Formel 1: So heißen die neuen Autos

Kandidatenliste des Pramac-Teams: Wer bietet mehr?

Von Manuel Pecino
Miguel Oliveira (li.) hat beste Chancen bei Pramac Yamaha – Jack Miller würde gerne

Miguel Oliveira (li.) hat beste Chancen bei Pramac Yamaha – Jack Miller würde gerne

Während sich für eine der MotoGP-Maschinen im künftigen Pramac-Yamaha-Team Miguel Oliveira als Fahrer abzeichnet, gibt es für die zweite M1 eine lange Kandidatenliste: Vier Moto2-Piloten und Jack Miller.

Bei Sky News in Italien hieß es, Miguel Oliveira stehe als Pramac-Fahrer bereits so gut wie fest. Doch auf Nachfrage bei dem italienischen Team wurde uns versichert, dass der Deal mit dem Portugiesen keineswegs besiegelt ist.

«Es stimmt, dass wir im Gespräch sind und die Verhandlungen gut laufen. Es gibt aber noch einige Details zu klären, deshalb steht im Moment noch nichts fest», erklärte Gino Borsoi, Manager des Pramac-Teams. «Wenn sich alles so entwickelt, wie wir das hoffen, könnte es bald eine offizielle Bestätigung geben, zum Beispiel am Silverstone-Wochenende», bezog er sich auf den Grand Prix von Großbritannien, der vom 2. bis 4. August stattfindet.

Weit weniger klar ist, wer im neuen Yamaha-Satellitenteam an Oliveiras Seite sein wird. Die Liste der Kandidaten ist lang und umfasst bis zu vier Fahrer, die derzeit in der Moto2 fahren, dazu Jack Miller, der verzweifelt versucht, sich in der MotoGP-Klasse zu halten. Die Liste der Moto2-Fahrer umfasst Sergio Garcia, Tony Arbolino, Alonso Lopez und Celestino Vietti.

Werfen wir einen Blick auf ihre Situation. Sergio Garcia, Moto3-Vizeweltmeister von 2022, führt die aktuelle Moto2-Weltmeisterschaft an und war im ersten Teil der Saison der konstanteste Fahrer seiner Klasse. Sergio bestreitet seine zweite Moto2-Saison; zunächst fuhr er für den Rennstall von Sito Pons, war aber zu einem Wechsel gezwungen, als der Spanier sein Team nach 42 Jahren in der Weltmeisterschaft zusperrte und die beiden Moto2-Startplätze an das Team MT Helmets abgab.

Der Wechsel war kein Nachteil für Garcia. Statt ihn zu destabilisieren, half ihm die Umstellung auf sein neues Team MT Moto2 sogar, sich weiterzuentwickeln. Selbstvertrauen und Entschlossenheit sind die Merkmale von Garcia, wobei es sicher kein Nachteil ist, dass «seine Leute», also sein Team, weitgehend aus jener Gruppe besteht, die ihn letztes Jahr im Team Pons betreute. «Wenn sich die Gelegenheit ergibt, in die MotoGP zu gehen, werde ich keinen Moment zögern», erklärte Garcia auf die Frage, ob er für den Sprung in die Königsklasse bereit sei.

Tony Arbolino bestreitet sein achtes Jahr in der Weltmeisterschaft, zunächst in der Moto3- und seit 2021 in der Moto2-Klasse. Seit er 2023 die Vizeweltmeisterschaft erkämpfte, in dem Jahr, in dem Ausnahmetalent Pedro Acosta den Titel abräumte, wird viel von dem Italiener erwartet – mehr, als er in der laufenden Saison bisher gezeigt hat. Zwar stand Arbolino zweimal auf dem Podium, in Katar und Mugello, liegt in der Punktewertung derzeit aber nur auf dem enttäuschenden 11. Platz.

Trotzdem ist Tony der italienische Fahrer mit den besten Aussichten auf den Platz im Pramac-Team. Hieß sein Manager bis zur letzten Saison noch Carlo Pernat, wird er nun von Albert Valera vertreten. Valera genießt im Fahrerlager den Ruf eines «König Midas», bei dem sich alles, was er anfasst, zu Gold verwandelt. Er hat Jorge Martin, Aleix Espargaro und Pedro Acosta unter seinen Fittichen und brachte Arbolino auf die Kandidatenliste für die zweite Yamaha des Pramac-Teams.

Alonso Lopez ist der zweite Spanier auf dieser Liste. Er hat bereits in der Vergangenheit mit einem Wechsel zu Yamaha geliebäugelt, als einer der Fahrer, auf den der scheidende Yamaha-Teamdirektor Lin Jarvis ein Auge geworfen hatte. In diesem Jahr stand er dreimal auf dem Podium, mit einem Sieg beim Saisonauftakt-GP als spektakulärstem Erfolg. In den letzten Rennen war er allerdings nicht besonders konkurrenzfähig, was angesichts seines starken Teamkollegen Fermin Aldeguer und Sergio Garcia an der Spitze der Klasse besonders auffällig ist. Alonso Lopez muss in den nächsten beiden Grands Prix, Großbritannien und Österreich, unbedingt auf sich aufmerksam machen und zeigen, dass er mit Aldeguer und Garcia mithalten kann.

Vierter im Bunde ist Celestino Vietti, eine Art Sargnagel der Fahrer-Akademie von Valentino Rossi. Wenn es einen Kandidaten gibt, der nicht reif wirkt für die MotoGP-Klasse, dann ist es Vietti. Auch in seinem sechsten Jahr in der Weltmeisterschaft mangelt es ihm sowohl an Konstanz als auch an Einzelerfolgen. Seine beste Endplatzierung war ein fünfter Platz in der Moto3-Klasse im Jahr 2020. In der Moto2 belegte er die Plätze 12, 7 und 10; aktuell ist er Neunter in der Gesamtwertung.

Die Liste möglicher Kandidaten zeigt, dass Yamaha nicht unbedingt nach erfahrenen Piloten sucht, die in der Lage sind, zur Weiterentwicklung beizutragen und die Yamaha konkurrenzfähiger zu machen. Eher sieht es so aus, als suche man nach einem Grünschnabel, einem jungen Fahrer mit dem Talent für künftigen Ruhm – es sei denn, dass es Miller in letzter Minute gelingt, seine MotoGP-Karriere zu retten.

Was neben seiner Erfahrung für die Verpflichtung von Miller spricht: Die Eigentümer Liberty und Dorna brauchen keinen weiteren Spanier oder Italiener in der Meisterschaft, ein Australier macht kommerziell gesehen deutlich mehr Sinn.

Mit einer Entscheidung wird in drei Wochen, also nach dem GP von Österreich, gerechnet.


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