MotoGP: Pecco Bagnaia zeigte seine beste Leistung

Rossi vs. Gibernau: Als in Jerez Grenzen verschwammen

Von Toni Schmidt
Jerez 2005: Das Manöver von Valentino Rossi gegen Sete Gibernau in der letzten Kurve schrieb Rennsportgeschichte

Jerez 2005: Das Manöver von Valentino Rossi gegen Sete Gibernau in der letzten Kurve schrieb Rennsportgeschichte

Ein rabiates Manöver, ein verbissener Zweikampf und der stille Bruch zweier Rivalen: Der MotoGP-Auftakt 2005 in Jerez schrieb Rennsportgeschichte – und wirft bis heute unbequeme Fragen auf.

Die MotoGP-Saison 2025 begann bereits Anfang März im thailändischen Buriram. Der stetig wachsende Kalender sorgt seit Jahren dafür, dass der Auftakt wie auch das Finale immer weiter in Richtung Frühling beziehungsweise Spätherbst rutschen. In dieser Serie blicken wir zurück – 20 Jahre zurück. Welche Geschichten prägten die Rennen damals? Und wie würden wir manche Szenen heute bewerten? Den Anfang macht Jerez, wo in diesem Jahr vom 25. bis 27. April das fünfte Rennwochenende stattfindet.

Am 10. April 2005 startete die MotoGP in Jerez in eine neue Saison. Valentino Rossi stellte seine Yamaha mit einer Rundenzeit von 1:39,419 min auf die Pole-Position. Die Gresini-Honda-Piloten Sete Gibernau und Marco Melandri folgten mit deutlichem Abstand – eine halbe Sekunde langsamer. Alex Hofmann brachte seine Kawasaki im Qualifying respektabel unter die Top-10. Ducati war der einzige europäische Hersteller im Feld, Loris Capirossi ging von Startplatz 6 ins Rennen. Heute, zwei Jahrzehne später, ist das Tempo der MotoGP um knapp drei Sekunde pro Runde gestiegen.

Dass heutzutage die Top-10 innerhalb einer Sekunde liegen und das gesamte Feld oft weniger als zwei Sekunden trennt, ist zur Normalität geworden. 2005 war das noch Zukunftsmusik. Damals verlor James Ellison auf der exotischen Blata-Konstruktion über fünf Sekunden auf Rossi – ein klares Zeichen für die technologische Kluft im Feld. Der Reifenkrieg zwischen Michelin und Bridgestone dominierte das Geschehen, Dunlop war nur für Außenseiter die letzte Option – mit erkennbaren Leistungsdefiziten.

Das Rennen eröffnete Lokalmatador Sete Gibernau mit einem Blitzstart. Der Spanier hatte Jerez 2004 gewonnen und wollte auf heimischem Boden ein Zeichen setzen. Er führte das Rennen souverän an, während Valentino Rossi das gesamte Rennen über in seinem Windschatten lauerte. Nicky Hayden konnte bis zu seinem Sturz mithalten, doch Gibernau und Rossi setzten sich bis zur letzten Runde satte 16 Sekunden vom Drittplatzierten Melandri ab. Und dann kam die Zielkurve.

Im Vorfeld gab es Spannungen zwischen Rossi und Gibernau. Rossi klebte im letzten Umlauf am Hinterrad des Spaniers. Eine Attacke war nur noch in der Zielkurve möglich – und sie kam. Gibernau verteidigte innen, Rossi stach hinein, wo kaum Platz war. Der Kontakt war unvermeidlich. Gibernau, der gerammt wurde, musste aufrichten, landete im Kiesbett und rettete sich noch auf Platz 2. Rossi wurde für den finalen Stoß zum Sieg bejubelt – und gleichzeitig kritisiert.

Die Szene sorgte für heftige Debatten. Gibernau verweigerte auf dem Podium den Handschlag. Jahre später sagte er: «Wir taten beide, was wir für wichtig hielten – für die WM.» Für ihn war der Vorfall ein Wendepunkt, ab dem der Rennsport härter, kompromissloser wurde. Rossi sagte nüchtern: «Natürlich ist Sete sauer. Aber das ist Racing.»

Heute, 20 Jahre später, stellt sich die Frage: Wie würde man mit dem aktuellen Regelwerk entscheiden? Die Antwort ist unbequem. Rossi hätte wohl eine Strafe kassiert. Dass keiner von beiden stürzte, war Glück. Aber Rossi profitierte klar vom Kontakt. Eine Long-lap-Penalty oder Gridstrafe für das nächste Rennen wäre die logische Konsequenz gewesen – so wie es heute Standard ist. Spekulation? Natürlich. Aber lehrreich und ikonisch war die Szene allemal.

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