Jan Witteveen: Pay-TV der Todesstoß für die MotoGP!
Neil Hodgson arbeitet 2014 für BT Sport - der Pay-TV-Anbieter für Großbritannien
Selbst für die MotoGP wird es für Promoter Dorna zunehmend schwieriger, lukrative TV-Verträge mit Sendeanstalten grosser Reichweite abzuschliessen. In Großbritannien, Italien und Spanien ist Pay-TV Alltag geworden. Für Branchenkenner Jan Witteveen ist das eine gefährliche Entwicklung. Sie gefährdet langfristig das gesamte Sponsoring vom Motorradsport.
Jan Witteveen war von Juni 1989 bis 2005 bei Aprilia als Renndirektor tätig, er baute die Firma Aprilia Reparte Corse (bis zu 120 Mitarbeiter) auf. Seit dem Weggang bei Aprilia gilt Witteveen als aufmerksamer Beobachter der Motorradszene.
«Kürzlich war ich in Portugal und wollte mir das MotoGP-Rennen im TV anschauen – da hatte ich keine Chance. Im Hotel hatte man den Sender nicht und per Internet war das auch zu kompliziert», stellte der Niederländer im Gespräch mit SPEEDWEEK.com fest. «Die Reichweite ist einfach ein riesiges Problem – das sieht man jetzt auch in Italien. Die hatten früher zwischen 4 und 6 Millionen Zuschauer, zu Rossis Glanzzeiten sogar 8 Millionen. Nach dem Wechsel zum Pay-TV hat man aber nicht einmal mehr 2 Millionen.»
Zum Beispiel in Italien profitierte die Superbike-WM von dieser Entwicklung und präsentiert sich nun auf den Sendern Italia 1 und Italia 2 – und steigerte seine Reichweite damit enorm. «Vorher war das der kleine Sender LA7, die hatten nur etwa 800.000 Zuseher bei der Superbike-WM, jetzt bei Mediaset sind es 2,5 Millionen. Es schauen in Italien also mehr Menschen Superbike-WM als MotoGP! Ich glaube, langfristig wird die MotoGP Probleme bekommen», befürchtet Witteveen und liefert eine einleuchtende Begründung.
«Die zahlenden Kunden der MotoGP sind Insider, die ganz konkret an den Rennen interessiert sind. Für die Sponsoren braucht man aber die breite Masse, also auch die Menschen, die nicht ausschließlich an Motorradrennen interessiert sind. Sponsoren wie Coca-Cola oder andere Firmen kann man mit Insidern nicht ködern», weiß Witteveen. «Die Dorna muss nach Amerika schauen, zum Beispiel zum Supercross. Die haben Versicherungen als Sponsor, alle Energy-Dink-Hersteller oder Toyota. Alles Firmen, die nicht selbst im Motorradrennsport involviert sind. Solche Firmen braucht man.»