Überraschung: Iker Lecuona 2020 statt Zarco bei KTM
Iker Lecuona
Seit Johann Zarco am Samstagabend beim GP von Österreich in Spielberg bei einem Meeting mit KTM-Motorsport-Direktor Pit Beirer und Teammanager Mike Leitner seinen mit 1,8 Millionen Euro Jahresgage dotierten Werksvertrag für die MotoGP-Saison 2020 gekündigt hat, suchte KTM intensiv nach einem Ersatzfahrer für die kommende Saison. KTM-Testfahrer Dani Pedrosa galt als erster Wunschkandidat, doch der dreifache Weltmeister aus Spanien winkte bereits am nächsten Tag ab. Als danach der enttäuschende und missmutige Johann Zarco unmittelbar nach dem Misano-GP mit sofortiger Wirkung freigestellt wurde, war Testfahrer Mika Kallio Platz 14 in Motegi) rasch als Ersatz für die restlichen Saisonrennen 2019 zur Stelle.
Aber die Suche nach einem Zarco-Naxchfolger ging weiter. Auch in der Moto2-Klasse, denn gestandene MotoGP-Fahrer mit vernünftigen Aussichten auf Top-Ten-Plätze waren nicht verfügbar. «Wir brauchen einen Fahrer für ein Übergangsjahr», erklärte Pit Beirer. «Aber wir haben keine Eile. Denn wir haben mit Pol Espargaró, Miguel Oliveira und Brad Binder schon drei starke Fahrer unter Vertrag, was nicht alle Hersteller behaupten können.»
Der ehemalige Motocross-WM-Pilot Beirer versicherte, die Bewerbungsfrist sei beim GP von Österreich angelaufen, man werde sich Zeit nehmen bis zum Valencia-GP vom 17. November. Danach wurden keine Namen mehr genannt. Aber es meldeten sich natürlich Hinz und Kunz bei KTM Factory Racing in Munderfing.
Red Bull und KTM sind aber für sinnvolle In-House-Lösungen bei solchen Problemen bekannt. Es wird vorrangig auf Talente aus den kleinen Klassen gesetzt. Abgetakelte Fahrer, die die Zukunft schon hinter sich haben, kommen für KTM meist nicht in Frage.
Deshalb wurde jetzt eine ebenso sinnvolle wie überraschende Entscheidung getroffen: Iker Lecuona, das 19-jährige spanische Talent, wird vom Red Bull Ajo-Moto2-Team, für das er 2020 neben Jorge Martin (Platz 3 in Motegi) fahren sollte, ins Red Bull KTM Factory Team und in die MotoGP-WM transferiert. Lecuona glänzte zuletzt in Thailand mit Platz 3, er ist Moto2-WM-Elfter, obwohl er gestern in Motegi stürzte und eine Gehirnerschütterung erlitt.
Lecuona bestritt die Moto2-Saison bereits 2018 auf KTM, er fiel im Vorjahr mit Platz 2 in Valencia auf und zeigte sich 2019 stark verbessert. «Ich traue ihm zu, dass er 2020 um den Moto2-WM-Titel kämpft», versicherte Red-Bull-KTM-Moto2-Teambesitzer und Weltmeister-Macher Aki Ajo im vergangenen August.
Der jetzt durchgesickerte MotoGP-Deal mit Lecuona gilt für das Werksteam; der Spanier wird also neben Pol Espargaró fahren. Denn KTM hat tech3-Teamchef Poncharal schon beim Spielberg-GP versprochen, dass er Oliveira 2020 behalten darf, Brad Binder kommt dort als Neuzugang und Rookie statt Hafizh Syharin.
«Wir brauchen in der MotoGP keinen weiteren Spanier», sagte Dorna-CEO Carmelo Ezpeleta im August, als Moto2-WM-Leader Alex Márquez als MotoGP-Kandidat erwähnt wurde.
Aber Lecuona wäre neben Marc Márquez, Maverick Viñales, Alex Rins, Joan Mir, Tito Rabat, Aleix und Pol Espargaró sowie Jorge Lorenzo 2020 bereits der neunte MotoGP-Spanier im 22-Fahrer-Feld, falls Lorenzo weiterfährt.
So sehen die MotoGP-Verträge für 2020 aktuell aus:
Repsol Honda:
Marc Márquez
Jorge Lorenzo
Ducati Team:
Andrea Dovizioso
Danilo Petrucci
Suzuki Ecstar:
Alex Rins
Joan Mir
Yamaha Motor Racing:
Valentino Rossi
Maverick Viñales
Red Bull KTM:
Pol Espargaró
Iker Lecuona
Aprilia Team Gresini:
Aleix Espargaró
Andrea Iannone
Petronas Yamaha SRT:
Fabio Quartararo
Franco Morbidelli
Pramac Ducati:
Jack Miller
Francesco Bagnaia
LCR Honda:
Cal Crutchlow
Takaaki Nakagami
Red Bull Tech3 KTM:
Miguel Oliveira
Brad Binder
Reale Avintia Ducati:
Tito Rabat
Karel Abraham