Carmelo Ezpeleta: Schweigeminute für die Corona-Opfer
Auch in Spielberg werden erstmals zwei Grand Prix stattfinden
Momentan liegt nur ein provisorischer MotoGP-Kalender für 2020 vor, der fünf Doppel-Events und drei einzelne WM-Läufe in Brünn, Le Mans und Barcelona-Catalunya beinhaltet. Die Dorna Sports S.L. hat inzwischen einige Grand Prix ersatzlos gestrichen, zuletzt auch Texas, aber die Grand Prix aus Südostasien (Buri Ram/Thailand und Sepang/Malaysia) könnten im November oder Dezember noch ihre Grand Prix nachholen. Aber das würde sich nur lohnen, wenn Zuschauertickets verkauften werden könnten. Und ob das die Behörden erlauben, ist momentan höchst ungewiss. Erschwerend kommt dazu, dass Malaysia bisher nicht zu den von der EU ernannten 15 «safe travel destinations» gehört, Thailand hingegen schon. Die Zeit drängt: Die Dorna will bis 31. Juli über die beiden Asien-GP entscheiden. Der teure Trip nach Übersee für einen einzigen Event wird sich nicht lohnen, deshalb steht auch Termas de Río Hondo nach der Texas-Absage auf der Kippe.
Doppelveranstaltungen finden wegen der Coronakrise auch in der Formel 1 statt. Der Promoter der Motocross-WM hat sich sogar zu einigen Dreifach-Meetings (Sonntag, Mittwoch, Sonntag) entschlossen.
Die Doppel-GP helfen der Dorna gehörig beim Kostensparen, was sich zu Zeiten der verringerten Einnahmen (nur 13 statt 20 MotoGP-Events, dazu der Rumpf-GP mit Moto2 und Moto3 im März in Katar) sehr wohltuend auf das Jahresbudget auswirkt, von dem allein ca. 70 Millionen Euro an die Teams ausgeschüttet werden.
Wenn zwei WM-Läufe an zwei aufeinanderfolgenden Wochenenden stattfinden, sinken für die Veranstalter die Kosten für die Airfences, die Dorna muss die TV-Kameras und die Mikrofone und die ganze Verkabelung um die Strecke nur einmal installieren, das senkt die TV-Produktionskosten. Dazu müssen die Werbebanden nur einmal errichtet werden. «Dazu kommen die geringeren Reisekosten für alle Beteiligten, auch für die Teams, Werke und die Zubehör-Industrie», rechnet Dorna-CEO Carmelo Ezpeleta vor. «Es kostet einiger Geld, wenn man für zwei Wettkämpfte im selben Land bleiben kann statt womöglich 1000 km an die nächste Strecke zu reisen.»
Die Dorna bezahlt seit 1. April bis zum Saison-Re-start jedes Monat 250.000 Euro an die fünf privaten MotoGP-Teams, die Moto3-Teams erhalten ca. 25.000 und die Moto2-Rennställe ca. 50.000 Euro. Und die Zuschüsse an die Teams für die GP-Auftritte (TV-Geld, Startgeld, Antrittsgeld, Prämien für Renn- und Quali-Ergebnisse) werden im üblichen vereinbarten Rahmen bezahlt.
Die Dorna Sports S.L. hat sich wegen der Covid-19-Seuche mit den verbliebenen GP-Veranstaltern geeinigt, dass die vereinbarten Austragungs-Gebühren (sie liegen in Europa bei ca. 4 Millionen Euro pro Grand Prix) erlassen werden, weil keine Zuschauer-Tickets verkauft werden können. das ist normalerweise die wichtigste Einnahmequelle der lokalen GP-Promoter.
Nebenbei wurden jedoch neue Vereinbarungen mit den örtlichen Tourismusbehörden oder Stadtregierungen geschlossen, die eine bestimmte Gebühr an die Dorna entrichten, weil so ein Grand Prix durch die TV-Übertragungen weltweite Werbung garantiert. Zum Beispiel für Jerez und Andalusien, in Brünn für die Stadt und für die Region Südmähren. In Österreich dürfte Red Bull einen Beitrag leisten und beim Steiermark-GP (23. August) das österreichische Bundesland, das momentan emsig um Sommerurlauber wirbt. Auch in Misano, Aragón, Valencia und bei den anderen Rennen wurden die Tourismusbehörden zur Kasse gebeten.
Die Dorna erzielt weitere Einnahmen durch den Verkauf der TV-Rechte, der Bandenwerbung, der Bandenwerbung rund um die Strecke und der GP-Namensrechte. Die Einkünfte aus dem VIP-Bereich und den Rennprogrammheften entfallen 2020, weil keine Gäste und keine Zuschauer erlaubt sind. Maximal 1600 Menschen bekommen Zutritt zum Fahrerlager.
Beim Formel-1-GP in Österreich werden die leeren Tribünen teilweise als zusätzliche Werbeflächen (zum Beispiel für Heineken) genützt, wenn sie sch im Schwenkbereich der TV-Kameras befinden.
«Wir haben noch Zeit, um da eine Entscheidung zu treffen», sagte Carmelo Ezpeleta im Gespräch mit SPEEDWEEK.com. «Aber wir sind immer offen für alle neuen Ideen und ein Agreement mit dem Promoter. Irgendeine Botschaft auf den Tribünen sieht ja womöglich besser aus als lauter leere Sitzplätze.»
In der Formel 1 wurden auch Anti-Rassismus-Botschaften ausgesandt, «Black lives matter» und «End Racism» stand da auf T-Shirts zu lesen.
In der MotoGP werden keine ähnlichen politischen Aktivitäten geplant. Ezpeleta: «Wir haben bereits deutlich kundgetan, dass wir gegen jede Art von Rassismus sind. Mehr werden wir nicht tun. Aber wir werden uns bei allen Ärzten und dem Pflegepersonal der Krankenhäuser und Pflegeheime bedanken, die wegen der Coronakrise für die Kranken beispielhafte Dienste geleistet haben. Und wir werden in Jerez eine Schweigeminute für alle Menschen durchführen, die am Coronavirus verstorben sind.»
Der provisorische Motorrad-GP-Kalender 2020
08. März: Doha/Q (ohne MotoGP)
19. Juli: Jerez (GP von Spanien)
26. Juli: Jerez (GP von Andalusien)
09. August: Brünn (GP von Tschechien)
16. August: Spielberg (GP von Österreich)
23. August: Spielberg (GP der Steiermark)
13. September: Misano (GP San Marino e Della Riviera di Rimini)
20. September: Misano (GP Emilia Romagna e Della Riviera)
27. September: Barcelona-Catalunya (GP Catalunya)
11. Oktober: Le Mans (GP von Frankreich)
18. Oktober: Aragón (GP von Aragonien)
25. Oktober: Aragón (GP von Teruel)
08. November: Valencia (GP von Europa)
15. November: Valencia (GP Comunitat Valenciana)
Ersatzlos gestrichen:
Mugello/I
Sachsenring/D
Assen/NL
KymiRing/FIN
Silverstone/GB
Motegi/J
Phillip Island/AUS
Circuit of the Americas, Austin/Texas
Noch nicht abgesagt:
GP von Argentinien (Termas de Río Hondo)
GP von Thailand (Chang International Circuit)
GP von Malaysia (Sepang International Circuit)
(Übersee-Rennen werden nur ausgetragen, wenn Zuschauer-Tickets verkauft werden können. In Thailand und Malaysia könnte das theoretisch klappen.)