Fix: MotoGP-Finale nicht in Valencia

Ducati: Hat das lange Warten 2022 ein Ende?

Von Nora Lantschner
2021 war in mehrerer Hinsicht das erfolgreichste Ducati-Jahr in der MotoGP-WM seit dem Titelgewinn von Casey Stoner im Jahr 2007 – gereicht hat es für Bagnaia und Co. trotzdem noch nicht.

Die verkürzte Saison 2020 beendeten Andrea Dovizioso und Danilo Petrucci für das Ducati Team mit den enttäuschenden WM-Rängen 4 und 12 – so schlecht platziert waren die Roten seit 2014 nicht mehr gewesen.

2021 setzte Ducati vor allem auf die Jungen – und wurde dafür belohnt: Mit insgesamt 24 Podestplätzen durch Francesco «Pecco» Bagnaia (24 Jahre alt), Jack Miller (26), Jorge Martin (23), Johann Zarco (31) und Enea Bastianini (24) gab es für den Hersteller aus Borgo Panigale eine neue MotoGP-Bestleistung. Mit sieben Saisonsiegen – vier durch Bagnaia, zwei durch Miller und einen durch Pramac-Jungstar Martin – war die italienische Traditionsmarke zudem erfolgreicher als jeder andere Hersteller in der Königsklasse.

Auch ein Blick auf das WM-Klassement legt nahe, dass die Roten mit den WM-Rängen 2 und 4 durch Bagnaia und Miller sowie dem fünften Gesamtrang von Zarco (gleichzeitig bester Kundenteam-Fahrer) die beste Saison seit Casey Stoners Titelgewinn im Jahr 2007 erlebten.

Das große Ziel des zweiten Fahrertitels verfehlte Ducati dennoch einmal mehr, Yamaha-Werksfahrer Fabio Quartararo triumphierte. Zum zweiten Mal in Folge und zum dritten Mal insgesamt holten die Italiener aus Borgo Panigale zumindest die Konstrukteurs-Krone. Dazu trugen die Punkte von Bagnaia (167 Punkte), Miller (63 Punkte), Zarco (86 Punkte), Martin (25 Punkte) und Bastianini (16 Punkte) bei. Zum zweiten Mal nach 2007 ging außerdem der Team-Titel an das Ducati-Werksteam.

Übrigens: Erstmals seit dem MotoGP-Einstieg im Jahr 2003 gab es beim Saisonfinale 2021 in Valencia ein reines Ducati-Podium: Bagnaia vor Martin und Miller. Die erste komplett rote erste Startreihe sicherte sich Ducati schon beim zweiten Misano-GP, dank Bagnaia, Miller und Luca Marini.

«Das bedeutet, dass unser Motorrad zu verschiedenen Fahrstilen passt», kommentierte Rennchef Gigi Dall'Igna. «Dazu waren wir die ganze Saison hindurch bei fast allen Rennen sehr konkurrenzfähig. Wir machen das Bike von Jahr zu Jahr besser. Wir haben unser finales Ziel noch nicht erreicht, aber wir sind wirklich sehr glücklich mit den Verbesserungen und mit all den Technologien, die wir in den letzten Jahren entwickelt haben.»

Ducatis Anfänge in der MotoGP-WM

Mit der Viertakt-Ära begann auch die MotoGP-Geschichte von Ducati: Beim Italien-GP 2002 stellte der Hersteller aus Borgo Panigale seinen MotoGP-Prototyp vor. Für die erste Saison in der «premier class» setzte Ducati 2003 auf Troy Bayliss, der dem italienischen Werk 2001 den Superbike-WM-Titel beschert hatte, und den dreifachen Weltmeister Loris Capirossi (1990 und 1991 in der 125er-, 1998 in der 250er-Klasse).

Die Erfolge ließen nicht lange auf sich warten: Capirossi sorgte beim Saisonauftakt in Suzuka als Dritter für den ersten Podestplatz. Beim Barcelona-GP landete der Italiener ganz vorne und bescherte Ducati im sechsten Rennen den ersten Sieg. In der WM-Wertung belegte er am Ende Rang 4, sein australischer Teamkollege Rang 6. Zusammen fuhren sie im ersten Jahr neun Podestplätze für Ducati heraus.

Seither ist viel passiert – von Casey Stoners überragender Saison auf dem Weg zum Weltmeistertitel über die gescheiterte «himmlische Ehe» mit Superstar Valentino Rossi bis hin zum Abschied von Jorge Lorenzo und dem dreifachen Vizeweltmeister Andrea Dovizioso.

Stoner ist zweifellos der erfolgreichste Ducati-Pilot in der bisherigen MotoGP-Geschichte: Der Australier holte nicht nur den bisher einzigen WM-Titel für den italienischen Hersteller, auch an die 23 GP-Siege kam noch keiner heran – zehn davon holte er allein in seiner Weltmeistersaison 2007. Lange Zeit schien es so, als wäre er der einzige Fahrer, der auf dem eigenwilligen Motorrad gewinnen konnte. Als er sich nach der Saison 2010 zu Repsol Honda verabschiedete, musste Ducati sechs Jahre warten, bis Andrea Iannone beim Österreich-GP 2016 wieder ein Sieg gelang. Für den Italiener blieb es bei diesem einen Erfolg.

Dazwischen lagen harte Jahre: Als Valentino Rossi 2011 in das Ducati-Werksteam kam, waren die Hoffnungen nicht nur in Italien groß. Doch aus einem italienischen Dream-Team wurde nichts – nur drei Podestplätze waren nach zwei Jahren, in denen nicht nur am Aluminium-Rahmen experimentiert wurde, das ernüchternde Ergebnis.

2013 folgte dann das schwärzeste Ducati-Jahr in der MotoGP-WM: Die ausbleibenden Erfolge – kein einziger Podestplatz in der ganzen Saison – sorgten unter anderem dafür, dass Ende des Jahres Gigi Dall’Igna als neuer General Manager von Ducati Corse verpflichtet wurde, um Ducati wieder auf die Siegerstraße zu führen. Die Ergebnisse sollten ihm Recht geben – das ganz große Ziel, nach 2007 einen zweiten MotoGP-Titel nach Borgo Panigale zu holen, verfolgt er bislang aber vergeblich.

Daran änderte auch 25-Millionen-Mann Jorge Lorenzo nichts, der sich nach einem schwierigen Start in seinem zweiten Jahr auf der Desmosedici zwar noch in die Liste der Ducati-Siegfahrer eintrug, anschließend aber zu Repsol Honda wechselte und seine Karriere dort frühzeitig beendete.

Dovizioso, der 14 seiner 15 MotoGP-Siege für Ducati einfuhr, dazu 40 seiner 62 Podestplätze in der Königsklasse, ist der zweiterfolgreichste MotoGP-Pilot für den Hersteller aus Borgo Panigale. Sein Titeltraum in rot bleib ebenfalls unerfüllt. Pecco Bagnaia reiht sich mit seinen vier Siegen aus der abgelaufenen Saison hinter Capirossi schon auf dem vierten Rang ein.

Die total 58 Ducati-Siege kamen übrigens auf 21 unterschiedlichen Strecken zu Stande: Der Red Bull Ring liegt den Roten mit bisher sechs Triumphen am besten. Es folgen Motegi, Sepang und Doha mit jeweils fünf Siegen. In Mugello, Barcelona, Misano, Valencia und auf Phillip Island sind es bisher vier, in Brünn drei sowie in Jerez, Le Mans, Aragón und Donington zwei. Jeweils einmal jubelte Ducati auf dem Sachsenring, in Assen, Silverstone, Laguna Seca, Shanghai, Istanbul und Portimão.

2021 stockt Ducati die rote Armada auf acht Motorräder auf und stellt damit ein Drittel des 24-köpfigen MotoGP-Feldes. Bagnaia verabschiedete sich zudem in Jerez mit souveräner Test-Bestzeit in die Winterpause und schwärmte von einem «perfekten Bike, das noch einmal verbessert wurde». Die Hoffnungen in Borgo Panigale ruhen 2022 vor allem auf dem Vizeweltmeister.

Die Erfolge des Ducati-MotoGP-Werksteams seit 2003

2003: Neun Podestplätze (1x Sieg, 2x zweiter Platz, 6x dritter Platz)
Loris Capirossi WM-Rang 4 mit 177 Punkten
Troy Bayliss WM-Rang 6 mit 128 Punkten

2004: Zwei Podestplätze (2x dritter Platz)
Loris Capirossi WM-Rang 9 mit 117 Punkten
Troy Bayliss WM-Rang 14 mit 71 Punkten

2005: Vier Podestplätze (2x Sieg, 1x zweiter Platz, 1x dritter Platz)
Loris Capirossi WM-Rang 6 mit 157 Punkten
Carlos Checa WM-Rang 9 mit 138 Punkten

2006: Neun Podestplätze (4x Sieg: Troy Bayliss siegte als Ersatzfahrer in Valencia, 4x
zweiter Platz, 1x dritter Platz)
Loris Capirossi WM-Rang 3 mit 229 Punkten
Sete Gibernau WM-Rang 13 mit 95 Punkten

2007: 18 Podestplätze (11x Sieg, 4x zweiter Platz, 3x dritter Platz)
Casey Stoner Weltmeister mit 367 Punkten
Loris Capirossi WM-Rang 7 mit 166 Punkten

2008: Elf Podestplätze (6x Sieg, 3x zweiter Platz, 2x dritter Platz)
Casey Stoner WM-Rang 2 mit 280 Punkten
Marco Melandri WM-Rang 17 mit 51 Punkten

2009: Neun Podestplätze (4x Sieg, 1x zweiter Platz, 4x dritter Platz)
Casey Stoner WM-Rang 4 mit 220 Punkten
Nicky Hayden WM-Rang 13 mit 104 Punkten

2010: Zehn Podestplätze (3x Sieg, 2x zweiter Platz, 5x dritter Platz)
Casey Stoner WM-Rang 4 mit 225 Punkten
Nicky Hayden WM-Rang 7 mit 163 Punkten

2011: Zwei Podestplätze (2x dritter Platz)
Valentino Rossi WM-Rang 7 mit 139 Punkten
Nicky Hayden WM-Rang 8 mit 132 Punkten

2012: Zwei Podestplätze (2x zweiter Platz)
Valentino Rossi WM-Rang 6 mit 163 Punkten
Nicky Hayden WM-Rang 9 mit 122 Punkten

2013: Kein Podestplatz
Andrea Dovizioso WM-Rang 8 mit 140 Punkten
Nicky Hayden WM-Rang 9 mit 126 Punkten

2014: Drei Podestplätze (1x zweiter Platz, 2x dritter Platz)
Andrea Dovizioso WM-Rang 5 mit 187 Punkten
Cal Crutchlow WM-Rang 13 mit 74 Punkten

2015: Neun Podestplätze (5x zweiter Platz, 4x dritter Platz)
Andrea Iannone WM-Rang 5 mit 188 Punkten
Andrea Dovizioso WM-Rang 7 mit 162 Punkten

2016: Zehn Podestplätze (2x erster Platz, 3x zweiter Platz, 5x dritter Platz)
Andrea Dovizioso WM-Rang 5 mit 171 Punkten
Andrea Iannone WM-Rang 9 mit 112 Punkten

2017: 15 Podestplätze (6x erster Platz, 4x zweiter Platz, 5x dritter Platz)
Andrea Dovizioso WM-Rang 2 mit 261 Punkten
Jorge Lorenzo WM-Rang 7 mit 137 Punkten

2018: 13 Podestplätze (7x erster Platz, 4x zweiter Platz, 2x dritter Platz)
Andrea Dovizioso WM-Rang 2 mit 245 Punkten
Jorge Lorenzo WM-Rang 9 mit 134 Punkten

2019: 12 Podestplätze (3x erster Platz, 3x zweiter Platz, 6x dritter Platz)
Andrea Dovizioso WM-Rang 2 mit 269 Punkten
Danilo Petrucci WM-Rang 6 mit 176 Punkten

2020: Drei Podestplätze (2x erster Platz, 1x dritter Platz)
Andrea Dovizioso WM-Rang 4 mit 135 Punkten
Danilo Petrucci WM-Rang 12 mit 78 Punkten

2021: 14 Podestplätze (6x erster Platz, 3x zweiter Platz, 5x dritter Platz)
Francesco Bagnaia WM-Rang 2 mit 252 Punkten
Jack Miller WM-Rang 4 mit 181 Punkten

Die 57 MotoGP-Siege des Werksteams

Casey Stoner: 23 Siege (2007: Doha, Istanbul, Shanghai, Barcelona, Donington Park, Laguna Seca, Brünn, Misano, Phillip Island, Sepang; 2008: Doha, Donington Park, Assen, Sachsenring, Phillip Island, Valencia; 2009: Doha, Mugello, Phillip Island, Sepang; 2010: Aragón, Motegi, Phillip Island)

Andrea Dovizioso: 14 Siege (2016: Sepang; 2017: Mugello, Barcelona, Spielberg, Silverstone, Motegi, Sepang; 2018: Doha, Brünn, Misano, Valencia; 2019: Doha, Spielberg; 2020: Spielberg 1)

Loris Capirossi: sieben Siege (2003: Barcelona; 2005: Motegi, Sepang; 2006: Jerez, Brünn, Motegi; 2007: Motegi)
Francesco Bagnaia: vier Siege (2021: Aragón, Misano-1, Portimão-2, Valencia)

Jorge Lorenzo: drei Siege (2018: Mugello, Barcelona, Spielberg)

Danilo Petrucci: zwei Siege (2019: Mugello; 2020: Le Mans)
Jack Miller: zwei Siege (2021: Jerez, Le Mans)

Troy Bayliss: ein Sieg (2006: Valencia)

Andrea Iannone: ein Sieg (2016: Spielberg)

Die Erfolge von Pramac Ducati

Ein Sieg:
Jorge Martin (2021: Spielberg-1)

27 weitere Podestplätze:
2007: Alex Barros (Mugello)
2008: Toni Elias (Brünn und Misano)
2015: Danilo Petrucci (Silverstone)
2016: Scott Redding (Assen)
2017: Danilo Petrucci (Mugello, Assen, Misano, Motegi)
2018: Danilo Petrucci (Le Mans)
2019: Jack Miller (Austin, Brünn, Aragón, Phillip Island, Valencia)
2020: Jack Miller (Spielberg 1, Spielberg 2, Valencia 2, Portimão); Francesco Bagnaia (Misano 1)
2021: Johann Zarco (Doha 1, Doha 2, Le Mans, Barcelona); Jorge Martin (Doha 2, Spielberg-2, Valencia)

Avintia Esponsorama Ducati: Letzte fünf Rennen 2014 bis 2021, drei Podestplätze:
2020: Johann Zarco (Brünn)
2021: Enea Bastianini (Misano-1, Misano-2)

Aspar Ducati: 2016 bis 2018, kein Podestplatz

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