Gebrochener Champ Martin: Operation statt WM-Auftakt
Die Reaktionen auf die Nachrichten aus Spanien waren geprägt von Unglaube, Schock, Mitleid und größter Verwunderung – wie konnte es sein, dass Weltmeister Jorge Martin wenige Tage vor seinem MotoGP-Comeback und noch inmitten einer körperlichen Instabilität heftig von einem Motorrad fliegt und mit schweren Verletzungen erneut auf dem Operationstisch landet?
Was in der Tat zunächst nach einem mittelmäßigen vorgezogenen Aprilscherz klang, hat sich als bittere Wahrheit bestätigt. Jorge Martin war am gestrigen Montagvormittag zu Trainingsrunden mit dem Supermoto-Bike auf einer ihm bestens vertrauten Piste in der Nähe von Lleida gestartet.
Was als kontrollierte Belastungsprobe vor der Abreise nach Buriram in Thailand gedacht war, endete in der Vollkatastrophe. Der MotoGP-Weltmeister flog so unglücklich vom Supermoto-Trainingsmotorrad, dass der Sturz weit mehr als nur harmlose Blessuren hinterließ. Die Liste der Verletzungen ist lang und seriös: Verletzung des linken Handgelenks mit Kahnbeinbruch, Bruch der Speiche im linken Unterarm, Fraktur mehrerer Handwurzelknochen links, Bruch des linken Fersenbeins.
Auch ohne Doktortitel lässt sich damit feststellen, die Verletzungen des Trainingsunfalls sind nochmals gravierender als die Folgen des wüsten Highsiders von der MotoGP-Aprilia am 5. Februar in Sepang. Mit den bereits bestehenden Verletzungen in der rechten Hand sowie im linken Fuß – beides wurde chirurgisch von Dr. Xavier Mir in Barcelona behandelt – ergibt sich ein verheerendes Schadensbild. Drei Tage vor dem Saisonstart und dem Beginn des neuen Karriereabschnitts ist der Champion mit mindestens acht Frakturen außer Gefecht.
Jorge Martin wurde noch am Montag von Lleida nach Barcelona in die Klinik Dexeus transportiert – und wieder einmal in die Hände von Dr. Mir übergeben. Am heutigen Dienstag stehen Eingriffe an der Speiche sowie des verletzten Kahnbeins im OP-Kalender.
Erst nach der Stabilisierung der Verletzungen ist abzusehen, wann der Aprilia-Werksfahrer wieder in den MotoGP-Dienst zurückkehren kann. Durch den nun mit 22 Events befüllten Rennkalender gibt es auf absehbare Zeit keine Ruhepausen. Nach dem Saisonauftakt in Buriram geht es ohne Unterbrechung im 14-Tage-Rhythmus bis Mitte Juni weiter.
Das Fiasko bei Aprilia um den Champion setzt sich damit auf erst einmal unbestimmte Zeit fort. Der Weltmeister wird jedenfalls einen wesentlichen Teil der GP-Saison 2025 benötigen, um in körperlicher Bestverfassung anzutreten. Im Trackhouse-Kundenteam warten ein Rookie sowie ein ebenfalls lädierter Raul Fernandez auf den Startschuss in Thailand.
Alle Hoffnungen der Aprilia-Werksmannschaft ruhen damit auf Neuzugang Marco Bezzecchi. Der Pilot aus Rimini kam unbeschadet durch die Wintertests und zeigte dabei konstante Steigerungen.
Den Sitz des aktuell sehr fragilen «Martinators» übernimmt Testfahrer Lorenzo Savadori.