MotoGP: Neuer Yamaha-Motor zu stark

Frankie Chili: Strand und Badehose statt Fahrerlager

Von Thomas Kuttruf
Während auf dem Misano World Circuit die MotoGP-Elite um den Sieg kämpft, kümmert sich einer der populärsten Piloten der Motorrad-WM eisern um seinen Strandabschnitt. Frankie Chili lebt weiter im Sand von Misano.

In Misano Adriatico wird das zweite Rennwochenende der MotoGP in Serie und die bereits 14. Station der Motorrad-Straßenweltmeisterschaft gefeiert. Vor 14 Tagen erlebten über 160.000 Besucher Siege der spanischen Helden Jorge Martin und Marc Marquez. Doch auch die Ducati-Werksfahrer Pecco Bagnaia und Enea Bastianini sowie Franco Morbidelli durften auf dem Podium bejubelt werden. Nachdem der Weltmeister dem Rivalen aus Madrid in der WM wieder sehr nahe gekommen, war das Event Sicht der Tifosi gerettet.

Zwei Wochen später sind beim erst vor wenigen Wochen einberufenen GP der Emilia Romagna und dem zweiten Event an der Adria deutlich weniger Besucher und Gäste vor Ort. Die dafür bereits am Samstag ihren Weltmeister als Sieger des Sprints zelebrieren konnten. Im Fahrerlager zu Gast ist mit US-Legende Kevin Schwantz zugleich ein immer noch gefeierter Star der Szene. Texaner Schwantz, eng mit der Familie Simoncelli verbunden, erhielt stehende Ovationen von der Haupttribüne.

Derweil blickte eine andere Berühmtheit der Motorrad-GP-Welt aufs Meer. Luftlinie drei Kilometer entfernt vom tosenden Gelände des Fahrerlagers des Misano World Circuit war Pierfrancesco Chili dem Geschrei der Kinder am Strand von Misano Adriatico ausgesetzt.

Seit Jahrzehnten betreibt der in Bologna geborene Chili direkt an der Stadtgrenze zu Riccione den Strandabschnitt 8 und 9. Das lebendig bunte Geschäft mit Wasser und Sand ist nach seiner Frau Romina benannt. So lange noch reger Betrieb an der im Sommer über 30 Grad heißen Adria herrscht, klettert Chili auf seinen Wachturm und kommt den Routinen eines Bademeisters nach.

Bei einem Besuch am Strand ließ sich der ehemalige GP- und Superbike-Star gerne fotografieren. Auf einen Besuch im Fahrerlager habe er allerdings schlicht keine Lust mehr, erklärte Chili, der erst vor drei Monaten seinen 60. Geburtstag gefeiert hatte.

Pierfranceso «Frankie» Chili gewann nie einen Titel in der Motorrad-Weltmeisterschaft. Seit seinem Gesamtsieg der 125er-Europameisterschaft in der Saison 1985 war der Italiener lange Stammfahrer im GP-Fahrerlager. Chili stieg über die Viertelliter-Klasse bis in die Königsklasse auf. Der Bademeister aus Misano ist Teil des sehr exklusiven Clubs von Honda NSR 500-Piloten. Auch als Dompteur des Cagiva 500-Projekts wurde Chili eingesetzt und und von den Tifosi gefeiert.

Nicht minder populär und noch erfolgreicher war Chili in seinem zweiten Karriereabschnitt als Superbike-Pilot. Auch in der seriennahen WM blieb ihm eine WM-Krone versagt, doch mit 17 Laufsiegen hinterließ «Chilone» eine festen Abdruck. Sein Abschied von der Fahrerbühne nach der Saison 2006 war ein Großereignis in Italien.

Schockiert war die große Chili-Fangemeinde, als sie 2018 von der unheilbaren Parkinson-Erkrankung ihres Helden in der Badehose erfuhren. Seit der Diagnose hat sich das Leben von Pierfranceso Chili stark verändert. Öffentliche Auftritte sind tabu.

Aber mit über 20 großartigen Jahren als Motorrad-Star abgespeichert in Körper und Seele, einer intakten Familie und einem eigenen Strand genießt Frankie Chili weiterhin das Leben.

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