Livio Suppo: Im Fußball hätte man längst reagiert
Livio Suppo war jahrelang für Honda an der Boxenmauer gestanden
Die Honda Racing Corporation machte während der Abwesenheit des verletzten Marc Márquez eine ungewohnte Zeit durch. Siege blieben ohne den achtmaligen Champion aus und erst auf dem Sachsenring kehrte Repsol Honda mit dem Spanier auf das oberste Treppchen zurück. Der ehemalige HRC-Teamchef Livio Suppo, der zeitweise mit einer Rückkehr in die MotoGP-Klasse bei Suzuki liebäugelte, kennt die Situation, denn auch er hatte Honda nach einer Phase übernommen, in der man dort in sieben Jahren nur 2006 den Titel holen konnte.
Suppo sagt rückblickend: «Es war unsere Aufgabe, gute Ergebnisse zu erzielen. Mit Casey Stoner, Marc Márquez und dem Motorrad lief es wirklich gut. Dazu hatten wir Dani Pedrosa, der schnell war; auch Cal Crutchlow hat einige Rennen gewonnen. Ich denke, wir haben das Ziel erreicht. HRC haben wir dadurch wieder zu dem gemacht, was es war.»
Suppo sieht inzwischen aber einen Rückfall in alte Zeiten. Mit dem Motorrad scheint offenbar nur Marc Márquez zurechtzukommen. Der Honda RC213V fehlt die Balance: «Schon 2017 und 2018 hat Dani Pedrosa mit dem Motorrad Probleme gehabt. Das war ein Signal, dass die Entwicklung nur in die Richtung geht, mit der Marc klarkommt. Ich habe das auch bei Ducati mit Casey Stoner erlebt. Es war eine ähnliche Situation und ich weiß sehr gut, wenn die Entwicklung nicht mehr in die richtige Richtung geht, bekommt selbst ein Champion Probleme.»
Márquez kämpft weiterhin mit der fehlenden Fitness, aber nicht nur diese macht dem Spanier zu schaffen, meint Suppo: «Eine ausbalancierte Maschine wäre für Marc von Vorteil gewesen. Er hat eine Menge durch sein Talent aufgefangen.»
Honda sei in Panik verfallen, hat Suppo das Gefühl: «Sie ändern eine Menge. Das ist normal, wenn man es gewohnt ist, zu dominieren. Auch das war bei Ducati nicht anders, nachdem Valentino gegangen war. Es hat Jahre gedauert.»
Für Stirnrunzeln sorgte außerdem Neuzugang Pol Espargaró, der vor dem Márquez-Sieg in Deutschland gehofft hatte, Honda würde die Zugeständnisse eines «concession teams» erhalten. Suppo dazu: «Ich finde das ungeheuerlich. Ich denke, Gründer Soichiro Honda hätte ihn für so eine Aussage gefeuert. Aber das sagt eine Menge über die Situation aus. Es ist nicht das erste Mal, dass er etwas Seltsames gesagt hat.»
Espargarós Hoffnungen auf «concessions» lagen aber ohnehin nie im Bereich des Möglichen. Der Grund: die Corona-Pandemie.
Dorna, MSMA und IRTA hatten einstimmig beschlossen, dass der Factory-Status 2020 und 2021 bei Misserfolgen nicht verändert werden kann. Nur der Verlust der Concession-Privilegien ist trotz Covid möglich – wie KTM nach den Erfolgen 2020 erlebte.
Suppo sagt dennoch: «Im Fußball hätte es an der Spitze des Vereins schon personelle Veränderungen gegeben. Nicht jetzt, weil Marc gewonnen hat, aber davor.»
Im Moment liegt Márquez auf dem zehnten Rang in der WM-Tabelle und ist damit der beste Honda-Pilot. Pol Espargaró hat neun Zähler weniger auf dem Konto und liegt damit punktgleich mit LCR-Honda-Idemitsu-Pilot Taka Nakagami direkt hinter Márquez.
Stand Fahrer-WM nach 9 Rennen von 19 Rennen:
1. Quartararo, 156 Punkte. 2. Zarco 122. 3. Bagnaia 109. 4. Mir 101. 5. Miller 100. 6. Viñales 95. 7. Oliveira 85. 8. Aleix Espargaró 61. 9. Binder 60. 10. Marc Márquez 50. 11. Nakagami 41. 12. Pol Espargaró 41. 13. Morbidelli 40. 14. Rins 33. 15. Alex Márquez 27. 16. Bastianini 27. 17. Petrucci 26. 18. Martin 23. 19. Rossi 17. 20. Marini 14. 21. Lecuona 13. 22. Bradl 11. 23. Savadori 4. 24. Pirro 3. 25. Rabat 1.
Stand Konstrukteurs-WM:
1. Yamaha, 184 Punkte. 2. Ducati 167. 3. KTM 114. 4. Suzuki 105. 5. Honda 86. 6. Aprilia 62.
Stand Team-WM:
1. Monster Energy Yamaha, 251 Punkte. 2. Ducati Lenovo 209. 3. Pramac Racing 149. 4. Red Bull KTM Factory Racing 145. 5. Suzuki Ecstar 134. 6. Repsol Honda 98. 7. LCR Honda 68. 8. Aprilia Racing Team Gresini 65. 9. Petronas Yamaha SRT 57. 10. Esponsorama Racing Ducati 41. 11. Tech3 KTM Factory Racing 39.