«Ich habe die Fans virtuell umarmt», lachte Rossi
Valentino Rossi hievte sich mit den 16 Punkten vom Andalusien-GP in der WM-Tabelle auf Platz 6, trotz des Motorschadens vom letzten Sonntag. Der 41-jährige Italiener musste jedoch in den 25 Runden einige heikle Augenblicke überstehen zum Beispiel, als er hinter dem Zweitplazierten Pecco Bagnaia (Pramac-Ducati) plötzlich Rauch aus dem Auspuff der Desmosedici qualmen sah. «Das war eine schlimme Situation, den ich habe dadurch meinen 0,7-Sekunden-Vorsprung auf Maverick eingebüßt. Ich war der erste Fahrer hinter Pecco und musste das Tempo reduzieren. Wenn du den Rauch siehst, ist das sehr furchterregend, denn du bist sehr, sehr schnell unterwegs. Wenn er Öl versprüht hätte, wären wir in ein Desaster geraten. Aber Pecco hat sehr gut reagiert, denn er ist nach einer Runde an die Seite gefahren und hat das Bike gestoppt.»
Valentino Rossi war in seiner 125er, 250er, zu Beginn der 500er-Zeit und in den ersten MotoGP-Jahren für seine Eskapaden in der Auslaufrunde nach siegreichen Rennen bekannt. Als Jorge Lorenzo seine Späße nachahmte, hörte er damit auf.
Doch heute ließ es sich der Evergreen aus Tavullia nicht nehmen, in der Auslaufrunde an die Streckenbegrenzung zu fahren, seine M1 anzulehnen, auf den Gitterzaun zu klettern und den nicht vorhandenen Zuschauern zuzujubeln.
«Jerez ist der Schauplatz einiger meiner größten Feierlichkeiten», schilderte Rossi, der hier nach einem 250er-Sieg in der Auslaufrunde einmal eine Toilette im Publikumsbereich aufsuchte. «Also dachte ich, ich muss auch heute den Zuschauern zujubeln. Ab er es war eine seltsame Situation, denn es war keiner da… trotzdem hat es Spaß gemacht», lachte Rossi. «Es war sozusagen eine virtuelle Umarmung für alle Fans.»
Vor einer Woche hatten manche Rossi-Hater behauptet, er habe sein Motorrad einfach abgestellt, weil er keine Lust hatte, um den hoffnungslosen zehnten Platz zu fighten, er habe den Motorschaden nur vorgetäuscht, er gehöre jetzt endgültig zum alten Eisen und werde aufhören.
Aber heute und schon am Freitag und Samstag präsentierte sich Rossi quicklebendig, er ist mit seinem Latein noch nicht am Ende. Und er betonte ja immer: «Solange ich schnell bin und Chancen aufs Podest habe, fahre ich weiter.»
«Zuerst muss ich klarstellen, dass ich niemals in einem Rennen aufhören würde, solange das Motorrad funktioniert, nicht einmal wenn ich in einem tiefen Schlamassel stecke wie vor einer Woche. Wer mir solche Dinge unterstellt, kennt mich nicht», hielt Rossi fest. «Anderseits verstehe ich, wenn sich die Kritiker zu Wort melden. denn ich habe ja nicht nur ein schlechtes Rennen gezeigt, sondern ich war seit langer Zeit nicht konkurrenzfähig. Ich muss also die ganze Motivation aufsaugen und zu den nächsten Rennen mitbringen. Mein Team hat mir unglaublich geholfen. Denn sie haben mir das Licht am Ende des Tunnels gezeigt. Am Donnerstagabend wäre ich am liebsten noch heimgefahren… Eigentlich wollte ich zum zweiten Rennen gar nicht anreisen. Doch Freitagfrüh haben sie mir ein komplett anderes Motorrad hingestellt. Nach dem zweiten Platz im FP2 habe ich gesagt: Okay, okay, ich möchte das Rennen fahren.»
Ergebnisse MotoGP Jerez/E:
1. Fabio Quartararo (F), Yamaha, 41:22,666 min
2. Maverick Vinales (E), Yamaha, +4,495 sec
3. Valentino Rossi (I), Yamaha, +5,546
4. Takaaki Nakagami (J), Honda, +6,113
5. Joan Mir (E), Suzuki, +7,693
6. Andrea Dovizioso (I), Ducati, +12,554
7. Pol Espargaro (E), KTM, +17,488
8. Alex Marquez (E), Honda, +19,357
9. Johann Zarco (F), Ducati, +23,523
10. Alex Rins (E), Suzuki, +27,091
11. Tito Rabat (E), Ducati, +33,628
12. Bradley Smith (GB), Aprilia, +36,306
13. Cal Crutchlow (GB), Honda, +45,683
WM-Stand nach 2 von 13 Rennen:
1. Quartararo, 50 Punkte. 2. Viñales 40. 3. Dovizioso 26. 4. Nakagami 19. 5. Pol Espargaró 19. 6. Rossi 16. 7. Miller 13. 8. Alex Márquez 12. 9. Zarco 12. 10. Morbidelli 11. 11. Mir 11. 12. Bagnaia 9. 13. Oliveira 8. 14. Petrucci 7. 15. Rabat 7. 16. Rins 6. 17. Smith 5. 18. Binder 3. 19. Crutchlow 3.