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Lorenzo-Teamchef Zeelenberg: MotoGP ist nicht Tennis

Von Günther Wiesinger
Jorge Lorenzos Yamaha-Teammanager Wilco Zeelenberg bedauert den Nuller vom Sachsenring und bezeichnet Marc Márquez als würdigen Weltmeister.

Weil im Qualifying beim WM-Finale in Valencia am Samstag sein bester Motor das Zeitliche gesegnet hatte, musste Jorge Lorenzo fürs Rennen einen alten Motor einbauen – und seine Strategie ändern.

Das Yamaha-Werksteam mit Teammanager Wilco Zeelenberg an der Spitze wusste, Lorenzo kann mit diesem Aggregat nicht vorne wegfahren wie zuletzt in Phillip Island und Motegi. Deshalb bekam er den Auftrag, das Renntempo niedrig zu halten und Pedrosa beim Wegfahren zu stören.

Wir erinnern uns: Lorenzo bekam von der Race Direction wegen seiner körperbetonten Fahrweise einen Strafpunkt.

Er gewann zwar das Rennen, aber den Titelgewinn von Marc Márquez konnte er nicht verhindern.

«Wir haben von Anfang an gesagt, Jorge solle versuchen, die Gruppe zusammenzuhalten, aber er sollte keine verrückten Sachen aufführen», schilderte Wilco Zeelenberg. «Wir wollten gewinnen, es ist eine Show, aber wir wollen fair gewinnen. Es ist aber nicht einfach, Gegner wie Pedrosa und Márquez unter Kontrolle zu halten. Im Gegenteil, es ist sogar sehr schwierig. Jorge hat verstanden, was sich abspielt. Nach dem Vorfall mit Marc hat er verstanden, dass er am Limit agierte. Wenn du Gegner aufhältst, geht das nicht ewig. zehn Runden lang hat es geklappt...»

Zeelenberg liess durchblicken, diese Aktion von Lorenzo gegen Márquez hätte beim WM-Finale keinen Schönheitswettbewerb gewonnen. «Es war bereits in Schräglage. Jorge hat sich nicht gewaltsam reingezwängt. Wie gesagt: Er wollte keinen Gegner wegfahren lassen. Rennsport ist nicht Tennis, das wissen wir alle. Alle können so hart fahren, wie es die Regeln erlauben, solange wir an der Spitze sind. Die Gegner können ja Überholversuche starten. Aber das ist nicht einfach.»

Der Sachsenring-Crash war zu viel

Lorenzo fehlten nach dem achten Saisonsieg in Valencia nur vier Punkte zum Titelgewinn. Wo wurde der Titel verspielt?

Zeelenberg: «Man kann eigentlich nicht ein einzelnes Rennen heraussuchen... Aber wenn man es auf den Punkt bringen will, dann war der Sturz auf dem Sachsenring im dritten freien Training Samstagfrüh die entscheidende Wende. Die Piste war trocken, es war eine schnelle Kurve, Jorge fühlte sich sehr stark. Jorge hat es einfach übertrieben. Leider ist er wieder auf dasselbe Schlüsselbein gefallen, das schon zwei Wochen vorher nach dem Donnerstag-Crash von Assen operiert wurde. Zu diesem Zeitpunkt wollte Jorge kein zweites Mal aus Spanien zum Rennen zurückkehren. Ich habe ihn gefragt. Er entgegnete: ‹No.› Das war eine klare Antwort.»

Ist Marc Márquez ein verdienter Weltmeister? «Ganz sicher», betont Zeelenberg, der 1980 auf dem Nürburgring den 250-ccm-GP gewonnen hat. «Marc hat zwei Fehler gemacht, sonst hat er alle Rennen auf dem Podest beendet. Er hat im Sommer vier Grand Prix hintereinander gewonnen, als Jorge und Dani mit ihren Schlüsselbeinen Probleme hatten. Und als Rookie – was kannst du mehr von ihm erwarten? Marc und Jorge, diese zwei Jungs liegen von ihrem Niveau her sehr eng beisammen. Das Ergebnis ist, wie es ist.»

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