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Pit Beirer (KTM): «Welpenschutz ist vorbei»

Von Nora Lantschner
KTM-Motorsportchef Pit Beirer und Red Bull-KTM-Teammanager Mike Leitner nutzten den Showrun von Skiass Marcel Hirscher auf dem Red Bull Ring von Spielberg, um zurück und voraus zu blicken.

Vor einer Woche durfte Skistar Marcel Hirscher auf der KTM RC16 Gas geben. Die MotoGP-Asse genießen aktuell ihre Sommerpause, aber der Countdown für den «myWorld Motorrad Grand Prix von Österreich 2019» läuft schon: Nur eine Woche nach dem Brünn-GP sind die Zweiradasse vom 9. bis 11. August auf dem Red Bull Ring von Spielberg zu Gast.

«Für uns war in der ersten Sekunde klar, dass es eine große Ehre ist, dieses Projekt mit dem Marcel zu starten. Solche Weltklasse-Athleten gibt es nur ganz wenige auf der Welt. Die sind mental so gut drauf. Als österreichisches Team ist es für uns eine Ehre, ihn auf unserem Motorrad zu sehen», kommentierte KTM-Motorsportdirektor Pit Beirer den Abstecher des achtfachen Ski-Weltcup-Gesamtsiegers auf die asphaltierte Rennstrecke.

«Es ist eine besondere Sache, mit so einem Welt-Superstar zusammenzuarbeiten und ihn persönlich kennen zu lernen – in einem für ihn ganz anderem Metier. Da gibt man gerne einen Urlaubstag her», stimmte ihm Red Bull-KTM-Teammanager Mike Leitner zu.

Im Rahmen des Showruns wurde natürlich kräftig die Werbetrommel für den Heim-GP von KTM gerührt: «Mit dem Rennen hier am Spielberg steuern wir auf den Hauptfeiertag zu», bestätigte Beirer. «Langsam kommt die Spannung auf, denn wir werden doch recht ordentlich beobachtet, was wir so treiben in der Straßenrennszene, speziell in der MotoGP. Es heißt dann immer, im dritten Jahr sollten die ersten Ergebnisse kommen. Natürlich wollen wir uns beim Heim-GP sehr gut verkaufen.»

Pol Espargaró bescherte dem Red Bull-KTM-Werksteam in der laufenden Saison schon fünf Top-10-Plätze. Mit 56 Punkten liegt der Spanier nach neun Rennen auf Rang 10 der WM-Wertung. Zum Vergleich: In der gesamten Saison 2018 kam er nur auf 51 Zähler. Neuzugang Johann Zarco schaffte den Sprung in die Top-10 hingegen erst einmal, im WM-Klassement findet er sich auf Rang 17 wieder.

«Es läuft eigentlich sehr gut in dieser Saison, obwohl wir am letzten Wochenende vor der Sommerpause mit dem Sturz von Johann [Zarco] nicht super happy waren. Auch Pol hat in den letzten zwei Rennen mit einer Handverletzung gestrauchelt, es war nicht gerade die optimale Phase für uns», blickte der KTM-Motorsportdirektor zurück. «Aber jetzt haben wir eine kurze Sommerpause, zumindest im Rennkalender, denn das Testteam ist unterwegs. Wir versuchen natürlich alles darauf auszurichten, auf dem Spielberg eine ordentliche Nummer abzufeuern!»

Ende Juni sorgte der Niederländer Max Verstappen beim Formel-1-GP für einen Red Bull-Heimsieg – und beste Stimmung auf dem Spielberg: «Orange war bei der Formel 1 schon die dominierende Farbe und das wollen wir natürlich wieder sehen!»

Red Bull Racing hat übrigens im fünften Jahr den ersten GP-Sieg gefeiert. «Ich weiß nicht, ob sich der Mike traut zu sagen, dass wir im fünften Jahr ein Rennen gewinnen», schmunzelte Beirer, der aber darauf verwies, dass der F1-Rennstall und das KTM-Werksteam in der MotoGP-WM nicht nur den Titelsponsor teilen.

«Wir haben mit ähnlichen Ideen angefangen, wie es auch Red Bull Racing gemacht hat. Mit sehr viel Leidenschaft, wir wollten unbedingt bei der MotoGP dabei sein und haben uns in dieses Abenteuer gestürzt. Wir haben auch um viel Geduld gebeten, weil es wirklich ein Kaltstart war. Es gibt im ganzen Land kein solches Motorrad, wo du mal etwas vergleichen kannst. Um in Österreich MotoGP zu fahren, musst du einfach sagen: 'So, wir bauen ein MotoGP-Bike.' Das haben wir gemacht. An dieser Stätte [Spielberg] hatten wir auch das Roll-out im Herbst 2015, das war für uns ein ganz besonderer Gänsehaut-Moment.»

Beirer weiter: «Jetzt sind wir mitten drin im Fahrwasser. Keiner will es mehr hören, dass wir eigentlich noch relativ jung dabei sind. Wir wollen schon anfangen, Rennen zu fahren. Der Welpenschutz ist vorbei. Darüber sind wir uns auch im Klaren. Das Motorrad hat sich weiterentwickelt, dass man auch aus eigener Kraft um die Top-10, Top-8-Plätze angreifen kann. Das muss das Ziel sein: So konkurrenzfähig zu werden, dass man irgendwann aus eigener Kraft auf das Podium fahren kann. Im fünften Jahr traue ich mich schon zu sagen, dass wir da richtig angreifen wollen. Eigentlich auch schon vorher. Wir sind mitten drin in einer guten Entwicklung, wo wir das Motorrad verstehen, die Klasse verstehen, wenn wir etwas am Motorrad verändern wissen, was dabei raus kommt. Deshalb glaube ich, es geht auf jeden Fall in die richtige Richtung!»

«Ich bin immer einer, der die Erwartungen ein bisschen herunter drückt», betonte Leitner. «Es ist wirklich ein straffer Zeitplan. Wenn man das Ziel hat, im fünften Jahr einen Grand Prix zu gewinnen, ist es wirklich sehr hart. Wir sind natürlich dran, jeder pusht 100 Prozent. Heutzutage unter die ersten Zehn der WM zu fahren, bei der Dichte von Herstellern und Fahrern, ist schon gar nicht so einfach. Man muss wirklich sehr behutsam Schritt für Schritt gehen, damit man keine Fehler macht.»

Der Red Bull-KTM-Teammanager zog einen zu Stargast Hirscher passenden Vergleich: «Wie Pit schon gesagt hat, wir sind wirklich bei Null gestartet. Es wäre vergleichbar, wenn man sagt, jetzt bauen wir einen Ski, dann suchen wir Skifahrer und dann fahren wir im Weltcup. Das haben wir eigentlich gemacht im Straßensport bei KTM. Daher muss ich sagen, wir sind im dritten Jahr, also zweieinhalb Saisonen im Grand-Prix-Sport, wir haben ein Podium geschafft und einige Top-10-Plätze. Es liegt im Plan, ich bin überrascht, dass wir es in dieser Zeit erreicht haben, weil wir wirklich gegen fünf sehr harte Konkurrenten kämpfen.»

Nicht nur der Kampf der Hersteller macht die Königsklasse zu einer wahren Herausforderung: «Die Fahrerqualität hat sich in der MotoGP-Klasse in den letzten Jahren derart komprimiert, speziell von hinten nach vorne. Die Spitze hat sich immer Schritt für Schritt gesteigert, aber man sieht jetzt große Namen wie Valentino Rossi oder Dovizioso, wie oft auch sie zum Beispiel den Sprung ins Q2 am Samstag nicht schaffen. Das zeigt, wie viel junge und starke Fahrer dabei sind. Es muss wirklich alles passen, damit wir Schritt für Schritt weiter kommen.»

WM-Stand nach 9 von 19 Rennen:

1. Márquez 185. 2. Dovizioso 127. 3. Petrucci 121. 4. Rins 101. 5. Viñales 85. 6. Rossi 80. 7. Miller 70. 8. Quartararo 67. 9. Crutchlow 67. 10. Pol Espargaró 56.

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