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KTM & Husky: Visionen, Ziele & Pläne für die Zukunft

Von Günther Wiesinger
Die KTM-Gruppe hat mit den Marken KTM und Husqvarna noch viel vor. Nicht nur im Motorradsport, sondern auch im Kerngeschäft.

Der KTM-Vorstandsvorsitzende Stefan Pierer (62) freut sich über den Gewinn von mehr als 300 Weltmeistertiteln, er hat sechs Jahre nach der Übernahme von Husqvarna kürzlich auch eine 60-Prozent-Beteiligung am spanischen Motorradhersteller GASGAS gekauft, sein Unternehmen hat sich längst zum größten Motorradhersteller in Europa gemausert. Er will in den nächsten Jahren den Verkauf von 265.000 auf mehr als 400.000 Stück pushen, deshalb wird an der Mailänder Motorradmesse EICMA im November eine ganze Reihe neuer Modelle präsentiert.

Aber Pierer will in absehbarer Zeit auch in der MotoGP-WM gegen die erfolgreichen Werke wie Honda, Yamaha, Suzuki und Ducati gewinnen. 2019 schafften Johann Zarco und Pol Espargaró in den Qualifyings von Brünn und Misano schon einen dritten und einen zweiten Platz. Und in den 16 Rennen in diesem Jahr wurden bereits neun Top-Ten-Ergebnisse erzielt. Das beste Rennergebnis gelang Pol Espargaró 2019 mit Platz 6 in Le Mans.

Für Podestplätze und gar Siege ist aber noch mehr Aufwand und noch mehr Manpower nötig, deshalb zieht sich KTM am Jahresende aus der Moto2-Klasse zurück, obwohl Brad Binder 2019 schon zwei Siege errungen hat und in der WM-Tabelle an fünfter Stelle liegt. 2018 gewann der Südafrikaner als WM-Dritter wie der damalige Vizeweltmeister Oliveira sogar drei Rennen. Und jetzt fuhr am vergangenen Wochenende in Motegi sogar Rookie Jorge Martin, der Moto3-Weltmeister von 2018, erstmals in der Moto2-Klasse aufs Podest. «Wir brauchen die Moto2 momentan nicht mehr, wir haben in der Moto2 schon so viele Talente für die MotoGP produziert, dass wir gar nimmer wissen, wo wir sie hinstecken sollen. Und Jorge Martin wird sicher auch seinen Weg machen. Er ist ein Supertalent, keine Frage.»

Pierer sagt, die Moto2-Klasse habe bei KTM 10 bis 15 Techniker gebunden, die sich jetzt auf die Moto3 und MotoGP konzentrieren können: «In der MotoGP können wir zusätzliche gute Leute gut gebrauchen.»

KTM plante im August vor dem überraschenden Moto2-Rückzug die Reduktion von neun auf sechs Fahrer für 2020. Dann war in Spielberg am Freitag sogar nur von zwei Teams mit total vier Fahrern die Rede. Und zur Überraschung hätte eines der beiden Teams (Ajo oder Tech3) mit dem baugleichen Fabrikat Husqvarna antreten sollen. In der Moto3-Klasse kehrt Husqvarna 2020 mit dem Sterilgarda-Team von Max Biaggi und Peter Öttl zurück. Die Fahrer: Romano Fenati und Alonso Lopez.

In der Moto2-Klasse fiel der geplante Husqvarna-Einstieg dem KTM-Rückzug zum Opfer. Aber KTM-Firmenchef Stefan Pierer und Vorstand Hubert Trunkenpolz haben mit Husqvarna große Pläne: «Wir wollen Husqvarna hinter KTM und BMW zum drittgrößten Hersteller in Europa machen.»

Deshalb werden zwar in der Moto3-WM im ersten Jahr 2020 nur zwei GP-Fahrer ausgerüstet. «Aber danach werden wir bis zu zehn Fahrer beliefern, wenn die Nachfrage besteht», verrät Pierer. «Wir wollen ja Husqvarna als eigene Marke etablieren, wir wollen dort eine eigene Hersteller-Rolle, sonst werden wir immer als KTM-Kopie betrachtet. Das bedeutet aber nicht, dass wir uns mit der Marke KTM irgendwann aus der Moto3 zurückziehen. KTM wird in der kleinen Klasse immer drinnen bleiben. Die Moto3 ist wahnsinnig wichtig für uns.»

«Das Duell Honda gegen KTM ist unterhaltsamen, deshalb wollen wir es weiterführen», betont Hubert Trunkenpolz.

Da der Verkauf der neuen Husqvarna-Straßenmodelle Svartpilen und Vitpilen noch nicht den erwünschten Erfolg bringt, wird jetzt die Produktpalette bei Husky vergrößert.

«Wir brauchen aber nicht nur eine Produktlinie, sondern auch ein Händlernetz, und da haben wir jetzt enorme Fortschritte gemacht», schilderte Hubert Trunkenpolz, dessen Familienname für das T bei KTM steht. «Wir haben inzwischen relativ viele KTM-Händler überzeugen können, dass sie Husqvarna dazu und eine andere Marke aus dem Programm nehmen. Wir sind einige Triumph-Händler gezielt angegangen. Unser Produkt-Sortiment ist bei Husqvarna nach wie vor etwas dünn. Wir haben bisher nur vier Straßenmodelle. Aber jetzt kommt die mittlere Baureihe mit 900 ccm, davon gibt es dann eine Svartpilen und eine Vitpilen. Dann stehen wir bei sechs Modellen, dann geht das Geschäft schon etwas leichter. Im Grunde steht jede Motoren-Plattform, die wir bei KTM benutzen, auch bei Husqvarna zur Verfügung. Das ist unsere Philosophie. Das ist der modulare Baukasten. Wir gehen aber bei Husqvarna beim Chassis und bei der Ergonomie andere Wege. Denn wir wollen die Marke Husqvarna sehr eigenständig positionieren. Die Synergien holen wir aber bei den Motoren-Plattformen heraus.»

Für Husqvarna soll mit dem Parallel-Twin auch die US-Flat-Track-Championship ein Thema werden, wo dann prominente Gegner wie Indian zu bekämpfen sein werden. «Das haben wir auf dem Radar. Ob es bereits 2020 klappt, wissen wir noch nicht. Das Motorrad ist in Entwicklung», verrät Trunkenpolz. «KTM fährt in der 450er-Klasse schon mit.»

Die KTM-Fans rechnen bei der EICMA in Mailand mit einer neuen Adventure. Aber KTM hält sich mit Informationen noch zurück. «Wir werden ein Modell-Feuerwerk zünden», versichert Trunkenpolz.

Stefan Pierer blickt auf weiter wachsende Motorrad-Verkaufszahlen. «Wir wachsen in diesem Jahr um ca. 7 Prozent. Es läuft gut. Interessanterweise ist festzustellen, der Verkauf von motorisierten Zweirädern nimmt zu. Es ist nicht so, dass wir in die 1950er-Jahre zurückgebeamt werden, aber die Entwicklung ist positiv. Auf der Kurzstrecke übernimmt das motorisierte Zweirad wieder einen großen Teil der Fortbewegung.»

Auch die E-Mobilität wird bei KTM nicht vernachlässigt. «In zwei Jahren bringen wir auf einer gemeinsamen Plattform mit unserem indischen Partner Bajaj einen E-Roller. Auch Mopeds wird es geben. Der E-Scooter wird in Indien industrialisiert. Es kann sich jede Marke damit präsentieren. Da wird mit 48 Volt gefahren, das ist völlig ungefährlich.»

«In den südeuropäischen Metropolen sind Hunderttausende Zweitakt-Scooter unterwegs», stellt Hubert Trunkenpolz fest. «Was in der Automobilbranche mit dem Diesel passiert ist, wird dort in absehbarer Zeit die Zweitakter treffen. Das ist ein riesiges Markt-Potenzial. Und da wollen wir mit E-Scootern rechtzeitig zur Stellesein und kräftig mitmischen.»

 
 
Öffnungszeiten EICMA (7. bis 10. November)

Donnerstag, 7. November/9.30 bis 18.30 Uhr.
Freitag, 8. November/9.30 bis 22.00 Uhr
Samstag, 9. November/9.30 bis 18.30 Uhr.
Sonntag, 10. November/9.30 bis 18.30 Uhr.

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