Skandal: Suzuki-Werksteam testete illegalen Motor
Sylvain Guintoli fuhr am Freitag mit einem illegalen Motor
Das Suzuki Ecstar-Team setzt beim MotoGP-Rennen in Motegi/Japan wie in den vergangenen Jahren den französischen Testfahrer Sylvain Guintoli mit einer Wildcard ein. Teammanager Davide Brivio berichtete gestern, Guintoli sitze auf einem 2020-Prototyp. Der Fahrer selbst zeigte sich nicht sehr auskunftsfreudig und wenig gesprächig, was die technischen Neuheiten betraf. Aber die Konkurrenten gingen davon aus, dass es sich nur um Chassis-Modifikationen handeln konnte.
Denn die Motoren-Spezifikation ist seit Jahren bei den siegreichen Werken wie Honda, Yamaha, Suzuki und Ducati am dem Saisonstart in Katar eingefroren. Nur die «concession teams», also die Neueinsteiger wie KTM und Aprilia, dürfen die Motoren während der Saison beliebig weiterentwickeln. Suzuki gehörte 2018 noch zu den «concessions teams». Im Vorjahr wurden aber zu viele Podestplätze erreicht, also fielen die Privilegien für 2019 alle weg.
Danny Aldridge, MotoGP Technical Director, ließ den Motor der Guintoli-Suzuki GSX-RR am Freitagabend überprüfen. Und tatsächlich entsprach er nicht der Homologation und nicht jener Spezifikation, die im März in Doha für Joan Mir und Alex Rins für die gesamte MotoGP-Saison homologiert wurde. Es handelte sich tatsächlich um eine 2020-Version, die das Suzuki-Werksteam beim Heim-Rennen unter Rennbedingungen testen wollte. Das ist illegal.
Im nassen FP3-Training Samstagfrüh erzielte Guintoli übrigens die fünftbeste Zeit, da verwendete er aber bereits einen 2019-Motor.
Doch kurz nach dem FP3 meldeten die FIM MotoGP-Stewards Bill Cumbow, Freddie Spencer und Peter Goddard: Bei Guintoli wurden sämtliche Rundenzeiten aus dem FP1 und FP2 vom Freitag (Platz 19 mit 1:46,803 min) gestrichen, Guintoli wird vom Freitag-Trainings disqualifiziert. Denn Suzuki hat gegen Artikel 3.5.5 des FIM World Championship Grand Prix Regulations verstoßen.
Da unvorstellbar ist, dass in einem Werksteam wie bei Suzuki niemand das seit Jahren bestehende Reglement kennt, lässt sich die Vorgangsweise von Suzuki nur schwer unter Vermeidung des Worts «Betrug» beschreiben. Ein vergleichbares Vergehen in einem MotoGP-Werksteam aus der jüngsten Vergangenheit ist nicht bekannt.
Honda zum Beispiel testete die 2020-V4-1000-ccm-Motoren mit Stefan Bradl jeweils heimlich in Jerez. Honda hat die 2020-Version des Motors auch beim offiziellen IRTA-Test in Misano nach dem Silverstone-GP im August ausprobiert. Dort ist es erlaubt.
Zur Erinnerung: Die «Homologated engines», von den Teams auch als «frozen spec» bezeichnet, sind seit 2014 vorgeschrieben, also in der sechsten Saison!
Suzuki hatte schon nach der Saison 2016 einmal die «concession teams»-Privilegien verloren, weil Maverick Viñales damals mit der GSX-RR in England gewann und etliche Podestplätze eroberte.
Nach der schwachen Saison 2017 fiel Suzuki wieder unter das «concession teams»-Konzept, konnte also die Motoren während der Saison wieder entwickeln. Nach den Podestplätzen von Rins und Iannone 2018 gingen die Privilegien wieder verloren.
Oder ist Suzuki-Teammanager Davide Brivio (seit der MotoGP-Rückkehr von Suzuki 2015 im Amt) wirklich völlig ahnungslos? Er offenbarte nämlich am Freitag gegenüber MotoGP.com-TV-Reporter Simon Crafar: «Guintoli testet den ersten Prototyp eines neuen Motors für die nächste Saison.»
Man kann sich vorstellen, dass die Technik-Mannschaft von Danny Aldrige nach dieser Aussage hellhörig wurde.
Ergebnis MotoGP-FP3 im Regen
1. Petrucci, Ducati, 1:54, 710
2. Márquez, Honda, + 0174 sec
3. Morbidelli, Yamaha, + 0,465
4. Viñales, Yamaha, + 0,748
5. Guintoli, Suzuki, + 0,880
6. Dovizioso, Ducati, + 1,012
7. Rins, Suzuki, + 1,086
8. Quartararo, Yamaha, + 1,101
9. Pol Espargaró, KTM, + 1,114
10. Oliveira, KTM, + 1,150
11. Mir, Suzuki, + 1,262
12. Rossi, Yamaha, + 1,520
13. Kallio, KTM, + 1,533
14. Aleix Espargaró, Aprilia, + 1,687
15. Nakagami, Honda, + 1,827
16. Abraham, Ducati, + 2,099
17. Crutchlow, Honda, + 2,102
18. Miller, Ducati, + 2,130
19. Bagnaia, Ducati, + 2,466
20. Iannone, Aprilia, 2,516
21. Syahrin, KTM, 2,845
22. Lorenzo, Honda, + 2,895
23. Rabat, Ducati, + 3,911
MotoGP Motegi, kombinierte Zeitenliste FP1, FP2, FP3
1. Quartararo, Yamaha, 1:44,764 min
2. Viñales, Yamaha, + 0,321 sec
3. Márquez, Honda, + 0,336
4. Dovizioso, Ducati, + 0,650
5. Rossi, Yamaha, + 0,702
6. Morbidelli, Yamaha, + 0,798
7. Miller, Ducati, + 0,813
8. Petrucci, Ducati, + 0,855
9. Mir, Suzuki, + 0,877
10. Aleix Espargaró, Aprilia, + 0,957
11. Rins, Suzuki, + 0,966
12. Crutchlow, Honda, + 1,040
13. Pol Espargaró, KTM, + 1,256
14. Bagnaia, Ducati, + 1,566
15. Nakagami, Honda, + 1,793
16. Abraham, Ducati, + 1,812
17. Lorenzo, Honda, + 1,897
18. Iannone, Aprilia, + 1,981
19. Oliveira, KTM, + 2,036
20. Kallio, KTM, + 2,134
21. Rabat, Ducati, + 2,394
22. Syahrin, KTM, + 3,210
23. Guintoli, Suzuki, + 10,726 sec
Ergebnis FP1 MotoGP in Motegi
1. Viñales, Yamaha, 1:45,572
2. Quartararo, Yamaha, +0,258
3. Morbidelli, Yamaha, + 0,411
4. Márquez, Honda, + 0,463
5. Rins, Suzuki, + 0,493
6. Mir, Suzuki, 0,553
7. Miller, Ducati, + 0,625
8. Dovizioso, Ducati, 0,634
9. Pol Espargaró, KTM, + 0,643
10. Crutchlow, Honda, + 0,717
11. Aleix Espargaró, Aprilia, + 0,842
12. Rossi, Yamaha, + 0,848
13. Petrucci, Ducati, + 0,963
14. Iannone, Aprilia, + 1,173
15. Nakagami, Honda, + 1,191
16. Kallio, KTM, + 1,326
17. Oliveira, KTM, + 1,370
18. Abraham, Ducati, + 1,755
19. Lorenzo, Honda, + 1,866
20. Bagnaia, Ducati, + 1,924
21. Rabat, Ducati, + 2,525
22. Syahrin, KTM, + 2,786
MotoGP-WM-Stand nach 15 von 19 Rennen:
1. Marc Márquez 325 Punkte (Weltmeister). 2. Dovizioso 215. 3. Rins 167. 4. Viñales 163. 5. Petrucci 162. 6. Rossi 145. 7. Quartararo 143. 8. Miller 119. 9. Crutchlow 102. 10. Morbidelli 90. 11. Pol Espargaró 80. 12. Nakagami 74. 13. Mir 58. 14. Aleix Espargaró 46. 15. Bagnaia 34. 16. Iannone 33. 17. Oliveira 29. 18. Zarco 27. 19. Lorenzo 23. 20. Rabat 18. 21. Bradl 16. 22. Pirro 9. 23. Guintoli 7. 24. Syahrin 7. 25. Abraham 5.
Marken-WM
1. Honda 331. 2. Ducati 254. 3. Yamaha 248. 4. Suzuki 192. 5. KTM 91. 6. Aprilia 67.
Team-WM
1. Ducati Team 377. 2. Repsol Honda Team 358. 3. Monster Energy Yamaha 308. 4. Petronas Yamaha SRT 233. 5. Team Suzuki Ecstar 229. 6. LCR Honda 176. 7. Pramac Racing 153. 8. Red Bull KTM Factory Racing 107. 9. Aprilia Racing Team Gresini 79. 10. Red Bull KTM Tech3 36. 11. Reale Avintia Racing 23.