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Joan Mir: Gedanke an den Titel war vor dem Auftakt da

Von Simon Patterson
Frankie Carchedi im Gespräch mit Joan Mir

Frankie Carchedi im Gespräch mit Joan Mir

Dass sich Suzuki-Werksfahrer Joan Mir zum MotoGP-Weltmeister kürte, gehörte zu den Überraschungen der Saison 2020. Laut seinem Crew-Chief Frankie Carchedi kam der Erfolg aber nicht ganz unerwartet.

Frankie Carchedi verfügt über einen großen Erfahrungsschatz aus der Britischen Superbike-Meisterschaft, der Superbike-WM und der MotoGP-WM. Über den neuen MotoGP-Weltmeister Joan Mir sagt der Crew-Chief: «Er ist ganz anders als die anderen Jungs, mit denen ich gearbeitet habe. Er hat einige ihrer Stärken und einige ihrer Schwächen, aber wenn es um seinen Stil geht, ist keiner auch nur annähernd so wie er. Er ist nicht besser oder schlechter, er unterscheidet sich einfach sehr stark darin, wie er fährt und das Motorrad kontrolliert. Vielleicht kommt ihm Lavilla am nächsten, wenn es darum geht, wie er mit der Front umgeht, wie er bremst und überholt. Ironischerweise hatte der auch die Startnummer 36.»

«Ich hatte viel Glück mit den Fahrern, mit denen ich zusammengearbeitet habe, angefangen in der Britischen Superbike-Meisterschaft und der Superbike-WM. Es gibt überall ein eigenes Level, das du erreichen kannst», ergänzte Carchedi, der vor dem Wechsel zu Suzuki Ecstar im Aspar Team mit Karel Abraham zusammenarbeitete.

«Karel ist einer der bescheidensten Jungs, mit denen ich je gearbeitet habe», schwärmte der Italo-Brite. «Wir standen in Argentinien in der ersten Startreihe – wir haben im Qualifying besser abgeschnitten als es bisher mit Joan der Fall war. Er war ziemlich oft vor den anderen Ducati-Piloten, Leute wie Dovi und Lorenzo, und das war für uns wie ein Rennsieg.»

Als Carchedi Ende 2018 seinen Platz im Suzuki-Werksteam an der Seite des damaligen Rookies Joan Mir einnahm, wurden auch die Ansprüche auf ein neues Level gehoben. «Als ich zu Suzuki gekommen bin, in ein Werksteam, um mit Joan zu arbeiten, war unser Ziel ein ganz anderes. Unsere Herangehensweise war aber sehr ähnlich zu vielen anderen Fahrern, mit denen ich gearbeitet habe: Ein Lernjahr und ein zweites Jahr, in dem es galt, einfach alles zusammenzufügen und zu versuchen zu dominieren. Es ist natürlich ein anderes Motorrad und eine andere Meisterschaft, aber es ist dieselbe Mentalität, die ich mit Greg und Leon Camier hatte.»

«Okay, nicht nach den ersten drei Grand Prix, als wir 50 Punkte zurücklagen», gestand Carchedi schmunzelnd. Denn nach dem Brünn-GP lag Mir mit gerade einmal elf Punkten nur auf dem 14. WM-Rang. «Natürlich wussten wir, was er in den Pre-Season-Tests geleistet hatte und was er drauf hatte. Und wir wussten in Jerez, dass er eine unglaubliche Pace hatte. Aber ein Fehler in der zweiten Runde bedeutete, dass er keine Chance bekam, das zu zeigen.»

Zum Beginn der verkürzten MotoGP-Saison hätte kaum jemand auf einen Titelgewinn des erst 23-jährigen Spaniers gesetzt. Sein Crew-Chief betonte allerdings: «Es ist nicht so, dass es nie einen Gedanken an den Titel gab. Denn wenn man mit der Hälfte der Startaufstellung spricht, bevor sich das erste Rad gedreht hat, werden sie alle sagen, dass sie die Besten sind und nicht, dass sie in die Top-3 möchten – wenn es sich nicht um einen Rookie handelt. Er ist einer von diesen zehn Fahrern, die in diese Saison gestartet sind und glaubten, dass eine Chance bestand.»

Endstand Fahrer-WM nach 14 Rennen:

1. Mir 171 Punkte. 2. Morbidelli 158. 3. Rins 139. 4. Dovizioso 135. 5. Pol Espargaró 135. 6. Viñales 132. 7. Miller 132. 8. Quartararo 127. 9. Oliveira 125. 10. Nakagami 116. 11. Binder 87. 12. Petrucci 78. 13. Zarco 77. 14. Alex Márquez 74. 15. Rossi 66. 16. Bagnaia 47. 17. Aleix Espargaró 42. 18. Crutchlow 32. 19. Bradl 27. 20. Lecuona 27. 21. Smith 12. 22. Rabat 10. 23. Pirro 4.

Konstrukteurs-WM:

1. Ducati, 221 Punkte. 2. Yamaha 204. 3. Suzuki 202, 4. KTM 200. 5. Honda 144. 6. Aprilia 51.

Team-WM:

1. Team Suzuki Ecstar 310 Punkte. 2. Petronas Yamaha SRT 248. 3. Red Bull KTM Factory Racing 222. 4. Ducati Team 213. 5. Pramac Racing 163. 6. Monster Energy Yamaha MotoGP 178. 7. Red Bull KTM Tech3, 152. 8 LCR Honda 148. 9. Repsol Honda Team 101. 10. Esponsorama Racing 87. 11. Aprilia Racing Team Gresini 54.

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