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Jorge Lorenzo hat Kummer: Keine Punkte & Steuerärger

Von Günther Wiesinger
Insgesamt sechs Beamte umstellten das Motorhome von Jorge Lorenzo

Insgesamt sechs Beamte umstellten das Motorhome von Jorge Lorenzo

Seit vergangenem Freitag steht Jorge Lorenzo im Verdacht, ein Steuersünder zu sein. Als ob der Repsol-Honda-Pilot nicht genug andere Sorgen hätte.

Jorge Lorenzo (32), Vorjahressieger auf dem Circuit de Catalunya-Barcelona, erlebt die schwierigste Phase seiner Karriere. Vor einem Jahr um diese Zeit hat er mit der Ducati Desmosedici in Mugello und Catalunya gewonnen. Ducati-CEO Claudio Domenicali traute ihm sogar den Titelgewinn 2018 zu. Aber seit dem Abschuss durch Marc Márquez beim Aragón-GP im September in der ersten Kurve nach dem Start war Lorenzo oft verletzt, an allen erdenklichen Körperteilen, zuletzt tat er sich im Januar vor dem ersten Wintertest in Sepang/Malaysia beim Offroad-Fahren weh.

Die Handverletzung machte er dann lange für die mäßigen Ergebnisse verantwortlich. Aber auch nach sechs Grand Prix stand der 32-jährige Mallorquiner bei Repsol-Honda ohne Top-Ten-Platz da. In Montmeló sah er die Chance auf ein Top-Ergebnis. Jorge schaffte im Qualifying Platz 10. Und natürlich sagen die Kritiker jetzt, der Teamkollege des überragenden Márquez hätte zuerst einmal ein Top-Ten-Resultate einfahren sollen statt wie in Irrwisch in knapp zwei Runden um einen Platz in den ersten Drei zu kämpfen. «In der zweiten Runde gewinnt man kein Rennen», sagte Viñales.

Aber wer nicht diesen unbändigen Siegeswillen hat, wird auch nicht fünfmal Weltmeister und gewinnt nicht 48 Grand Prix!

«Es waren einfach zu viele Fahrer auf zu engem Raum», suchte Lorenzo nach Erklärungen.

«Diese Kurve 10 ist wie ein Supermarkt-Parkplatz», nahm Rossi seinen ehemaligen Erzfeind in Schutz.

Auch Marc Márquez sprang seinem Landsmann wortreich zur Seite. Immerhin hatte er mit einem Streich drei gefährliche Titelgegner schachmatt gesetzt.

Lorenzo liegt also nach sieben Grand Prix in der WM mit kümmerlichen 19 Punkten auf dem 15. WM-Rang, knapp vor den KTM-Piloten Zarco und Oliveira sowie Iannone.

Am Montag kam der nächste Rückschlag: Lorenzo stürzte am Vormittag beim Test schwer.

Gleichzeitig muss sich Lorenzo mit den spanischen Steuerfahndern herumschlagen, die natürlich wissen, dass er bei Ducati in zwei Jahren 25 Millionen und insgesamt 2017 und 2018 vermutlich 30 Millionen Euro verdient hat. Das weckt Begehrlichkeiten. Da Lorenzo seit dem Sommer 2013 seinen Hauptwohnsitz bei Lugano im Schweizer Tessin hat, entgehen dem spanischen Fiskus viele Millionen.

Obwohl Lorenzo jetzt den Steuergesetzen seiner Schweizer Wahlheimat unterliegt, lassen die spanischen Finanzbehörden nicht locker. Deshalb wurde Lorenzo Freitagfrüh im Paddock von Montmeló von Beamten des Ministerio de Hacienda heimgesucht und von bewaffneten Beamten der Mossos d’esquadra. Insgesamt sechs Beamte umstellten sein Motorhome, das durch die Startnummer 99 an der Front leicht zu erkennen war.

Die Fahnder zeigten sich nicht gerade zimperlich, es kam zu Handgreiflichkeiten und lautem Stimmengewirr. Die MotoGP-Kollegen aus den benachbarten Motorhomes wurden hellhörig und trauten ihren Augen nicht, als Lorenzos Manager Albert Valera öffentlich verhört wurde, ein Zivilbeamter filmte den Vorgang und nahm das Gespräch auf.

Steuerexperten vermuten: Die spanischen Finanzbeamten wollen Lorenzo zumindest die Steuern für die Einnahmen aus den vier spanischen Grand Prix in Jerez, Barcelona, Aragón und Valencia abluchsen, das wären ca. 55 Prozent eines knappen Fünftels seiner Jahresgage, zu denen auch die Einnahmen der privaten Sponsoren (Energy Drink, Helm, Lederkombi usw.) gehören.

Steuern müssen in dem Land bezahlt werden, wo die Tätigkeit ausgeübt wurde und die Einnahmen erwirtschaftet wurden, lautet die Ansicht mancher Steuerexperten in der EU.

Lorenzo ist nicht der erste prominente Motorradrennfahrer, der Ärger mit den Steuerbehörden hat. Gibernau und Capirossi sowie Rossi machten diesbezüglich Schlagenzeilen, die Ermittlungen gegen Max Biaggi wurden kürzlich eingestellt. Barry Sheene wanderte in den 1980er-Jahren rechtzeitig nach Australien aus, bevor ihm die britischen Steuerfahnder auf die Pelle rückten.

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