Hervé Poncharal (KTM): «Ich traue Lecuona einiges zu»
Der französische Red Bull-KTM-Tech3-Teambesitzer Hervé Poncharal steigt nach zehn Jahren aus der Moto2-WM aus, weil KTM im August den Rückzug als Cgassis.-Hersteller beschlossen hat. Er bestreitet dafür erstmals die Moto3-WM – mit den Talenten Ayumu Sasaki und Deniz Öncü. Und in der MotoGP-Klasse bildet Tech3 zum zweiten Mal das KTM-Kundenteam, die Fahrerpaarung setzt sich aus Miguel Oliveira und Rookie Iker Lecuona zusammen.
Natürlich bedauert Poncharal den Verlust von Brad Binder, der ursprünglich mit Oliveira 2020 das vielversprechende Tech3-Team bilden sollte. Nach dem Weggang von Johann Zarco wurde Binder jedoch ins Factory-Team befördert. Poncharal musste also eine klare Schwächung seines Kundenteams hinnehmen.
Was erwartet Poncharal vom KTM-Aufgebot in der MotoGP-WM 2020? «Pol Espargaró wird weiter der Teamleader sein. Er hat Erfahrung, er ist schnell, und die jungen Fahrer werden einige Fehler machen. Das ist klar», lautet die Prognose des Teamchefs, der in der MotoGP-Klasse seit 2001 noch nie ein Rennen gewonnen hat.
«Aber die Saison 2020 wird interessant für Red Bull und KTM», meint der Teamchef. «Denn wir haben im Werksteam Pol Espargaró, einen Fahrer mit Erfahrung, dazu Neuling Brad Binder. Bei Tech3 haben wir auch einen Piloten mit MotoGP-Erfahrung, nämlich Miguel, dazu Rookie Lecuona. Ich traue Miguel viel zu. Er ist ein schlauer Kerl, er bewahrt immer die Ruhe. Gleichzeitig haben wir bei KTM mit Brad und Iker zwei ambitionierte und talentierte Rookies.»
«Ich war bei den November-Tests und beim Valencia-GP, wo Lecuona bereits statt Oliveira gefahren ist, sehr beeindruckt von Iker», sagt Poncharal. «Zuerst war ich etwas traurig, als er erfahren habe, dass Brad Binder ins Factory-Team transferiert wird. Aber ich habe Verständnis gehabt. Ich bin ein KTM-Mann und verstehe völlig, dass in Österreich so entschieden wurde. Ich teile und unterstütze diese Entscheidung. Klar, ich hätte unheimlich gern mit Brad Binder zusammengearbeitet. Denn er ist ein super starker Fahrer. Als Brad nicht mehr verfügbar war, war ich besessen von der Idee, Iker zu bekommen. Ich war wirklich happy, dass das gelungen ist, und ich bin Herrn Stefan Pierer sehr dankbar, dass er diesen Transfer ermöglich hat. Denn Iker war beim Team von Aki Ajo für die Moto2 vorgesehen. Er hatte bereits unterschrieben.»
«Ich habe viel Respekt für Aki, ich wollte seine Moto2-Chancen nicht schmälern», ergänzte Hervé. «Aber anderseits machte es für KTM keinen Sinn, Lecuona auf einer Kalex in der Moto2 zu bezahlen, während gleichzeitig ein Fahrer für die MotoGP fehlte. Also haben wir den Jungen bekommen. Aki Ajo hat großartig reagiert und sich vorbildlich benommen. Das war eine Erleichterung für mich. Denn ich mag es nicht, einen Fahrer aus einem gültigen Vertrag herauszusprengen. Ich will immer korrekt verhalten. Ich hätte ja auch keine Freude, wenn mir jemand einen starken Fahrer wegnehmen würde. Aber in diesem Fall mussten wir das Interesse des gesamten Projekts in den Vordergrund rücken. Für Red Bull und KTM ist die MotoGP wichtiger als die Moto2 und die Moto3. Das ist klar.»
«Es war zwar ein riskantes Manöver, Iker Lecuona schon mit 19 Jahren einen MotoGP-Werksvertrag zu geben. Aber ich habe so viel Vertrauen in seine Fähigkeiten», versichert Poncharal. «Es war auch riskant, ihn ohne Testfahrten beim Valencia-GP auf das Motorrad des verletzten Miguel Oliveira zu setzen. Er hat keinen Fehler gemacht. Klar, im Rennen ist er gestürzt. Aber es war dort irgendetwas auf der Piste. Es sind ja gleichzeitig Petrucci und Zarco dort gestürzt.»
Poncharal verheimlicht nicht, dass er nach Binder Weggang auch ein Auge auf Jorge Martin geworfen hat, den Moto3-Weltmeister von 2018. «Aber er ist der Nummer-1-Fahrer von Aki Ajo für die Moto2-WM 2020. Er hat eine fantastische Rookie-Saison erlebt und wird nächstes Jahr um den Titel fighten. Das wollte ich Aki nicht zumuten. Wenn Jorge Martin in die MotoGP aufgestiegen wäre, wäre Akis Moto2-Team zerstört gewesen. Außerdem hat Jorge ganz klar gesagt, dass er jetzt noch keinen MotoGP-Vertrag akzeptieren will.»
Jerez-Test, Gesamtwertung 25./26. November:
1. Viñales, Yamaha, 1:37,131 min
2. Marc Márquez, Honda, 1:37,820 min, + 0,689 sec
3. Rins, Suzuki, 1:37,837, + 0,706
4. Quartararo, Yamaha, 1:37,885, + 0,754
5. Mir, Suzuki, 1:37,959, + 0,828
6. Dovizioso, Ducati, 1:37,986, + 0,855
7. Morbidelli, Yamaha, 1:38,100, + 0,969
8. Miller, Ducati, 1:38,113, + 0,982
9. Pol Espargaró, KTM, 1:38,211, + 1,080
10. Crutchlow, Honda, 1:38,253, + 1,122
11. Rossi, Yamaha, 1:38,352, + 1,221
12. Petrucci, Ducati, 1:38,358, + 1,227
13. Iannone, Aprilia, 1:38,442, + 1,311
14. Aleix Espargaró, Aprilia, 1:38,500, + 1,369
15. Rabat, Ducati, 1:38,813, + 1,682
16. Guintoli, Suzuki, 1:38,962, + 1,831
17. Alex Márquez, Honda, 1:39,224, + 2,093
18. Smith, Aprilia, 1:39,588, + 2,457
19. Pedrosa, KTM, 1:39,594, + 2,463
20. Pirro, Ducati, 1:39,652, + 2,521
21. Lecuona, KTM, 1:39,880, + 2,749
22. Binder, KTM, 1:39,943, + 2,812
23. Granado, Ducati, 1:43,056, + 5,925
Valencia-Test, Gesamtwertung 19./20. November:
1. Viñales, Yamaha, 1:29,849 min
2. Quartararo, Yamaha, 1:30,013 min, + 0,164 sec
3. Morbidelli, Yamaha, 1:30,114, + 0,265
4. Crutchlow, Honda, 1:30,316, + 0,467
5. Mir, Suzuki, 1:30,427, + 0,578
6. Rins, Suzuki, 1:30,503, + 0,654
7. Marc Márquez, Honda, 1:30,556, + 0,707
8. Dovizioso, Ducati, 1:30,665, + 0,816
9. Pol Espargaró, KTM, 1:30,685, + 0,836
10. Rossi, Yamaha, 1:30,781, + 0,932
11. Miller, Ducati, 1:30,854, + 1,005
12. Rabat, Ducati, 1:31,258, + 1,409
13. Pirro, Ducati, 1:31,424, + 1,575
14. Petrucci, Ducati, 1:31,433, + 1,584
15. Pedrosa, KTM, 1:31,470, + 1,621
16. Lecuona, KTM, 1:31,515, + 1,666
17. Aleix Espargaró, Aprilia, 1:31,526, + 1,677
18. Abraham, Ducati, 1:31,597, + 1,748
19. Bradl, Honda, 1:31,657, + 1,808
20. Iannone, Aprilia, 1:31,674, + 1,825
21. Smith, Aprilia, 1:32,090, + 2,241
22. Alex Márquez, 1:32,235, + 2,386
23. Binder, KTM, 1:32,367, + 2,518