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Michael Laverty: Keine Bremsen für Ersatz-Motorrrad!

Von Günther Wiesinger
Die Umwandlung des MotoGP-Rennens in ein flag to flag-race mit Motorradwechsel hat seine Tücken. Michael Lavertys Ersatz-Aprilia ist eine Krücke.

Die Verkürzung des Moto2-Rennens von 25 auf 13 Runden und die Umwandlung des MotoGP-Rennens in ein «flag to flag race» mit Motorrad- und Reifenwechsel wurde von den australischen Medien und vom Australien-GP-Promoter «Australian Grand Prix Corporation» bis zum späten Abend australischer Zeit geheim gehalten.

Es gab jedenfalls am Samstag keine Mitteilung über den Streckenlautsprecher. «Ich habe für mich und meine Frau zwei Corporate Tickets gekauft, zum Preis von 1000 australischen Dollar pro Stück», erklärte ein australischer Ducati-Fan aus Sydney im Gespräch mit SPEEDWEEK.com. «Ich bin stinksauer, wenn ich für das viele Geld nur ein halbes Moto2-Rennen sehe. Ich denke, es wird am Renntag einen Aufruhr durch das Publikum geben.»

Drei Millionen Aussie-Dollar hat der Streckeneigentümer im letzten Dezember in Phillip Island für den neuen Fahrbahnbelag ausgegeben.

Und sieben Monate nach dem heillosen Reifen-Durcheinander mit Pirelli beim Superbike-WM-Lauf wurden jetzt beim Grand Prix auch Dunlop (Moto2 und Moto3) sowie Bridgestone als Reifenlieferanten auf dem falschen Fuss erwischt. Die Reifen stehen keine Renndistanz durch, sie überhitzen zu stark, weil der Belag so aggressiv ist. Und weil die Reifenfirmen die Kosten für Reifentests einsparten.

Übrigens: Pirelli zog sich im Februar in der Superbike- und Supersport-WM viel besser aus der Affäre. Es musste nur das Supersport-WM-Rennen gekürzt werden – um drei Runden.

Ob die Race-Direction die Befugnis hat, bei trockener Fahrbahn ein flag-to-flag-race auszurufen, darf auch bezweifelt werden. Dazu mussten am Samstagabend noch rasch in einer Telefonkonferenz mit der FIM die Statuten geändert werden. Jetzt hat die Race-Direction in solchen Ausnahmefällen eine grössere Machtbefugnis.

Nicht alle MotoGP-Teams sind mit der flag-to-flag-Entscheidung einverstanden. «Wir hätten auch ein 27-Runden-Rennen durchgestanden», heisst es bei Gresini-Honda und Bautista.

Aber Bridgestone gewährleistet für die MotoGP-Hinterradslicks auf Phillip Island nur eine Sicherheit für 14 Runden. Deshalb müssen die Fahrer bei Halbzeit des 26-Runden-Rennens zum Motorrad- und Reifenwechsel die Box ansteuern.

Ganz andere Sorgen plagen Michael Laverty von Paul Bird Motorsport, dem britischen Hinterbänkler-Team mit dem Schmalspurbudget. «Ich kann keinen Motorradwechsel machen», stellte er am Samstagabend ernüchtert fest. «Denn auf meiner Ersatzmaschine sind keine Bremsen montiert, die funktionieren.»

Das heisst: Der bedauernswerte Laverty wird beim Boxenstopp nicht das Motorrad wechseln, sondern nur Vorder- und Hinterrad. Aber das geht nur, wenn die PBM-Aprilia-Truppe inzwischen mehr Räder hat als beim MotoGP-Debüt 2012 in Doha. Damals verfügte James Ellison über drei Räder – eines für vorne, zwei für hinten. (Das LCR-Honda-Kundenteam hatte 24 Räder mitgebracht).

PBM kommt aus der Superbike-WM und hat dort bis Ende 2011 das Kawasaki-Werksteam betrieben. In Sachen Professionalität besteht bei PBM noch etwas Luft nach oben. In Malaysia wurde eine neue Auspuffanlage montiert, die angeblich 8 PS zusätzlich brachte. Aber PBM ersparte sich den Hitzeschutz. Laverty-Teamkollege Damian Cudlin musste deshalb mit versengten Hintern aufgeben.

«Hoffentlich haz die PBM-Truppe wenigstens genug Sprit für zwei Motorräder», ätzte ein gegnerischer Teammanager.

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