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Gigi Dall’Igna: Wechselt er von Aprilia zu Ducati?

Von Günther Wiesinger
Freundliche Begrüssung: Bernhard Gobmeier mit Gigi Dall’Igna

Freundliche Begrüssung: Bernhard Gobmeier mit Gigi Dall’Igna

Bei Ducati Corse fehlt in der Entwicklungsabteilung ein Nachfolger für Filippo Preziosi. Gigi Dall’Igna hat im Juli abgesagt. Kommt er jetzt trotzdem?

Seit etlichen Monaten wird in Italien erzählt, dass Aprilia-Renndirektor Gigi Dall’Igna ein Angebot von Ducati Corse habe und bei den Roten die Aufgabe des Technical Directors übernehmen soll. Der bisherige Chefkonstrukteur Ing. Filippo Preziosi wurde nach dem Desaster mit Rossi im letzten Winter entlassen. Auf Druck des neuen Ducati-Eigentümers Audi.

Dall’Igna war bei Ducati von Iannone-Manager Carlo Pernat ins Gespräch gebracht worden, der einst selber bei Aprilia Reparte Corse als Rennmanager tätig war.

Gigi Dall’Igna soll sich bei Ducati Bedenkzeit bis 31. Juli 2013 erbeten haben. Dann sagte er ab.

Das war keine Überraschung. Piaggio-Eigentümer Roberto Colannino (ihm gehören die Marken Aprilia, Gilera, Derbi, MotoGuzzi, Piaggio) hatte ihm nämlich bedeutende Zugeständnisse gemacht, ihm alle Freiheiten eingeräumt und eine schrittweise Rückkehr in die MotoGP-WM in Aussicht gestellt. Dall’Igna hatte dann die Entwicklung eines Seamless-Getriebes und eines pneumatischen Ventiltriebs für die Aprilia RSV4 angekündigt.

Aber Karel Abraham steigt von der ART-Aprilia auf eine Honda RCV1000R um, auch Martinez will zu Honda wechseln. Damit bricht der MotoGP-Geschäftszweig für Apilia und Dall’Igna beinahe weg, es bleiben womöglich nur die Motorenlieferungen für Paul Bird Motorsport für 2014, denn PBM baut die Chassis in Eigenregie.

Gleichzeitig droht in der Superbike-WM Unheil. Durch die EVO-Regel werden die Vorzüge der siegreichen Aprilia-V4-Maschine spätestens für 2015 stark beschnitten, Ducati wird dann mit dem 1200er-Twin aufholen, auch die BMW könnte dann wieder konkurrenzfähiger werden.

Ducati Desmosedici: Radikale Umbauten nötig

Gleichzeitig verkauft Aprilia nur 30.000 motorisierte Zweiräder im Jahr, die Umsätze stagnieren, es gibt seit Jahren Probleme mit dem Vertrieb und der Ersatzteilversorgung, die Modellpalette lässt zu wünschen übrig.

Roberto Colannino hat den Bau eines neuen Superbikes abgelehnt, das für 2015 neu homologiert werden könnte – aus wirtschaftlichen Gründen.

Gleichzeitig benötigt Ducati Corse dringend einen genialen Chefkonstrukteur vom Schlage eines Gigi Dall’Igna. Die Desmosedici braucht für 2014 keine kosmetischen Veränderungen, sondern radikale konzeptionelle Umbauten. Da darf kein Stein auf dem andern bleiben. Auch der giftige V4-Motor darf kein unantastbares Heiligtum mehr bleiben – wie zu Zeiten von Preziosi.

All diese Gründe nähren in Italien die Gerüchte, Dall’Igna stehe kurz vor dem Absprung von Aprilia zu Ducati.

Was Dall’Igna bisher abhält: Ducati Corse ist keine eigenständige Firma mehr, deshalb sind dien Entscheidungswege länger als bei Aprillia. Und: Bei Aprilia ist Gigi in der Rennabteilung allmächtig. Bei Ducati wäre er zum Designer degradiert. Mit Gobmeier und Duicati-CEO Claudio Domenicali hätte er zwei Vorgesetzte. Mit Ducati-Vorstand Ulrich Hackenberg sogar drei. Hackenberg ist im Hauptberuf Entwicklungsvorstand bei Audi. Er hat Im Juli an dieser Position Wolfgang Dürheimer abgelöst,

Dall’Igna könnte bei Ducati auch sein Superbike-Technik-Knowhow ausspielen. Denn in Borgo Panigale muss wohl mittelfristig auch über die Entwicklung eines Vierzylinder-Superbikes nachgedacht werden.

Bernhard Gobmeier, General Manager von Ducati Corse, braucht dringend Erfolge – in der MotoGP und in der Superbike-WM.

Die MotoGP-Politik der kleinen Schritte («Evolution statt Revolution») hat 2013 in eine Sackgasse geführt. Rossi war 2012 in Misano auf der Ducati Zweiter. Am 15. September hat Dovizioso in Misano als Achter 45,7 Sekunden auf Sieger Lorenzo eingebüsst.

Eines ist klar: Mit dem System von 2013 kommt Ducati in der MotoGP auf keinen grünen Zweig. Es fehlt ein mutiger Chefdesigner. Monatelang wurden die Vorzüge des neuen Lab Bikes gepriesen. Als es endlich in der WM auftauchte, änderte sich an den Ergebnissen nichts. Auch die Motor- und Elektronik-Updates brachten keinen Durchbruch.

Ducati-Werkspilot Nicky Hayden trauert sogar Filippo Prezioso nach. «Als Filippo weggegangen ist, hat er eine grosse Lücke hinterlassen», ist Nicky überzeugt. «Immerhin war er eine klare Führungspersönlichkeit.»

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