MotoGP: Neuer Yamaha-Motor zu stark

Franco Morbidelli: «Johann Zarcos Linie war falsch»

Von Nora Lantschner
Johann Zarco sieht nach dem Crash nach Franco Morbidelli

Johann Zarco sieht nach dem Crash nach Franco Morbidelli

Franco Morbidelli schilderte am Donnerstag in Spielberg erstmals ausführlich seine Sicht auf den Horror-Crash im MotoGP-Rennen am Sonntag: Der Petronas-Yamaha-Pilot erwartet eine Strafe für Johann Zarco.

Der Crash zwischen Johann Zarco und Franco Morbidelli sorgte am Sonntag für erschreckende Szenen: Beide flogen in der Anfahrt zur Kurve 3 bei mehr als 300 km/h ab, die völlig zerstörten Bikes verfehlten in Turn 3 dann nur mit viel Glück Maverick Viñales und Valentino Rossi.

Das Wichtigste stellte Morbidelli in seiner ersten Zoom-Medienrunde nach dem Horror-Crash am Donnerstag gleich zu Beginn klar: «Mir geht es gut. Der Montag war am schlimmsten, mir tat alles weh und ich hatte Mühe, aus dem Bett zu kommen. Ich habe aber umgehend angefangen, mit unseren Physiotherapeuten zu arbeiten. Sie haben es geschafft, dass die Schwellungen zurückgegangen sind – und jetzt stehe ich hier am Donnerstag und fühle mich gut. Ich kann es nicht erwarten, in das Wochenende zu starten.»

Am Donnerstag drehte sich vorher aber alles noch um ein großes Thema: Die Anhörungen vor dem FIM MotoGP Stewards Panel. «Ich habe mit den Stewards gesprochen und sie hatten andere Kameraperspektiven auf den Zwischenfall. Wir konnten den ‚incident‘ also aus einem anderen Winkel anschauen – und ich muss euch sagen, dass es aus der Perspektive noch übler aussieht. Zum Glück ist alles gutgegangen», seufzte der 25-jährige Italiener. «Wir haben es aus einem anderen Winkel gesehen, in dem klar der Kurvenausgang von Turn 1 zu sehen ist, dann der Kurveneingang von Turn 2 und was in der Folge in Kurve 2 und 3 passiert ist. Eine 45-Grad-Sicht auf den Unfall. Da war es noch klarer und noch übler», bekräftigte er.

Gegenüber den italienischen Kollegen von «Sky Sport» hatte der Petronas-Yamaha-Pilot am Sonntag noch harte Worte gefunden: Zarco sei ein «mezzo assassino», also ein «halber Mörder». Mit etwas Abstand drückt sich Morbidelli besonnener aus: «Bevor ich danach gefragt werde: Es tut mir leid, wie ich Johann nach dem Rennen genannt habe. Es war ein zu hartes Statement. Aber Fakt bleibt, dass Johann einen Fehler gemacht hat und dass sein Fehler oder seine Aktion viel schlimmer hätte ausgehen können. Es bleibt aber ein Fehler. Ich kann nicht in seinen Kopf sehen und ich kann nicht beurteilen, was durch seinen Kopf ging. Ich kann nur über sein Handeln urteilen.»

Was hat Zarco aus Morbidellis Sicht also falsch gemacht? «Er hat ganz klar eine seltsame Linie gewählt, die kein anderer das ganze Wochenende über auch nur einmal gefahren ist. Eine super enge Linie in die Kurve 2, einfach um Boden gutzumachen und mich zu überholen. An die Bremsphase hatte er wohl erst später gedacht. Das Problem war, dass er mich nicht komplett überholt hatte – und nach der Kurve trotzdem weit nach außen kam. Wir konnten die Kollision nicht vermeiden, ich konnte es nicht vermeiden, weil ich nicht mehr weiter nach rechts fahren konnte. Ich hätte auch nirgendwo anders hinfahren können: Ich konnte nicht weiter nach innen, weil dort kein Platz war. Und ich konnte nicht weiter nach außen, weil ich sonst ins Gras gefahren wäre. Er kam auf meine Linie, ich konnte nichts mehr machen.»

Von Esponsorama Racing war zu hören, dass Zarco in dieser besagten Runde zwei Meter später gebremst hätte als in den Runden zuvor. Das würde die Linie erklären. «In dem Moment, in dem ich Johann berühre, bremse ich schon 50 Meter lang. Das Problem war, dass Johann seine Linie auf eine super unnatürliche Weise wechselt und mir dadurch keinen Platz lässt. Die Tatsache ins Spiel zu bringen, dass er zwei Meter später gebremst habe, tut da nichts zur Sache. Denn die Linie war falsch, die Herangehensweise an die Kurve war falsch, das Überholmanöver war falsch und die Linie im Exit war falsch.»

Dass die Anhörung erst am Donnerstag angesetzt wurde, sorgte unterdessen dafür, dass das zaghafte Vorgehen des FIM MotoGP Stewards Panels auch von einigen Fahrern kritisiert wurde. Morbidelli störte sich nicht weiter daran: «Ich würde es nicht wagen, dem Stewards Panel Ratschläge zu erteilen. Wenn es so geschehen ist, dann weil sie es für den ersten Moment hielten, in dem es gut war, mit uns zu sprechen. Ich habe nicht genug Erfahrung, um dazu einen Kommentar abzugeben. Ich weiß, dass sie viel zu tun haben mit den ‚track limits‘ und all diesen Dingen. Wenigstens haben sie uns vorgeladen und sie urteilen über den Vorfall. Am Ende wird es eine Entscheidung geben. Mir ist das Timing egal, mir geht es nur darum, dass eine Entscheidung gefällt wird.»

Dass die Anhörungen möglicherweise überhaupt erst als Reaktion auf die Kritik anberaumt wurden, ließ Morbidelli nicht gelten: «Ich habe gleich nach dem Unfall mit Franco Uncini gesprochen und er teilte mir mit, dass es ein Meeting geben würde.»

Wäre «Franky» enttäuscht, sollte Zarco ohne Penalty davonkommen? «Ich glaube nicht, dass sie ihn nicht bestrafen werden. Wir werden sehen.»

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