Formel 1: Max Verstappen – alles für die Katz

Stefan Bradl (Honda): Wie er die Steigerung erklärt

Von Günther Wiesinger
Stefan Bradl

Stefan Bradl

Stefan Bradl (Platz 4 im FP1) schildert im SPEEDWEEK.com-Interview, wie er sich nach einigen schwachen Ergebnissen neu aufgebaut und wieder Vertrauen gefunden hat.

Stefan Bradl weiß nicht, ob Marc Márquez für den Valencia-GP (6. bis 8. November) seinen eigenen Startplatz bei Repsol-Honda beanspruchen wird. Er geht zwar davon aus, dass der Weltmeister 2020 keinen Grand Prix mehr fahren wird. Aber womöglich bildet der Teruel-GP die letzte Bewährungsprobe für den Moto2-Weltmeister von 2011. Denn Márquez bekommt natürlich mit, dass heute im FP1 beim Terule-GP drei Honda-Fahrer unter den Top-4 liegen – und die Honda RC213V endlich wieder konkurrenzfähig geworden ist.

Stefan Bradl galt in seinen ersten MotoGP-Jahren eher als starker Qualifier. Heute mit bald 31 Jahren lag seine Stärke zumindest in der bisherigen Saison 2020 eher in der konstanten Rennpace. Auch letzten Sonntag: «Meine Pace hätte für Platz 10 im Rennen gereicht. Aber leider bin ich von Platz 21 losgefahren», ruft er in Erinnerung.

«Ich bin mit 30 Jahren. noch nicht in einem gesetzten Alter», betont der Bayer. «Meine gute Rennpace hatte letzte Woche auch damit zu tun, dass die Reifen in Aragón über die Distanz nicht so stark nachlassen. Ja, es stimmt aber, dass es mir bisher immer gelungen ist, eine einzelne schnelle Runde rauszupressen. Es ist aber richtig, dass ich in den letzten Wochen Mühe damit hatte, weil wir das Potenzial eines neuen weichen Hinterreifens nie optimal nutzen konnten. Der maximale Grip brachte uns bei der Rundenzeiten keine Vorteile. Deshalb bin ich im Quali 1:49,1 min gefahren, im Rennen 1:49,2 min. Unser Motorradl hatte da bisher in dieser Saison im Vergleich zu den letzten beiden Jahren Nachteile. Wir haben den Hinterreifen buisher nicht perfekt zum Arbeiten gekriegt.»

Doch das neue Öhlins-Federbein und eine neue Umlenkung haben seit dem Misano-Test Mitte September schrittweise eine Verbesserung bewirkt. Deshalb fuhren Alex Márquez und Stefan Bradl im Rennen von Le Mans schon auf die Plätze 3 und 8.
Der 21. Startplatz in Aragón-1 verhinderte womöglich letzten Sonntag schon eine Top-Ten-Ergebnis im Trockenen. Denn Stefan hatte einen ähnlichen Rennspeed wie Cal Crutchlow, der Achter wurde. «Aber ich habe in den ersten drei Runden hinten im Verkehr zehn Sekunden verloren. Nach 23 Runden war ich nur 20 Sekunden hinter dem Sieger», rechnet der Honda-Werkspilot vor. «Das war okay. Ich wusste: Ich brauche künftig eine bessere Qualifying-Position für die Startaufstellung. Denn man muss heute im Rennen in den ersten zwei Runden schon gut dabei sein. Dann kann ich um die Top-Ten fighten. Das ist mein heimliches Ziel für den Grand Prix am Sonntag.»

Aprilia-Rennchef Massimo Rivola sagte im Frühjahr, Testfahrer Bradley Smith müsse nach einer Testfahrer-Saison wieder in den «Race Modus» switchen, weil er jetzt statt Andrea Iannone wieder Stammfahrer ist.

Auch Bradl fiel es besonders nach der achtmonatigen Testpause von Februar bis August (er fuhr statt Márquez den Brünn-GP am 9. August) schwer, wieder in die Rennfahrer-Rolle zu schlüpfen.

«Ja, freilich war das eine große Umstellung, bei mir kam noch die lange Pause ohne GP-Maschine dazu. Ich habe zwar vorher in Deutschland einige 'Track Days' mit einem Honda-Superbike absolviert. Ich bin dann ehrgeizig ans Werk gegangen. Aber der Ehrgeiz kann dich oft auch zurückschmeißen. Wenn du dir zu viel Druck machst, ist das keine optimale Herangehensweise.
Ich habe gesehen, es ist besser, wenn ich mich wieder zurücknehme und das Vertrauen wieder frisch aufbaue.»

«Das ist in den letzten Wochen ‘step by step‘ gelungen», spürt der Honda-Pilot. «Ja, das war nicht einfach. Ich habe gesehen, ich bin nicht weit weg, ich war Zeiten-technisch immer in Reichweite, aber ich habe es halt nicht in Ergebnisse umsetzen können. Es ist schon richtig, dass ein Testfahrer normal eine ganze andere Herangehensweise hat als ein Rennfahrer. Außerdem habe ich ja in den freien Trainings immer wieder neue Teile und Abstimmungen getestet. Das scheint sich jetzt bezahlt zu machen, wie man an den jüngsten Ergebnissen sieht.»

Teruel-GP, MotoGP FP1, Freitag (23.10.)

1. Márquez, Honda, 1:48,184 min
2. Nakagami, Honda, + 0,438 sec
3. Mir, Suzuki, + 0,909
4. Bradl, Honda, + 0,819
6. Viñales, Yamaha, 0,992
7. Miller, Ducati, + 1,027
8. Aleix Espargaró, Aprilia, + 1,121
9. Pol Espargaró, KTM, + 1,1625
10. Crutchlow, Honda, + 1,172
11. Zarco, Ducati, + 1,176
12. Rins, Suzuki, + 1,188
13. Oliveira, KTM, + 1,189
14. Petrucci, Ducati, + 1,298
15. Lecuona, KTM, + 1,317
16. Dovizioso, Ducati, + 1,328
17. Quartararo, Yamaha, + 1,437
18. Smith, Aprilia, + 1,543
19. Rabat, Ducati, + 1,762
20. Binder, KTM, + 1,778
21. Bagnaia, Ducati, + 2,076

Ergebnis, MotoGP-Rennen, Aragón (18.10.):

1. Rins, Suzuki, 41:54,391 min
2. Alex Márquez, Honda, + 0,263 sec
3. Mir, Suzuki, + 2,644
4. Viñales, Yamaha, + 2,880
5. Nakagami, Honda, + 4,570
6. Morbidelli, Yamaha, + 4,756
7. Dovizioso, Ducati, + 8,639
8. Crutchlow, Honda, + 8,913
9. Miller, Ducati, + 9,390
10. Zarco, Ducati, + 9,617
11. Binder, KTM, + 13,200
12. Pol Espargaró, KTM, + 13,689
13. Aleix Espargaró, Aprilia, + 14,598
14. Lecuona, KTM, + 15,291
15. Petrucci, Ducati, + 15,941
16. Oliveira, KTM, + 18,284
17. Bradl, Honda, + 20,136
18. Quartararo, Yamaha, + 21,498
19.
Smith, Aprilia, + 25,300
20. Rabat, Ducati, + 25,558

Fahrer-WM-Stand nach 10 von 14 Rennen:

1. Mir, 121 Punkte. 2. Quartararo 115. 3. Viñales 109. 4. Dovizioso 106. 5. Nakagami 92. 6. Morbidelli 87. 7. Rins 85. 8. Miller 82. 9. Pol Espargaró 77. 10. Oliveira 69. 11. Binder 67. 12. Alex Márquez 67. 13. Petrucci 65. 14. Rossi 58. 15. Zarco 53. 16. Bagnaia 42. 17. Aleix Espargaró 27. 18. Crutchlow 21. 19. Lecuona 20. 20. Smith 11. 21. Bradl 8. 22. Rabat 8. 23. Pirro 4.

Konstrukteurs-WM:

1. Yamaha 183. 2. Ducati 160. 3. Suzuki. 4. KTM 130. 5. Honda 112. 6. Aprilia 35.

Team-WM:
1. Team Suzuki Ecstar 206. 2. Petronas Yamaha SRT, 202 Punkte. 3. Ducati Team 171. 4. Monster Energy Yamaha MotoGP 167. 5. Red Bull KTM Factory Racing 144. 6. Pramac Racing 128. 7. LCR Honda 113. 8. Red Bull KTM Tech3 89. 9. Repsol Honda Team 75. 10. Esponsorama Racing 61. 11. Aprilia Racing Team Gresini 38.

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