MotoGP: Pecco Bagnaia zeigte seine beste Leistung

Ducati-Rookie Aldeguer: Marc und Alex – eine Einheit!

Von Manuel Pecino
Fermin Aldeguer hat die Angst vor der MotoGP längst verloren

Fermin Aldeguer hat die Angst vor der MotoGP längst verloren

Trotz einer durchwachsenen Moto2-Saison 2024 hielt Ducati Corse Wort und holte den jungen Fermin Aldeguer in die Königsklasse der MotoGP. Nach vier Events und einem starken Schub in Katar – Zeit für ein langes Gespräch.

Fermin Aldeguer, geboren am 5. April 2005 in La Nora in der Region Murcia in Spanien, ist mit 20 Jahren der jüngste Fahrer in der MotoGP. Fermín, der bereits im frühen Stadium der Moto2-WM-Saison 2024 von Ducati verpflichtet wurde, enttäuscht bei seinem MotoGP-Debüt diejenigen nicht, die auf ihn gesetzt haben. Wir sprachen mit ihm beim letzten Grand Prix in der Wüste von Katar.

Wie kann jemand, der ganz normal Motorrad fährt, verstehen, wie es ist, ein MotoGP-Bike zu fahren? Kann man das Gefühl vielleicht mit einer sehr wilden Achterbahnfahrt vergleichen?
Ja, ein bisschen könnte man das vergleichen … am Anfang. Denn dieses Kribbeln im Bauch, wenn man eine MotoGP fährt, verschwindet sehr schnell. Ich würde sagen, man spürt es beim ersten Mal, beim zweiten Mal nicht mehr. Es gibt sogar dumme Dinge, die ich im Alltag mache, die dieses Gefühl hervorrufen können, aber nicht das Fahren meiner MotoGP-Ducati. Wir Fahrer sehen schnell nicht mehr, dass wir etwas besonders «Adrenalinreiches» tun.

Und wie war das erste Mal?
Das erste Mal war unglaublich … Die Beschleunigung … Das Gefühl bei der Verzögerung … Alles geht so schnell … Man kann kaum begreifen, was passiert … Es ist heftig, wirklich heftig.

Und wie ist das Leben bei 360 km/h?
Am Anfang hat man das Gefühl, dass sich die Strecke vor einem schließt und der Bremspunkt auf einen zukommt, anstatt dass man auf ihn zufährt. Aber ich wiederhole, was ich schon gesagt habe: Ich habe dieses Tunnelgefühl, das man am Anfang hat, verloren, der Verstand passt sich an das an, was man tut.

Aber damit die Leute das verstehen: Man hat zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, in Gefahr zu sein, weil die Rennstrecken im Allgemeinen breit sind; es ist nicht wie auf der Straße. Auf der Straße sieht man die Gefahr, man sieht die Leitplanken, die Straße wird immer schmaler … Hier ist alles offener und ich würde sagen, sauberer, und man hat nicht das Gefühl, schnell zu fahren.

Mehr als die Geschwindigkeit hat mich bei der MotoGP die Beschleunigung beeindruckt und wie kurz die Geraden sind, vor allem die kurzen. Auf Geraden wie denen in Argentinien hat man keine Probleme. Am Ende habe ich sogar gesagt, dass ich mehr Leistung brauche, um schneller zu fahren. 

Das würde dir auf der Supergeraden in Austin auch passieren, oder?
In Austin muss man aufmerksamer sein, weil das Motorrad durch die Unebenheiten hin und her wackelt und man darauf achten muss, wie man in die Bremszone kommt; das ist anders … Mal sehen, wie es in Mugello wird! Da wird es spannend!

Ich erinnere mich, wie ich 2021 nach Mugello gefahren bin und dort zum ersten Mal eine 1000er gefahren bin … Ich kam mit 300 km/h auf die Bodenwelle und das Motorrad hob vorne ab und uff … Die ersten paar Male hatte ich Angst. Mal sehen, wie es mit der MotoGP läuft.

Eine andere Sache: das Bremsen. Welcher Teil des Körpers wird am meisten beansprucht: die Arme, die Schultern, die Beine …?
Wenn man es unbewusst macht, würde ich sagen, der Trizeps, die Schultern, der Nacken und der Lendenbereich. Aber in Rennen wie in Austin sieht man, dass sich die Fahrer in den Linkskurven mehr mit den Abduktoren abstützen. Wir haben auch Vorsprünge am Tank, um uns abzustützen, das macht es einfacher. Das ist etwas, das man mit der Zeit und mit der Übung lernt.

Ich zum Beispiel habe in Austin in den letzten Runden, als ich die Müdigkeit in den Armen spürte, beim Bremsen mit den Beinen geholfen und einen großen Schritt nach vorne gemacht. Runde für Runde wurde ich weniger müde, weil ich zwischen Beinen und Armen wechselte, und das half mir, in den letzten Runden des Rennens schnell zu sein.

Ist das die Erklärung für deinen bemerkenswerten Sprint in Austin?
Ich würde sagen, zum großen Teil, ja. Es klingt vielleicht albern, aber wenn die Arme müde sind, merkt man das nicht, aber man macht kleine Bewegungen, und das spürt das Motorrad. Wenn man sich mit den Beinen abstützt, wird das Motorrad stabiler und alles läuft beim Bremsen geordneter ab, das hilft wirklich.

Das nennt man Entwicklung durch Erfahrung.
Absolut, man muss weiterfahren und sich die Großen anschauen, wie sie es machen, was sie von Jahr zu Jahr an ihrer Fahrweise geändert haben, und da macht es einen großen Unterschied. 

Das bedeutet, dass man in der Moto2 beim Bremsen die Beine nicht einsetzt.
Nicht so sehr, denn letztendlich ist die Geschwindigkeit, die man erreicht, geringer, die Bremskraft ist ebenfalls geringer. Es stimmt, dass man später bremst, aber die Trägheit ist nicht dieselbe, es gibt einen Unterschied in der Verwendung von Carbon- und Stahlbremsen, und ergonomisch gesehen hat die Moto2 keine Vorsprünge an den Tanks, an denen man sich beim Bremsen abstützen kann.

Du hast erwähnt, dass das Fahren einer MotoGP auch die Lendenwirbelsäule stark beansprucht. Warum?
Ich glaube, das liegt an der isometrischen Belastung, wenn man die Kraft aufbaut, und ich glaube, dass auch die Richtungswechsel sehr anstrengend sind. Letztendlich arbeitet man die ganze Zeit mit den Beinen, und die Beine führen zur Hüfte und die Hüfte zur Lendenwirbelsäule. Bei Richtungswechseln spürt man das am meisten.

Lass uns über die Arbeit in einer MotoGP-Box sprechen. Unterscheidet sich die Arbeit in einer MotoGP-Garage stark von der mit einem Moto2-Team?
Zunächst einmal arbeiten dort mehr Leute. Wir sind kein Werksteam, das alle Ingenieure hinter sich hat. Sie sind zwar da, aber man geht nicht zu ihnen, um mit ihnen zu sprechen. Zumindest ich, der ich ein Rookie bin, der neu ist. Wir haben die beiden Ducati-Ingenieure dabei, die kontrollieren, dass alle Motorräder in Ordnung sind, aber ich spreche nicht mit ihnen. Sie sprechen mit meinem technischen Team, also dem Elektroniktechniker und dem Mechaniker. Es ist, als wäre ich ein Techniker und Dateningenieur in der Moto2, nur in größer. Der Unterschied besteht darin, schnell zu fragen, in die Box zu kommen und zu sagen ´Ich habe in dieser Kurve zu wenig Traktionskontrolle, ich brauche in der anderen mehr Motorbremse´ und solche Dinge.

Und diese Korrekturen werden sofort vorgenommen?
Sofort, sie machen es, sobald du sie verlangst.

Dann fährst du los und die Motorabstimmung ist schon so, wie du es verlangt hast?
Genau … Alles geht viel schneller.

Das erfordert also, dass man sehr präzise in seinen Anweisungen ist und genau weiß, was man will.
Klar – und man muss auch die beste Technik finden, um zu erklären, was man will und was man braucht. Die Anweisungen müssen so präzise wie möglich sein, damit alles so schnell wie möglich geht. 

Das heißt, man darf sich nicht in Erklärungen verlieren.
Wenige Worte, aber die richtigen.

Arbeitest du allein oder tauscht du dich mit Alex [Márquez] über Eindrücke und Informationen aus?
Meistens macht jeder sein Ding. Es stimmt, dass wir bei diesen Rennen außerhalb Europas zusammen gegessen haben, uns ein Büro geteilt haben und vielleicht darüber gesprochen haben, welche Reifen wir für das Rennen nehmen sollten.

Und wenn es zum Beispiel eine Kurve gibt, die dir nicht liegt, fragst du ihn, wie man sie fährt?
Ja, und er erklärt es mir ehrlich. Genauso wie Marc, denn die beiden sind fast immer zusammen. Wenn ich mit Alex sprechen will, ist fast immer Marc dabei, die beiden sind wie eine Einheit. »Dann klären die beiden meine Fragen, der Führende in der Meisterschaft und der Zweite, stell dir das mal vor.

Im zweiten des Gesprächs mit Rookie Fermin Aldeguer geht es auch um die Rückendeckung von Ducati-Corse-Boss Gigi Dall'Igna und die Rivalität zu Pedro Acosta.

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