 1 sicherer gestalten. Aber bisher stossen die Fahrer bei den Streckeneigentümern (Mugello gehört dem Fiat-Ferrari-Konzern) auf taube Ohren.