Valentino Rossi: «Fühle mich jünger als je zuvor»
Valentino Rossi auf der Yamaha
Yamaha-Heimkehrer Valentino Rossi (34) büsste am ersten Testtag in Sepang nur 0,4 sec auf die Bestzeit von Dani Pedrosa (Honda) ein und wirkte entsprechend erleichtert.
Valentino, du warst zwischendurch an erster Stelle, am Schluss Vierter. Wie ist dein Eindruck von der Yamaha?
Ich bin sehr zufrieden. Es ist besser gelaufen als erwartet. Ehrlich gesagt. Nach den zwei Ducati-Jahren haben gewisse Zweifel an mir genagt. Ich habe mich gefragt: Bin ich noch ein Topfahrer?
Aber ich ziehe ein positives Fazit nach diesem ersten Tag. Die Zeiten sind gut. Ich messe jetzt den Rückstand wieder in Zehntelsekunden, nicht mehr in Sekunden.
Es ist mir leicht gefallen, mich wieder an dieses Motorrad zu gewöhnen. Ehrlich gesagt: Diese M1 ist besser als jene, die ich Ende 2010 hinterlassen habe. Lorenzo und sein Team haben sehr gute Arbeit geleistet. Von der Elektronik her ist die Maschine besser, die Elektronik ist jetzt auch leichter einzustellen als damals.
Dass ich Vierter bin, ist akzeptabel. Lorenzo und Pedrosa kennen ihre Motorräder in- und auswendig. Und sie befinden sich auf dem Höhepunkt ihrer Karriere. Ich bin schon etwas älter. Ausserdem spielt es am ersten Tag keine Rolle, ob ich Zweiter, Dritter oder Vierter bin.
Marc Márquez hat mich enorm beeindruckt. Er hat heute einen unglaublichen Auftritt gezeigt. Mir gefällt auch seine Einstellung. Er fährt so, als wolle er die WM gleich in der ersten Saison gewinnen. Das begeistert mich. Wir wissen nicht, ob er manchmal Fehler machen wird oder ob ihm in gewissen Rennsituationen die Erfahrung fehlen wird. Aber er wird stark sein. Ich habe schon vor drei Monaten gesagt, er wird gleich beim ersten Rennen ganz vorne mitmischen. Trotzdem hat er mich heute verblüfft.
Wie lange hast du gebraucht, um dich auf der Yamaha zurechtzufinden?
Die Fahrposition, die Sitzposition, das war alles sofort einwandfrei. Normal sage ich immer: Nach zehn Runden weiss ich, ob ein Motorrad zu mir passt oder nicht. Ich weiss jetzt schon: Wir können in Ruhe weiterarbeiten, das Motorrad reagiert wie früher sehr feinfühlig auf alle Set-up-Änderungen. Bei Ducati haben wir tun können, was wir wollten, die Probleme vom Untersteuern bis zum mangelnden Gefühl für den Vorderreifen und die fehlende Traktion bleiben immer gleich.
Ein Blick auf die Zeiten von heute beweist es: Ich habe mich dank Yamaha gesteigert. Ducati steht dort, wo sie auch 2012 waren.
Als ich im November 2010 erstmals in Valencia mit der Ducati gefahren bin, war mir nach drei Runden bewusst: Das werden zwei mühsame Jahre.
Heute hatte ich nach fünf Runden keine Zweifel mehr. Da hat alles zusammengepasst – von der Position bis zum Feeling mit dem Bike. Auch die Motorcharakteristik behagt mir. Das Wort Untersteuern werdet ihr von mir nicht mehr zu hören kriegen. Und das Gefühl für den Vorderreifen war auch sofort wieder vorhanden.
Sagen wir so: Ich habe bisher in meinem Leben alle Herausforderungen gemeistert. An der Ducati bin ich gescheitert. Aber nach diesen zwei Jahren fühle ich mich jünger und motivierter als je zuvor.
Ich habe bei Ducati nach zwei Jahren aufgehört, weil ich gespürt habe: Das ist nicht mein Motorrad. Das war der Hauptgrund.
Vielleicht passt das ganze Yamaha-Konzept besser zu mir und zu meinem Fahrstil, vom Chassis bis zum Reihenmotor. Und die 1000er mag noch noch lieber als die 800er von 2010.
Was hast du heute an der Yamaha alles probiert?
In der Früh bin ich mit der 2012-Maschine mit dem Stand vom Valencia-GP gefahren. Am Nachmittag habe ich einen frischen 2013-Motor probiert. Ich bin viel mit gebrauchten Reifen gefahren und habe sogar mit einem Hinterreifen, der schon 27 Runden mitgemacht hatte, bin ich noch 2:02,0 min gefahren! Dann habe ich schon ein paar neue Teile für 2013 probiert. Ich bin nie mehr als acht Runden ohne Stopp gefahren.
Hat deine Karriere durch dieses Ducati-Desaster an Glanz eingebüsst?
Hm, ich weiss es nicht. Das Leben geht weiter.
Honda wird 2013 ein starker Gegner. Auch ohne Casey Stoner?
Ja, sie haben eine etwas bessere Beschleunigung. Aber 0,4 Sekunden Rückstand auf die Bestzeit, das ist ein guter Anfang. Mal schauen, wie stark wir uns noch steigern können in den nächsten zwei Tagen. Wenn ich an die Ducati-Zeit denke: Da war ich dauernd 1,5 bis 2 Sekunden hinten. Yamaha – das ist eine ganz andere Geschichte.
MotoGP-Test Sepang, erster Tag (Dienstag)
1. Dani Pedrosa (E), Honda, 2:01,157 min (49 Runden)
2. Jorge Lorenzo (E), Yamaha, 2:01,165 (58)
3. Marc Márquez (E), Honda, 2:01,201 (62)
4. Valentino Rossi (I), Yamaha, 2:01,584 (56)
5. Stefan Bradl (D), Honda, 2:01,789 (59)
6. Cal Crutchlow (GB), Yamaha, 2:01,881 (64)
7. Alvaro Bautista (E), Honda, 2:01,981 (59)
8. Katsuyuki Nakasuga (J), Yamaha, 2:02,968 (58)
9. Kousuke Akiyoshi (J), Honda, 2:02,972 (69)
10. Nicky Hayden (USA), Ducati, 2:03,336 (62)
11. Wataru Yoshikawa (J), Yamaha, 2:03,456 (46)
12. Bradley Smith (GB), Yamaha, 2:03,460 (56)
13. Andrea Dovizioso (I), Ducati, 2:03,535 (48)
14. Pol Espargaró (E), ART-Aprilia, 2:03,782 (58)
15. Randy de Puniet (F), ART-Aprilia, 2:04,283 (56)
16. Andrea Iannone (I) Ducati, 2:04,500 (57)
17. Ben Spies (USA), Ducati, 2:05,086 (21)
18. Takumi Takahashi (J), Honda, 2:05,154 (70)
19. Héctor Barberá (E), FTR-Kawasaki, 2:05,469 (41)
20. Yonny Hernández (CO), ART-Aprilia, 2:05,656 (50)
21. Karel Abraham (CZ), ART-Aprilia, 2:05,694 (54)
22. Danilo Petrucci (I), Ioda-Suter, 2:05,753 (29)
23. Hiroshi Aoyama (J), FTR-Kawasaki, 2:05,919 (48)
24. Claudio Corti (I), FTR-Kawasaki, 2:06,426 (38)
25. Michael Laverty (GB), PBM-Aprilia, 2:06,507 (43)
26. Lukas Pesek (CZ), Ioda-Suter, 2:07,015 (46)
27. Bryan Staring (AUS), 2:07,044 (41)
28. Colin Edwards (USA), FTR-Kawasaki, 2:08,206 (25)