Jorge Lorenzo: «Valentino Rossi beflügelt mich»
Estoril 2010: Lorenzo und Rossi feiern
Viele Experten machen sich Sorgen über den zu erwartenden Stallkrieg im Yamaha-Werksteam 2013, denn zwischen Weltmeister Jorge Lorenzo und dem nach zwei tristen Ducati-Jahren heimkehrenden Valentino Rossi wird es unweigerlich zu Unstimmigkeiten kommen.
Doch Lin Jarvis, Managing Director of Yamaha Motor Racing, zerbricht sich deswegen vorläufig nicht den Kopf. «Die letzten zwei Jahre dürften den Ausblick für Valentino geändert haben», meint Jarvis. «Ich habe keinen Zweifel daran, dass er Respekt vor dem Fahrkönnen von Jorge und vor seinen Fähigkeiten hat. Das ist bei jedem Fahrer so. Anderseits wird Jorge das Können von Valentino nicht unterschätzen. Er weiss, wozu er fähig ist. Ich sehe keinen Grund, warum es zu Zwistigkeiten kommen sollte. Die beiden befinden sich in unterschiedlichen Phasen ihrer Karrieren und ihres Lebens. Deshalb hoffe und erwarte ich, dass sie vernünftig nebeneinander existieren werden.»
Lorenzo hat aber nie verheimlicht, dass ihm jeder andere Teamkollege lieber gewesen wäre als Rossi. Aber der Spanier ist nicht jener Manager bei Yamaha, der die Rechnungen bezahlt und die Schecks unterzeichnet. Deshalb musste er sich in sein Schicksal fügen. Er bemüht sich redlich, die positiven Seiten seines Konkurrenten dazustellen.
«Alle Rennfahrer würden gern den Weg des geringsten Widerstands beschreiten», gibt Lorenzo zu. «Jeder will ohne übertriebenes Risiko gewinnen und ohne unnötige Schwierigkeiten zum Erfolg kommen. Aber ich denke, die Ankunft von Valentino kann mich beflügeln. Es ist auch eine gute Gelegenheit für Valentino. Er kann auf der Rennstrecke beweisen, wozu er noch fähig ist. Er will zeigen, dass er noch Siege erkämpfen kann. Es wird ihm leichter fallen, vorne mitzumischen, weil die Yamaha viel leichter zu handhaben ist. Valentino als Teamkollegen zu haben, wird mich noch stärker machen. Ich kann einen der stärksten Fahrer alle Zeiten besiegen.»
Aber die Anspannung von Jorge Lorenzo ist auch bei diesen Worten zu spüren. Er hat erlebt, wie Rossi ein Team für sich einnehmen kann, wie er die Fans auf seine Seite bringt, wie die Entwicklungs-Ingenieure an seinen Lippen hängen, wie sehr ihn die Medien vergöttern und wie die Sponsoren mit ihm ins Rampenlicht drängen. Der Mythos Rossi hat nicht viel von seinem Glanz verloren.