MotoGP-WM 2015: Alle drei Werksteams unverändert?
In der MotoGP-Klasse warten alle Teams auf die Entscheidungen der drei Spitzenfahrer Rossi, Pedrosa und Lorenzo sowie der beiden Ducati-Werkspiloten Andrea Dovizioso und Cal Crutchlow.
Marc Márquez hat seinen Honda-Vertrag bereits um zwei Jahre bis Ende 2016 verlängert, Rossi wird es demnächst bei Yamaha tun.
Bei Lorenzo könnten sich die Verhandlungen hinziehen, denn er will sich nur für ein Jahr an Yamaha binden. Der Grund: 2016 könnte bei Ducati im Werksteam ein Platz frei werden, Konstrukteur Gigi Dall’Igna hat Jorge schon in der 125er-Klasse bei Derbi und 250er-WM bei Aprilia betreut.
Und wenn Dani Pedrosa Ende 2015 bei Repsol-Honda aussteigen sollte, könnte auch dort ein lukrativer Platz frei werden.
Bei Ducati sieht es so aus, dass Andrea Dovizioso wohl bald einen neuen Werksvertrag unterschreiben wird. Sein Teamkollege Cal Crutchlow muss Ducati bis Ende Juli mitteilen, ob er sein zweites Jahr auf der Desmosedici abdienen will oder nicht.
Der Brite ist wankelmütig, denn seine Ducati-Kollegen kommen mit der GP14 besser zurecht (wenn es kühler ist wie in Assen), die technischen Defekte liegen nicht immer an Ducati (in Jerez wurde die Brembo-Bremse zu heiss), ausserdem kriegt er nirgends sonst eine Jahresgage von 2,5 Millionen Euro.
Wenn Cal weggeht, wird wohl Andrea Iannone seinen Platz übernehmen. An dem Italiener hat aber auch Fausto Gresini Interesse, der Alvaro Bautista auf der Honda RC213V wohl ersetzen muss. Der Spanier ist bei Suzuki im Gespräch und beim Drive M7-Aspar-Team von Jorge Martinez.
«Ich werde auch nächstes Jahr mit Honda fahren, wir haben einen Zwei-Jahres-Vertrag», sagte Martinez zu SPEEDWEEK.com. «Auch mit Nicky Hayden. Über den zweiten Fahrer kann ich noch nichts sagen. Zuerst müssen die Topfahrer ihre Wahl treffen.»
Aber wo könnte Crutchlow hingehen? Gresini-Honda wäre eine Möglichkeit, aber dort steht Hauptsponsor Go&Fun in Konkurrenz zu Cals persönlichem Sponsor Monster. Und Nissin-Bremsen und Showa-Suspension – auch nicht besonders reizvoll, von der Mini-Gage abgesehen.
Suzuki wäre die einzige Alternative, aber die Schlagkraft der neuen XR-H1 lässt arg zu wünschen übrig.
Unsere Vermutung: Crutchlow wird bei Ducati bleiben. Doch seine Entscheidung wird auch davon anhängen, ob er in Assen und Sachsen bessere Resultate erreicht als zuletzt und ob er endlich schnellere einzelne Runden zustande bringt. Und welche technischen Konzepte ihm bei Ducati für 2015 schmackhaft gemacht werden.
Zusammengefasst: Yamaha wird Rossi und Lorenzo weiterfahren, Repsol-Honda aller Voraussicht nach mit Márquez und Pedrosa, bei Ducati ist Dovizioso sicher, als zweiter Fahrer könnte Crutchlow bleiben, sonst ersetzt ihn Iannone.
Bei Gresini-Honda steht neben Redding noch Iannone zur Diskussion, und wenn er noch zwei Spitzenergebnisse bis Mitte Juli schafft, kommt auch Bautista wieder in Betracht.
Das Suzuki-Werksteam hätte gerne einen Superstar, wird aber weder Crutchlow noch Dovizioso oder Pedrosa kriegen und mit Iannone oder Smith oder Aleix Espargaró vorliebnehmen müssen.
Bei LCR-Honda ist bisher kein ernsthafter Kandidat als Nachfolger für Stefan Bradl in Sicht. Maverick Viñales und Jack Miller planen keinen Klassenwechsel, Rabat ist kein Thema, Johnny Rea zu langsam. Für Crutchlow reicht die Gage bei LCR nicht, Dovizioso bleibt bei Ducati, Iannone kommt auch nicht in Frage, auch an Gerüchten mit Stoner und Redding ist nichts dran.
«Ich möchte 2015 unbedingt mit Stefan weitermachen», erklärte LCR-Teambesitzer Lucio Cecchinello in Assen. «Ich sehe keinen Fahrer, der ähnliche Resultate gewährleisten könnte wie er. Ich weiss jedenfalls keinen, der die ersten vier besiegen könnte.»
Bei Tech3-Yamaha sollte Pol Espargaró gesetzt sein, der Platz von Bradley Smith wackelt.
Allerdings hat Pol Espargaró eine Klausel im Vertrag mit Yamaha: Wenn er in der WM vor der Sommerpause auf Platz 6 ist, könnte er für 2015 das Team wechseln. Und er ist jetzt Sechster! Aber momentan winkt kein besseres Paket als bei Tech3-Yamaha.