CWM-Chef Anthony Constantinou: Mehr als 4 Mio bezahlt
In Katar: Anthony Constantinou, im Hintergrund Lucio Cecchinello
Im Laufe des Katar-GP sickerte durch, warum CWM-LCR-Honda-Teambesitzer Lucio Cecchinello trotz der schwerwiegenden Probleme von Hauptsponsor CWM FX relativ gelassen blieb.
CWM-FX-Chef Anthony Constantinou soll bereits vor dem Saisonstart zwei Drittel der für 2015 vereinbarten Sponsorsumme von 6,3 Millionen Euro überwiesen haben, war aus gut informierten Kreisen zu hören.
Und Cecchinello hofft, dass der Grieche demnächst auch noch den restlichen Betrag überweist.
Doch die Finanzgruppe CWM steckt nach einer vor zwei Wochen durchgeführten Polizei-Razzia in der Klemme: 13 Mitarbeiter wurden vorübergehend verhaftet, es besteht der Verdacht von Geldwäsche und Betrug.
Seither ist die CWM-FX-Website praktisch stillgelegt, die Geschäfte mit der Online-Trading-Plattform Forex können nicht mehr abgewickelt werden.
Die undurchsichtige Firma CWM hatte den Anlegern fünf Prozent Gewinn im Monat in Aussicht gestellt und gleichzeitig reihenweise Sponsorship-Deals in zweistelliger Millionenhöhe vereinbart. CWM ist nicht nur Sponsor bei LCR, sondern auch Sponsor der London Boat Show, der Rugby-Mannschaft Wigan Warriors und ‹Partner› der Fußballmannschaft von Chelsea.
LCR setzt in diesem Jahr erstmals ein Zwei-Fahrer-Team in der MotoGP-WM ein: Cal Crutchlow bestreitet die WM mit einer Factory-Honda, er schaffte Platz 7 beim Auftakt in Katar. Jack Miller setzt eine Open-Honda RC213V-RS ein, er stürzte am Sonntag bei seinem Debüt in der Königsklasse auf dem Losail Circuit.
«Wir werden alle Verträge einhalten», kündigte Lucio Cecchinello vor einer Woche im Gespräch mit SPEEDWEEK.com an.
Anthony Constantinou traf am Samstag in Katar ein und sass während des Qualifyings und Rennens friedlich neben Cecchinello an der Boxenmauer.
Der griechische Finanz-Jongleur macht einen ehemaligen Mitarbeiter für das Dilemma verantwortlich, dem er nachsagt, er habe ihn bei den Behörden zu Unrecht ins schiefe Licht gerückt.
Ob eine haltlose Verleumdung reicht, um ?von der britischen Polizei 13 Verhaftungen im noblen Heron Tower in der Londoner Bishopsgate vornehmen zu lassen, wird sich im Zuge der weiteren Ermittlungen herausstellen.
Was geschah am 1. Januar 1985?
Anthony Constantinous Familie geriet schon 1985 in die Schlagzeilen. Damals wurde sein Vater Aristos Constantinou (er galt als Selfmademan und Mode-Industrieller) in seiner herrschaftlichen Villa in der mondänen Bishops Avenue am frühen Morgen des Neujahrstages mit sechs Kugeln aus nächster Nähe hingerichtet. Am Tatort wurden versilberte Patronenhülsen gefunden. Millionär Aristos hatte das erfolgreiche Modelabel «Ariella Fashions» gemeinsam mit seinem Bruder Achilleas gegründet und betrieben.
22 Jahre nach dem Mord gab Achilleas Constantinou gegenüber der Staatsanwaltschaft an, seine ehemalige Schwägerin Elena (die Mutter von Anthony war 14 Jahre jünger als Ehemann Aristos) wisse genau, wer den ermordeten Mode-Tycoon auf dem Gewissen habe. Er bezeichnete sie als Hauptverdächtige und forderte, sie solle vor Gericht gestellt werden. Die Ermittlungen ?führten zu verschiedenen Spuren, auch ein Auftragskiller könne im Spiel gewesen sein, hiess es. Mutter Elena blieb auf freiem Fuss. Mehrere Zeugen gaben an, sie habe eine Affäre gehabt, das habe zu Streitigkeiten mit Ehemann Aristos geführt.
Elena Constantinou gab nach dem Mord ?gegenüber den Ermittlern von Scotland Yard an, sie hätten bei ihrer Heimkehr von einer Neujahrsparty um 1 Uhr früh in ihrer Villa einen maskierten Einbrecher überrascht. Während Aristos durch sechs Kugeln einer .25-Kleinkaliberwaffe (die Polizei sprach von einer Lady's Gun) ermordet wurde (vier Schüsse trafen ihn im Rücken, zwei im Kopf), gab Elena an, sie sei ?durch das Badezimmerfenster im ersten Stock geflüchtet.
CWM-Chef Anthony Constantinou wuchs also ohne Vater auf. Er war zum Zeitpunkt des bis heute nicht aufgeklärten Gewaltverbrechens erst drei Jahre alt. Mutter Elena trauerte nicht lange und heiratete sieben Monate nach dem Mord einen Beach-Lifeguard aus Florida.