Aprilia: Motorkonzept ist fix – Yamaha-Idee «unfair»
Bei den vergangenen drei MotoGP-Veranstaltungen auf dem Red Bull Ring in Spielberg, im MotorLand Aragon sowie in Misano musste Aprilia gegenüber KTM deutlich Federn lassen und fiel in der Konstrukteurs-WM hinter das Werk aus Österreich zurück, während Ducati an der Spitze gewohnt den Ton angibt.
SPEEDWEEK.com setzte sich mit Aprilia-Rennchef Massimo Rivola zusammen und sprach über die nahe und weiter entfernte Zukunft.
Massimo, welchen Bereich siehst du als Hauptgrund, dass euch der Anschluss zu Ducati bislang nicht gelungen ist?
Die Anzahl Fahrer und Motorräder und der Faktor Zeit. Es mangelt uns nicht an Fähigkeiten, sondern an Erfahrung. Und Erfahrung bekommst du mit den Kilometern auf der Strecke. Jedes Mal, wenn Ducati auf die Strecke geht, fahren sie doppelt so viele Kilometer wie die anderen. Um das aufzuholen, braucht es viel.
Gibt es einen speziellen Grund, dass ihr keinen Hauptsponsor habt?
Das ist die schlimmste Frage, die du mir stellen kannst. Einerseits sind wir glücklich darüber, das Aprilia-Logo groß auf unseren Motorrädern zu haben. Das war vor allem in den Jahren so, als wir noch nicht die besten Leistungen brachten. Aber jetzt sind wir bereit für einen guten Sponsor, hoffentlich finden wir einen.
Vielleicht muss Liberty dieser Meisterschaft erst einen Marketing-Boost verpassen. In meinen Augen ist MotoGP aktuell die beste Möglichkeit für eine Firma, sich auf großer Bühne darzustellen. Und Aprilia ist der Partner, den man dafür braucht.
Eure nächstjährigen Fahrer Marco Bezzecchi und Jorge Martin haben ein ganz anderes Image als eure jetzigen Aleix Espargaro und Maverick Vinales. Wird sich für euch dadurch etwas ändern?
Jorge kämpft um die Meisterschaft, Marco hat es letztes Jahr getan, das kann uns sicher einen Schub geben. Aber Aleix hat eine reiche Geschichte mit uns und Maverick einen bekannten Namen. Nach seinen beiden Siegen in Austin hat sich das noch mal gesteigert.
Wir können nur dafür sorgen, dass wir Rennen gewinnen. Dann werden wir früher oder später auch einen Hauptsponsor finden.
Wie steht Aprilia dazu, die Entwicklung ab 2025 oder 2026 einzufrieren, damit sich die Werke bestmöglich auf 2027 vorbereiten können, wenn die neuen technischen Vorschriften Inkrafttreten?
Wir sind absolut nicht dagegen, wir stimmen dem Einfrieren zu – solange die Regeln für alle gleich sind. Wenn zum Beispiel Yamaha einen V4- statt eines Reihenvierzylinder-Motors bauen will, dann ist das okay für mich, solange sie in die derzeitige D-Kategorie der Concessions-Regel eingestuft sind. Kommen sie aber in die C, dann geht das nicht. Yamaha stellt sich gegen das Einfrieren der Entwicklung, nicht wir. Sie haben uns einen Vorschlag präsentiert, der in meinen Augen nicht fair ist.
Gehst du davon aus, dass du für den ersten Wintertest im November in Valencia am Dienstag nach dem Grand Prix beide neuen Fahrer zur Verfügung hast?
Ich würde gerne sagen, das wäre nicht mein Problem. Ich sehe den Ball eher bei der Dorna. Sie sorgen dafür, dass jeder mit seinem neuen Motorrad fahren kann, solange er in schwarzer Kombi und ohne Sponsoren darauf antritt. Es gibt ein Gentlemen’s Agreement, ich weiß nur nicht, wie viele Gentlemen es in diesem Fahrerlager gibt. Trotzdem erwarte ich, beide Piloten zur Verfügung zu haben.
Hat sich Aprilia bezüglich des Motorenkonzepts ab 2027 bereits festgelegt?
Es wird ein V4-Motor. Ich bin kein Motorenbauer, aber die Geschichte und die mechanische Beschaffenheit spricht für dieses Konzept. Auch die Aerodynamik und die Motorleistung selbst.
Die Tatsache, dass auch Yamaha für die Zukunft über einen V4 nachdenkt, unterstreicht, dass das der richtige Weg ist.
Habt ihr für die Aerodynamik einen externen Partner?
Nein, wir erledigen alles innerhalb der Firma, wir haben gute Leute. Wir haben nur keinen Windkanal und gehen deshalb nach Köln. Wir verfügen über gutes Know-how, ich bin recht stolz auf die gemachten Schritte.