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Reiseverbote: Malaysia-GP 2020 in weiter Ferne

Von Günther Wiesinger
Wird Sepang in diesem Jahr noch ein GP-Schauplatz?

Wird Sepang in diesem Jahr noch ein GP-Schauplatz?

Die EU hat eine Liste mit 15 sicheren Nicht-EU-Staaten verkündet. Malaysia befindet sich nicht auf dieser Liste, auch USA fehlt. Dazu kommt: Tschechien lässt bisher nur Bürger aus acht Staaten zum Brünn-GP einreisen.

Der neue MotoGP-Kalender 2020 umfasst ab dem 19. Juli nicht weniger als 13 Grand Prix, auf fünf Strecken finden Doppelveranstaltungen statt, sieben der 13 WM-Läufe werden in Spanien abgewickelt. Übersee-Rennen sind bisher nicht eingeplant, sie wären nur sinnvoll, wenn Zuschauertickets verkauft werden dürfen. Sonst lohnt sich die Reise für die Dorna und die Teams und Fahrer nicht.

Bisher waren nur Buri Ram (Thailand) und Sepang (Malaysia) als Übersee-Events im Gespräch. Australien und Japan wurden bereits ersatzlos gestrichen, auch Texas und Argentinien werden wegen der hohen Infektionsraten und der Reiseverbote nicht stattfinden.

Heute wurde aber auch deutlich, dass der GP-Tross womöglich nicht nach Malaysia reisen kann. Denn die EU hat heute eine neue Liste der «safe travel destinations» veröffentlicht, auf der Malaysia fehlt – im Gegensatz zu Thailand.

Am morgigen Mittwoch (1. Juli) wird die EU die Grenzen für Bürger aus 15 Nicht-EU-Ländern öffnen, darunter Kanada, Marokko und Australien, aber die USA, Brasilien und Russland fehlen. China steht auf der Liste, aber unter dem Vorbehalt, dass auch die Chinesen alle EU-Bürger einreisen lassen – ohne Quarantäne. Diese Zusage ist noch ausständig, da in China wieder Neuinfektionen auftreten.

Die einstimmige Entscheidung der EU-Politiker ist allerdings nicht bindend. Die EU-Staaten können also wählen, ob sie ihre Grenzen für alle Bürger der 15 Nicht-EU-Staaten öffnen.

Dorna-CEO Carmelo Ezpeleta und seine Mannschaft stehen vor einer schweren Aufgabe: Einerseits müssen sie jetzt Ausnahmegenehmigungen für alle malaysischen Bürger aus den GP-Teams inklusive der malaysischen Fahrer von Pawi bis Syahrin erwirken, die ohne Visa nicht nach Jerez und zu den restlichen Grand Prix reisen können.

Gleichzeitig müssen die Dorna-Funktionäre weiter abklären, ob nach Mitte November ein Grand Prix auf dem Sepang International Circuit stattfinden könnte. Denn allein für Thailand lohnt sich der Asien-Trip nicht.

Aus der EU ist zu hören, dass die Diplomaten fünf Tage lang heftig diskutiert haben, bis man sich bei der Liste der 15 Staaten einig war, denn die Pandemie-Bedrohungen sind von Land zu Land unterschiedlich.

Die Liste der «safe travel destinations» nennt neben China noch Algerien, Australien, Kanada, Georgien, Japan, Montenegro, Marokko, Neuseeland, Ruanda, Serbien, Südkorea, Thailand, Tunesien und Uruguay.

Das United Kingdom und die vier weiteren Nicht-EU-Staaten Schweiz, Island, Liechtenstein und Norwegen wurden automatisch als «sicher» eingestuft.

Die BBC berichtete, in Brüssel hätten die Lobbyisten aus den USA, Russland und aus der Türkei heftig interveniert, um ihre Heimatstaaten als sicher einzustufen. Sie blitzten ab.

Immerhin können jetzt die Motorrad-GP-Teammitglieder aus Japan, Neuseeland und Australien also ungehindert zu den Europa-GP reisen. Aber für die GP-Reisenden aus Malaysia und aus den USA existieren weiter Einschränkungen.

Die EU stützt sich bei ihrer Liste auf wissenschaftliche Faktoren:
• Es muss sichergestellt sein, dass die Covid-19-Infektionsrate in dem Land gering genug ist. (Die Länder sollten weniger als 16 Infizierte pro 100.000 Einwohner haben).
• Es muss ein Abwärtstrend bei den Coronafällen zu erkennen sein.
• Die «Social Distancing»-Vorschriften im Land müssen auf einem ausreichenden Level sein.

Natürlich wurde aus geopolitischen Gründen heftig gestritten. Die Balkanstaaten wollten Georgien auf die Liste der sicheren Staaten setzen, während die Ungarn für Serbien plädiertem. Die Spanier wollten Marokko inkludieren. Dänemark und Österreich wollten weniger als 15 Länder auf der Liste sehen.

Inzwischen hat Tschechien seine eigene Liste veröffentlicht – sie hält nur acht Länder für sicher. Das wird für die Teammitglieder und GP-Fahrer aus den «unsicheren» Staaten bei der Einreise nach Brünn zu Komplikationen führen.

«Entweder alle oder keiner», lautet die Devise bei der Entscheidung in Katar, als die Italiener bei der Einreise in Doha plötzlich 14 Tage in Quarantäne gesteckt worden wären.

Ein Grand Prix ohne Italiener war unvorstellbar. Denn sechs der elf MotoGP-Teams sind in Italien stationiert, nicht weniger als sechs der 22 MotoGP-Fahrer kommen aus Italien.

«Wir bemühen uns, für alle Teammitglieder und Fahrer spezielle Visa für Europa zu erhalten», erklärte Carmelo Ezpeleta heute gegenüber SPEEDWEEK.com. «Auch einigen US-Bürgern müssen wir Genehmigungen für die Reise beschaffen.»

Der provisorische Motorrad-GP-Kalender 2020

08. März: Doha/Q (ohne MotoGP)
19. Juli: Jerez (GP von Spanien)
26. Juli: Jerez (GP von Andalusien)
09. August: Brünn (GP von Tschechien)
16. August: Spielberg (GP von Österreich)
23. August: Spielberg (GP der Steiermark)
13. September: Misano (GP San Marino e Della Riviera di Rimini)
20. September: Misano (GP Emilia Romagna e Della Riviera)
27. September: Barcelona-Catalunya (GP Catalunya)
11.
Oktober: Le Mans (GP von Frankreich)
18. Oktober: Aragón (GP von Aragonien)
25. Oktober: Aragón (GP von Teruel)
08. November: Valencia (GP von Europa)
15. November: Valencia (GP Comunitat Valenciana)

Ersatzlos gestrichen:
07. Juni: Mugello/I
21.
Juni: Sachsenring/D
28. Juni: Assen/NL
12. Juli: KymiRing/FIN
30. August: Silverstone/GB
18. Oktober: Motegi/J
25. Oktober: Phillip Island/AUS

Noch nicht abgesagt:

GP von Amerika (Circuit of the Americas, Austin/Texas)
GP von Argentinien (Termas de Río Hondo)
GP von Thailand (Chang International Circuit)
GP von Malaysia (Sepang International Circuit)

(Übersee-Rennen werden nur ausgetragen, wenn Zuschauer-Tickets verkauft werden können. In Thailand und Malaysia könnte das klappen.)

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