Insel Man: Eine TT-Runde mit Suter-Pilot Ian Lougher
Ian Lougher, der erfahrene TT-Spezialist aus Wales, war eigentlich im Ruhestand, nahm aber das Angebot, 2016 exklusiv als einziger Teilnehmer die 195 PS starke Zweitakt-Suter-Rakete mit 580 ccm zu fahren, ohne grosses Zögern an. Lougher ist der letzte Fahrer, der auf der Insel mit einem Zweitakter aufs Podest fuhr, 1999 als Dritter in der Senior-TT.
Er tritt beim Superbike-Rennen gegen die Viertakte an, dazu bstreitet er auch die prestigeträchtige Senior-TT. Das Training beginnt am Montag.
Wir fahren den Bray Hill runter auf die erste scharfe Kurve zu. Der Belag ist recht buckelig.
«Wir sind hier mit der Rennmaschine sehr schnell, gut 280 km/h», erklärt Ian. «Unten bei Quarter Bridge muss man ganz kräftig in die Eisen und in den ersten Gang runterschalten. Die Kurve wird mit etwa 80 km/h gefahren.»
Der Waliser wirkt die ganze Zeit sehr besonnen und ruhig. Er ist wahrlich kein Hitzkopf und verrückt ist er schon gar nicht. «Nach einem Jahr hatte ich alle Kurven visualisiert, dass heisst, ich hatte sie alle im Kopf gespeichert. Aber es dauert sicher drei Jahre, bis man die Strecke in und auswendig kennt. Ich orientiere mich jedoch weniger an Gebäuden oder Masten, sondern versuche die Strecke visuell zu speichern, so ähnlich wie die jungen Fahrer dies heute mit der Playstation tun.»
Die schnellsten Stellen sind Sulby und die Geraden vor und nach Greg-ny-Baa, wo Geschwindigkeiten von mehr als 300 Km/h erreicht werden. Ich erinnere mich, dass bei meinem ersten Besuch auf der Insel 1974 Mick Grant mit der 750-ccm-Dreizylinder-Kawasaki ähnliche Werte erreichte! Mit weniger gutem Fahrwerk und Bremsen.
«Das mag sein», räumt Ian ein, «aber dafür ist die Konkurrenz grösser geworden, es gibt mehr sehr schnelle Fahrer.»
Der «Mountain Circuit» wird zu 75 Prozent im fünften und sechsten Gang gefahren, anders wären Durchschnittsgeschwindigkeiten von mittlerweile 220 km/h gar nicht realisierbar.
«Korrekt», betont TT-Veteran Ian Lougher. «Es gibt nur wenige Stellen, wo wir in den ersten oder vielleicht in den zweiten Gang schalten, das sind Quarter Bridge, Ballacraine, Parliament Square, Ramsay Hairpain und Governor's Brigde kurz vor dem Ziel. Aber es gibt eine Stelle, die mir gar nicht behagt», gibt Lougher zu. «Bei Black Dub, nach Union Mills. Diese Kurve ist abfallend inklusive einem Richtungswechsel; irgendwie hat mir diese Stelle nie gefallen, auch andere Fahrer haben an dieser Stelle Mühe. Ich gehe aber davon aus, das ich bei diesen schnellen Passagen mit Richtungswechseln mit der 580er Vorteile haben werde.»
Bei vielen Stellen mit Richtungswechsel fahren die Fahrer haarscharf an den Mauern und Randsteinen vorbei. Fahrfehler werden also nicht verziehen. «Ich bin 2004 bei Union Mills, also kurz nach dem Start mit der Honda CBR600 gestürzt und landete zum Glück unverletzt gleich vor einem Pub», erzählte der Haudegen aus Wales lachend.
Na ja, kein schlechter Platz, um abzusteigen.
Ian Lougher war ganz aufgeregt, als am Samstagmorgen die beiden Suter-MMX 500TT-Motorräder ausgeladen wurden.
«Dauernd fragten sie mich im Fahrerlager, ob die Suter schon da sei und ob man sie anschauen dürfe. Auch John McGuinness fuhr mit dem Roller ans Zelt und warf einen Blick auf den Zweitakter.»
Lougher weiter: «Wenn ich einem Fahrer dicht folge, muss ich mir bewusst sein, dass ich jetzt im Gegensatz zum Viertakter keine Motorbremse habe. Das könnte heikel werden, da muss ich wohl aufpassen.»
Redmayne und Mitchell-Thomas tot
Im offiziellen «TT News Magazine» wird auch der beiden in diesem Jahr verstorbenen Fahrer Malachi Mitchell-Thomas und Billy Redmayne gedacht, denen eine grosse Zukunft im Strassenrennsport vorausgesagt wurde.
Billy Redmayne gewann 2014 den Newcomer Manx Grand Prix knapp vor Mitchell-Thomas Malachi. Billy (25) verunglückte im April in Scarborough. Tragisch, dass einen Tag nach dessen Beerdigung, Malachi beim North West 200 einen Sturz ebenfalls nicht überlebte.
Verständlich, dass die traditionsreiche Tourist Trophy mit mehr als 200 Todesfällen, in der Kritik steht. Aber allein in der Schweiz sind zum Beispiel letztes Jahr mehr als 200 Personen in den Bergen tödlich verunglückt.
Trotzdem wird keine Sekunde daran gedacht, das Bergsteigen oder
das Tiefschneefahren oder das Skitourengehen zu verbieten.