Was Fabio Quartararo auf mentaler Ebene gelernt hat
Der neue Look von Fabio Quartararo
Nach drei Grand Prix lag Fabio Quartararo im Sommer 2020 schon 48 Punkte vor dem späteren MotoGP-Weltmeister Joan Mir. Während der Suzuki-Werksfahrer ab Spielberg aber in elf Rennen sieben Mal auf dem Podest stand, rutschte der Yamaha-Hoffnungsträger trotz seines dritten Saisonsieges in Catalunya noch bis auf den achten WM-Rang ab.
Waren die Ursachen für den Einbruch technischer Natur oder hatte der 21-jährige Franzose mit sich selbst zu kämpfen? «Das Vorjahr war schwierig, weil wir – wie alle wissen – ein paar Probleme mit dem Motorrad hatten, aber es lag auch an mir. 2019 lief alles perfekt. 2020 hat auch perfekt begonnen, aber dann kamen große Schwierigkeiten, viel Auf und Ab… Wenn du um Podestplätze und Siege kämpfst und dann auf Platz 10 liegst, dann willst du mehr, wirst wütend mit dir selbst und machst es dann noch schlimmer. In manchen Momenten, wenn es schwierig wird, wäre ein siebter Platz immer noch besser als ein Crash», weiß «El Diablo» heute.
«Ich habe nie um einen Titel gekämpft, abgesehen von der CEV-Meisterschaft, aber der Unterschied ist wirklich groß», gestand der zweifache CEV-Moto3-Champion. Zu seiner MotoGP-Saison 2020 sagte er: «Ich habe mich eigentlich großartig gefühlt. In Misano hatte ich zwei merkwürdige Rennen, dann kam ich in Barcelona zurück und habe das Rennen gewonnen. Ich habe nicht so viel Druck verspürt, das Bike lief gut. Aber dann kamen einige Strecken, wo wir Mühe hatten. Und dann haben wir gesehen, dass das Potential des Bikes nicht mehr so groß war, und ich habe gesehen, dass ich dabei war, die Weltmeisterschaft zu verlieren. Ich wollte daher noch mehr und mehr pushen. Manchmal aber pusht du mehr und es geht nach hinten. In Valencia bin ich dann auch zweimal gestürzt.»
«Ich bin jetzt nicht frustriert, weil ich glaube, dass ich viele Dinge gelernt habe», beteuerte Quartararo rückblickend. «Aber natürlich war ich im Vorjahr wütend auf mich selbst, weil ich eine große Chance auf den Titelgewinn vergeben hatte. Wenn ich aber jetzt daran denke, dann habe ich zwar eine Chance verpasst, aber viel Erfahrung für die Zukunft gewonnen.»
Ein Problem des jungen Franzosen: «Es nicht zu akzeptieren, wenn ich um Platz 6 oder 7 kämpfte, und stattdessen zu stürzen… Ich hatte Mühe dabei, aber genau das muss man für die Meisterschaft tun. Denn wenn du an dem Tag nicht besser sein kannst, dann musst du eben die Punkte mitnehmen. Dadurch habe ich in der WM viele Plätze verloren.»
An seiner Herangehensweise arbeitete der neue Yamaha-Werksfahrer in der Winterpause auch mit einem Psychologen. Was hat er dabei gelernt? «Zunächst ruhig zu bleiben. Ich habe im Vorjahr viele Dinge gehört: ‚Fabio hat keinen Rider-Coach, Fabio hat nicht die richtigen Leute um sich.‘ Es ist nicht so, dass es mich wirklich beeinflusst hätte, aber ich muss mich darauf konzentrieren, alles zu vergessen, was die Leute sagen. Denn ich weiß, dass ich von den richtigen Leuten umgeben bin. Der Psychologe hilft mir im Moment dabei, dass ich mich einfach auf mich selbst konzentriere und nicht meine Zeit damit vergeude, mir die ganzen Dinge anzuhören, die Leute über mich sagen, die für mich aber nicht wahr sind. Ich darf dem keine Bedeutung zumessen.»
«Er hilft mir, in eine Richtung zu gehen», fuhr Quartararo fort. «Im Vorjahr zum Beispiel, als das Motorrad nicht so gut funktioniert hat, da wollte ich dem Team mit dem Setting helfen und Ideen finden, um zu sehen, ob wir das Bike verbessern können… Mein Job ist aber, mit dem Daten-Ingenieur und meinem Crew-Chief zu analysieren, meine Meinung abzugeben und zu fahren – und nicht Stunden über Stunden nachzudenken. Ich muss da abschalten und mich auf meinen Job konzentrieren, anstatt in diese und die eine Richtung zu gehen. Und dabei hat mir der Psychologe geholfen.»