Kalex: Nach Moto3 fällt 2015 auch die MotoGP-WM flach
Vor einigen Wochen sah es noch so aus, als würde der deutsche Motorradhersteller Kalex engineering 2015 erstmals in allen drei GP-Klassen antreten.
Aber am Assen-Wochenende kam die erste Hiobsbotschaft: KTM wird die Vereinbarung mit Kalex für die Moto3-WM nicht erneuern und künftig keine Chassis-Partner mehr für die Kundenteams nominieren.
2014 treten in der Moto3-WM die Teams Mapfre (Guevara), Interwetten (Öttl), RW Racing (Deroue, Carrasco), Kiefer Racing (Grünwald, Ramos) und Marc VDS Racing (Loi) auf Kalex-KTM an, wobei das belgische Team in Assen auf einen Production-Racer von KTM umstieg.
In der MotoGP-Klasse interessierten sich die Kalex-Teams Páginas Amarillas HP 40 Pons (Maverick Viñales, Luis Salom) und Marc VDS racing (Tito Rabat, Mika Kallio) für einen Aufstieg in die MotoGP-WM; sie wollten Rolling Chassis bei Kalex bauen lassen und dazu die YZR-M1-Werksmotoren von Yamaha leasen – für rund 800.000 Euro pro Fahrer und Saison.
Dieses Open-Class-Konzept brauchte Aleix Espargaró zuletzt in Assen auf die Pole-Position, in der WM-Tabelle liegt er auf Rang 5.
Aber die Kalex-Chefs Alex Baumgärtel und Klaus Hirsekorn (die Bezeichnung Kalex setzt sich aus ihren Vornamen zusammen) hätten schon längst grünes Licht von den Teamchefs kriegen müssen, jetzt läuft die Zeit davon.
Das Problem für die potenziellen Neueinsteiger: Die Dorna gibt ihnen zwar Startplätze, aber keine Zuschüsse, somit fehlen 1 bis 1,2 Millionen im Budget.
Marc VDS hätte mit Rabat einen Fahrer unter Vertrag, bei Sito Pons ist auch die Fahrersituation ungeklärt. Denn der erst 19-jährige Maverick Viñales will noch eine zweite Moto2-Saison bestreiten, behauptet dessen Manager Aki Ajo.
«Ich sehe die Chancen für unseren MotoGP-WM-Einstieg leider schwinden», erklärte Aleix Baumgärtel heute gegenüber SPEEDWEEK.com. «Die Zeit läuft gegen das Projekt. Wir haben bisher kein definitives ‹GO› von beiden Teams. Wenn es vor der Sommerpause nicht zu einer Entscheidung kommt, ist es unrealistisch, im November testfähig zu sein.»
«Wie gehabt mischen wir uns nicht in die Fahrerfrage ein, das ist reine Team-Entscheidung, sowohl bei Pons wie auch bei Marc VDS.»
«Die Problematik ist, dass auch Yamaha auf eine Konkretisierung mit den beiden Teams wartet und den Informationsfluss verzögert. Somit sind uns derzeit die Hände gebunden. Es bleibt abzuwarten, ob beim Sachsenring-GP die Weichen in die eine oder andere Richtung gestellt werden.»
Mehr als 16 Fahrer in der Moto2?
Also wird sich Kalex 2015 aller Voraussicht nach auf die Moto2-Klasse konzentrieren. Momentan werden schon 16 Fahrer beliefert, Kalex gewann bis Assen (West auf Speed-up) alle Rennen, nachdem 2011 (Stefan Bradl) und 2013 (Pol Espargaró) die Fahrer-WM gewonnen wurde und im Vorjahr erstmals auch die Konstrukteurs-WM.
Für 2015 möchten weitere Moto2-GP-Teams auf Kalex umsteigen – zum Beispiel Technomag CarXpert.
Die schlechten Neuigkeiten für solche Neukunden: Sie werden 2015 mit Material des Jahrgangs 2014 beliefert.
«Wir müssen bei der Stückzahl von diesem Jahr bleiben», bestätigt Baumgärtel. «Es wäre es logistisch einfach nicht machbar, mehr als 16 Moto2-GP-Fahrer mit dem gleichen Material zu bestücken. Das widerspricht zwar unserem Gleichheitsprinzip, aber wenn uns der Veranstalter bittet mehr Fahrer auszustatten, dann geht’s nur so.»
Übrigens: Kalex ist 2010 in die Moto2-WM eingestiegen und hat am 20. März 2011 in Katar mit Stefan Bradl den ersten GP-Sieg gefeiert.
Inzwischen hat Kalex insgesamt 29 Moto2-GP-Siege erobert: Pol Espargaró (10), Rabat (7), Bradl (5), Redding (3), Kallio (3) und Vinales (1) heissen die Gewinner. Dazu kommen drei Moto3-GP-Siege im Jahr 2012 durch Luis Salom (2) und Jonas Folger (1).
Im Vorjahr gewann Kalex 13 von 17 Moto2-WM-Rennen, dieser Erfolg könnte in dieser Saison noch übertroffen werden.