Bronnens MotoGP-Pläne: «Österreich ist ausgehungert»
«Für diesen Zettel haben wir ein Jahr lang gearbeitet», sagt Andreas Bronnen und zieht auf dem Sachsenring eine Klarsichthülle auf der Aktentasche. Es ist ein Dokument des Weltverbands FIM, das die Wildcards für den Brünn-GP auflistet. Neben den Namen Lucas Mahias, Gino Rea, Andrea Migno und Michael Ruben Rinaldi ist der Name Martin Bauer bei der Klasse MotoGP aufgeführt. Der 37-jährige Österreicher weiss nun seit dem Deutschland-GP auch offiziell, dass er Ende August in Tschechien auf der Suter-BMW des Teams von Bronnen und Fritz Schwarz seine Premiere in der Königsklasse geben kann.
Für diesen womöglich einmaligen Einsatz in der MotoGP-WM drehte Bauer in Brünn bereits rund 230 Runden, weitere werden diese Woche am Mittwoch und Donnerstag folgen, denn das Yamaha-Werksteam mit Jorge Lorenzo und Valentino Rossi erlaubte dem Team Remus Racing by S&B Motorsport die Teilnahme am Privattest.
Bronnen hofft, dass bei einem einwandfreien Auftritt in Tschechien neue Partner ins Boot kommen könnten, die weitere Einsätze anschieben könnten. «Wir wollten zeigen, dass es möglich ist, es mit relativ kleinen Mitteln an einen GP schaffen können», erklärte Bronnen, der zusammen mit Schwarz schon rund eine viertel Million Euro investiert hat. «Fritz und ich haben es finanziert mit Hilfe von Remus», schildert der Teamchef.
Bronnen: Der erste Auftritt muss überzeugen
Dass weitere Partner bisher fehlen, wundert Bronnen nicht. Mögliche Sponsoren würden zunächst sehen wollen, worin sie investieren. Dieses Schaufenster soll Ende August der Brünn-GP bieten. «Dann können wir unserem Interessentenpool zeigen: Schaut, so sieht das aus. Wir wollen vom ersten Auftritt an überzeugen. Wir haben einen Truck, es wird ein grosses Wohnmobil gemietet und wir setzen Material ein, das bewährt ist», sagt Bronnen mit Blick auf die Suter-BMW, die im Mai in der Schweiz abgeholt wurde. «Unser Plan ist, Schritt für Schritt die Akzeptanz für das Projekt schaffen.»
Dass die Botschaft beim Empfänger ankommt, steht schon jetzt fest. Neben SPEEDWEEK.com berichteten in den letzten Monaten vor allem viele österreichische Medien über das MotoGP-Vorhaben von Bronnen und Schwarz. «Ich habe mir erträumt, dass die Reaktionen so gut sind. Unser Engagement wird geschätzt, wir haben Rückmeldungen von allen Seiten bekommen. Österreich ist ausgehungert, was Motorradsport betrifft», erklärt der Teamchef und zeigt als Beweis einen Artikel aus der Kronenzeitung her, der grössten Boulevardzeitung Österreichs.
Bronnen glaubt den Grund zu kennen, warum das Medieninteresse derart angekurbelt wurde: «Wir hätten in anderen Klassen auch etwas machen können. Aber es musste die MotoGP sein. Jeder kennt Valentino Rossi. Wir wollten gegen Rossi fahren, wir können nun sagen, ‹ja, wir fahren im selben Rennen wie Rossi›». Nun kommt es bereits diese Woche beim zweitägigen Test zum Aufeinandertreffen mit dem neunfachen Weltmeister.