Jarvis (Yamaha): «2008 waren Reifen nur ein Vorwand»
Lin Jarvis ist derzeit einer der glücklichsten Menschen im MotoGP-Paddock. Der Brite, der seit 1999 Yamaha-Sportdirektor ist, darf sich über die Tatsache freuen, dass 2015 zwei Yamaha-Piloten die MotoGP-WM dominieren: Jorge Lorenzo und Valentino Rossi. Der beste Honda-Pilot, Marc Márquez, liegt abgeschlagen mit 52 Punkten Rückstand auf dem dritten Gesamtrang.
Zu diesem Erfolg trägt nicht zuletzt die gute Atmosphäre im Yamaha-Team bei. Anders als 2008, als Lorenzo und Rossi erstmals Teamkollegen wurden, gehen die Piloten nun respektvoll und professionell miteinander um.
«Hauptsächlich ist das der Fall, weil nun jeder verstanden hat, dass unser erster Gegner Honda ist, danach folgt an zweiter Stelle Marc Márquez. Unser guter Start in die Saison, die Probleme von Honda, aber vor allem die drei Fehler von Márquez führten dazu, dass wir die Meisterschaft mit zwei Piloten dominieren. Unser Ziel ist es, beide dort vorne zu halten», erklärte Jarvis gegenüber den Kollegen von «GPone».
«2008, als Jorge in unser Team kam, war Valentino der unangefochtene Leader. Lorenzo wollte seinen eigenen Weg gehen, Rossi verteidigte sein Territorium. Sie waren 2008 mit unterschiedlichen Reifen – Michelin und Bridgestone – unterwegs, aber das war nur ein Vorwand, um die Trennwand aufzustellen, denn unsere Ingenieure tauschten trotzdem alle Daten aus. Nun ist die Atmosphäre ganz anders. Die Server werden geteilt, beide Fahrer haben großen Respekt füreinander. Rossi weiß, dass Lorenzo ein sehr schneller Fahrer ist. Und Lorenzo weiß, dass Rossi die Legende ist, die neun Titel gewonnen hat. Sie erhalten von Yamaha eine identische Behandlung. Dazu gehört, dass die beiden Truppen nach einem Test die Daten austauschen. Doch sogar während eines Trainingstages sieht man Mitglieder der zwei Crews miteinander sprechen. Wir reden auch in der Hospitality alle miteinander. Es gibt keine Trennung», versichert Jarvis.
211 Punkte haben Jorge Lorenzo und Valentino Rossi nach dem Brünn-GP auf dem Konto. Doch die WM-Führung hat nun zum ersten Mal in dieser Saison Lorenzo inne, denn er hat mehr Siege als Rossi erzielt. Der Mallorquiner feierte ab Jerez vier Siege in Folge und fuhr in Brünn seinen fünften Triumph ein.