Mick Doohan (50): «Ich bin nun Investor»
Mick Doohan beendete seine erfolgreiche GP-Karriere mit 34 Jahren nach fünf WM-Titeln. 1999 verletzte sich der Repsol-Honda-Pilot beim Jerez-GP schwer.
Er zog sich Brüche des Unterschenkels, Handgelenks, Schlüsselbeins und einen Muskelriss im Rücken zu. Nicht nur die Chance auf seinen sechsten WM-Titel in Folge war dahin, seine Karriere war beendet. Doohan versuchte sich danach als Autorennfahrer, doch der Erfolg blieb aus.
Was seitdem geschah, verriet «Quick Mick» in einem ausführlichen Interview mit den Kollegen von «crash.net».
Mick, was würdest du heute angeben, wenn auf einem Formular nach deinem Beruf gefragt wird?
Ich denke, die beste Beschreibung für das, was ich mittlerweile mache, ist ‹Investor›. Ich bin Teilhaber einer Luftfahrtgesellschaft, aber das Hauptgeschäft ist Investment, was sich über viele Bereiche erstreckt.
Denkst du, dass deine Qualitäten, die dich zu einem so erfolgreichen Rennfahrer machten, auch im Geschäftsleben eine Hilfe sind?
Ohne Zweifel. Diese Entschlossenheit, das Engagement und die Einstellung sind immer wichtig, um in etwas erfolgreich zu sein. Ich genieße, was ich tue. 1999 zog ich mich aus dem Rennsport zurück. Seitdem führe ich ein neues Leben.
Wie schwer war die Umstellung nach deinem Rückzug aus dem aktiven Sport?
Nicht besonders schwer. Ich musste wegen einer Verletzung aufhören, das machte es vielleicht einfacher, es zu akzeptieren. Zudem blieb ich als Botschafter noch einige Jahre bei Honda und hatte unterschiedliche Aufgaben. Also war es kein kompletter Ausstieg.
Mir war immer klar, dass der Rennsport irgendwann für mich zu Ende sein wird. Ich war also darauf vorbereitet, obwohl es dann schlagartig ?vorbei war. Es war nicht so, dass ich meine Maschine abstellte, abstieg und dann glücklich und zufrieden meines Weges ging. Doch ich habe es akzeptiert, nur so funktioniert es. Ich bereue nichts, denn ich habe viel erreicht, solange ich fahren konnte.
Auf gewisse Weise war es vielleicht der beste Weg, um zu gehen, weil meine Verletzung bedeutete, dass ich nicht über meine Zukunft entscheiden konnte. Die Entscheidung wurde mir abgenommen. Ich musste mich neuen Dingen zuwenden.
Jeder ist anders, doch es ist nie einfach, sich aus dem Sport zurückzuziehen, da es so ein großer Teil des Lebens war. In den ersten Jahren nach meinem Rückzug dachte ich, dass ich ein Comeback wagen könnte oder sollte, aber dann denkt man darüber nach und merkt, dass man auch mit anderen Aufgaben glücklich ist. Es gibt viele, die ihr Karriereende bereuen, aber ich tue das nicht. Das bedeutet aber nicht, dass ich es von Zeit zu Zeit nicht vermissen würde.
Ich fahre nun 15 Jahre nicht mehr. Ich denke nicht darüber nach, wie es wäre, wieder zu fahren. Doch das hielt mich nicht davon ab, einige meiner Weltmeisterschafts-Maschinen zu behalten.
Einige deiner Verletzungen waren sehr schwer, konntest du dich voll und ganz von ihnen erholen?
Ja, insgesamt schon. Ich hatte schlimme Verletzungen. Jene, die zu meinem Rücktritt führten, waren besonders ernst. Es dauerte lange Zeit, sich davon zu erholen. Die einzige Verletzung, die dauerhafte Auswirkungen hat, ist die aus dem Jahr 1992, als ich beinahe mein rechtes Bein verloren hätte. Das Resultat ist ein versteifter Knöchel.
Welche Verbindung hast du noch zum Rennsport, nachdem du kein formales Arrangement mit Honda mehr hast?
Ich habe nicht mehr viel mit dem Rennsport zu tun, um ehrlich zu sein. Ich mache nur immer Kleinigkeiten. 2014 war ich für Honda in Motegi und habe Promotion-Arbeit gemacht. Ich war auch beim Australien-GP involviert. Es gibt nicht viele Funktionen in dieser Industrie, denen ich Wert für mich beimesse. Zudem gibt es auf dieser Seite der Erde nicht viele Möglichkeiten, sich einzubringen. Ich sehe die Rennen im TV und genieße das noch immer sehr.
War das Reisen genauso hart für dich wie für andere Piloten aus Australien?
Als ich noch Rennen fuhr, wohnte ich nicht in Australien. Erst vor sechs oder sieben Jahren zog ich wieder hierher. Da ich in Europa lebte, waren die Reisen nie ein großes Problem für mich. Ich fand das Reisen ohnehin nie unangenehm, ich habe es genossen, was sich vielleicht auch in meinen Erfolgen gezeigt hat.
Da ich nun wieder in Australien lebe, kann ich jedoch nicht viel Zeit aufbringen, um die langen Reisen zu den Rennen anzutreten. Wenn etwas passiert oder ich in der Nähe bin, dann schaue ich vorbei, aber es ist keine Gewohnheit für mich. Die TV-Übertragung ist mittlerweile großartig, also verspüre ich keinen Drang danach, zu vielen Rennen zu reisen.