Knalleffekt bei Ducati: Konstrukteur Preziosi weg
Entmachtet, dann weg: Ing. Preziosi
Nach dem zweijährigen Desaster mit Valentino Rossi mussten bei Ducati Corse Köpfe rollen. Der nach einem Motorradunfall querschnittgelähmte Konstrukteur Filippo Preziosi war das erste Opfer: Er wurde am 1. Januar durch Bernhard Gobmeier als Generaldirektor der Ducati-Rennabteilung abgelöst.
Für viele Ducatisti gilt Preziosi als Mythos. Er war ein Anhänger der maximalen Motorenkraft, aber beim kompletten Paket der Desmosedici mit der exklusiven desmodromischen Ventilsteuerung patzte der Italiener mehrmals.
Solange die Ducati ihr Markenzeichen des Stahlrohrgitterrahmens trug, waren alle Werksfahrer damit wettbewerbsfähig – von Loris Capirossi bis zu Troy Bayliss und Casey Stoner, der 2007 damit die Weltmeisterschaft gewann.
Als sich Preziosi zum Bau eines Karbon-Monocoque hinreissen liess, kam nur noch Ausnahmekönner Stoner mit der Desmosedici zurecht. Zähneknirschend und widerstrebend musste Preziosi für 2012 für Rossi und Hayden ein Alu-Chassis bauen lassen. Rossi wechselte in den letzten vier Ducati-Monaten kein Wort mehr mit Preziosi. Der Techniker wurde sogar als Lügner dargestellt. Ihm wurde nachgesagt, er vertraue nur blind auf seine Computerdaten und schenke den Aussagen und Wünschen der Piloten kein Gehör.
Noch Gobmeiers Ankunft wurden Preziosi und dessen Teammanager Alessandro Cicognani entmachtet und zur Seite geschoben. Preziosi wurde ein Job in der Serienentwicklung angeboten.
Ein Affront für den eigenwilligen 45-jährigen Motorenspezialisten. Jetzt hat sich Preziosi – nicht überraschend – zur Trennung von Ducati entscheiden. Aus gesundheitlichen Gründen, wie es offiziell heisst.
Preziosi war 19 Jahre lang für Ducati tätig, davon zwölf Jahre lang als General Manager von Ducati Corse.
Die neuen Machthaber wie Gobmeier und MotoGP-Projektleiter Paolo Ciabatti weinen Preziosi keine Träne nach. «Wir haben bei Ducati viele junge Ingenieure mit frischen Ideen», versicherte Gobmeier im Januar. Und Ciabatti stellte fest: «Beim Motor gibt es jetzt kein Tabu mehr.»