Nicky Hayden: «Marc Márquez ist ein ‹game changer›»
Nicky Hayden steckt in der elften Saison als Werksfahrer in der Königsklasse. Der Weltmeister von 2003 bis Ende 2008 bei Repsol-Honda, jetzt lenkt er das fünfte Jahr die Ducati. In den ersten drei Jahren gelang ihm jeweils ein dritter Platz pro Saison. Seit Jerez 2011 ist punkto Siegerpodest Feierabend. Er wird beid en Roten durch Cal Crutchlow ersetzt. Hayden wechselt für 2014 ins Power Electronics Team von Jorge «Aspar» Martinez. Dort soll er eine Aprilia fahren – oder einen Production-Racer von Honda.
Wir haben in Aragón mit Nicky Hayden über die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft gesprochen. Hier der dritte und letzte Teil des Exklusiv-Interviews.
Nicky, Marc Márquez hat in der MotoGP-WM das Establishment durcheinander gebracht. Hat sich das Tempo seinetwegen erhöht?
Was ist noch nicht dazu gesagt worden? Er ist definitv ein «game changer». Sein Stil und sein Zugang sind unglaublich. Und was er alles geschafft hat... Und er ist erst 20.
Ich erinnere mich an die Zeit, als ich 20 war. Aber ich habe damals nicht die Weltmeisterschaft in der Königsklasse angeführt.
So viel ich gesehen habe, hat Marc keine Schwächen. Ein bisschen geschwächelt hat er im Regen von Le Mans. Aber bei Halbzeit hatte er das auch begriffen.
Er ist schnell, er ist entschlossen, er ist schlau, er hat Charisma.
Er macht es schwer – für viele von uns.
Bist du froh, bei Repsol-Honda nicht sein Teamkollege zu sein?
Ich würde vielleicht einiges auf mich nehnen, um momentan auf diesem Motorrad sitzen zu können.
Was sind die grössten Änderungen, seit du 2003 in die MotoGP-WM gekommen bist? Was fehlt dir, was vor zehn Jahren noch vorhanden war? Was ist besser, was ist schlechter geworden?
Ich vermisse die Qualifying-Reifen. Da konntest du über «best feeling» reden. Du hattest vorne und hinten Qualifier, dazu Qualifying-Sprit und sogar ein Quali-Set-up... Das war ein Supergefühl. Es fehlt mir.
Was ich dagegen nicht vermisse, das sind die 800er. Ich muss nicht erwähnen, dass das nicht die glorreichste MotoGP-Ära war.
Aber grossteils gibt es an dieser Meisterschaft nichts auszusetzen, das Schiff ist gut unterwegs. Bei der Sicherheit gibt es nichts zu bemängeln. Es gibt viel, was für die MotoGP-Klasse spricht.
Hättest du lieber genug Treibstoff für die Rennen – wie früher? Ist die MotoGP-WM zu einem Economy-Run verkommen?
Ja... Du kannst die Wheelies heute nur noch in der Auslaufrunde machen.
Ich mache die Reglements nicht. Deshalb rege ich mich nicht darüber auf. Der Sprit... Ich weiss nicht, ob dieses Limit für die MotoGP sinnvoll ist. Aber so wird es halt jetzt gemacht. Ich habe keine bessere Idee. Ein höheres Gewicht wäre schlimmer. Ein Drehzahllimit auch. Irgendwie muss man die Power einschränken.
Irgendwie haben wir das Gefühl, du und deine zwei Brüder, ihr verbringt jede freie Minute auf der Dirt-Track-Piste? Hängen dir die Bikes nicht manchmal zum Hals heraus?
Nein, so arg ist es nicht. Wenn ich zwei üble Rennen hintereinander erlebt habe, dann noch zwei Tage testen muss, dann ist es hart. Doch ich liebe das Motorrad, ich liebe das Rennfahren. Ich habe eine Strassenmaschine, aber ich fahre nicht viel damit. Ich mag das Fahren am Limit. Ich bin ein Motorrad-Kerl.
Ausserdem fahren wir nicht jeden Tag Dirt-Track. Aber wenn ich daheim bin, mache ich es zweimal pro Woche.
Nach dem Misano-GP war ich auf der Ranch von Rossi. Das hat Spass gemacht.
Als du bei Ducati über die Entlassung informiert worden bist, hast du dann an eine Rückkehr zur AMA-Superbike-Serie in den Staaten nachgedacht?
Nein. Aber die Superbike-WM war eine echte Möglichkeit. Aber AMA – daran habe ich im Moment kein Interesse. Dieser Serie geht es nicht besonders gut. Die meisten Fahrer zahlen für ihre Verträge. Oder sie fahren kostenlos.
Aber ich habe in Amerika noch eine Rechnung offen. Ich will einmal einen Dirt-Track-Meisterschaftslauf gewinnen.