Marc Márquez (Honda): «Habe viel Vertrauen verloren»
Marc Márquez: Sturz auf nasser Fahrbahn
Im Qualifying 2 erlebte MotoGP-WM-Leader Marc Márquez bei der Dutch-TT in Assen eine Schrecksekunde – er stürzte und hatte bei Halbzeit der 15-MinutenQ2-Session noch keine gezeitete Runde.
Der vierfache Weltmeister schnappte sich nach dem Crash einen Roller und knatterte damit zurück an die Box. Und in der letzten Runde fuhr er dann mit 1:46,430 min noch die viertbeste Zeit. Auf die Pole-Position von Dovizioso fehlen ihm 1,184 Sekunden.
Was Marc mit dem Roller aufführte, würde im normalen Leben als «unbefugte Inbetriebnahme» durchgehen. Aber im GP-Sport herrschen andere Gesetze, da ist keine Zeit für langwierige Absprachen, es ging um Sekunden...
«Ich weiss nicht, ob mich jetzt die Polizei sucht», lachte Marc. «Ich glaube, es war der Scooter des italienischen Fotografen Tino Martino. Als ich gestürzt bin, war es mein vorrangiges Ziel, so rasch wie möglich in die Box zurückzukehren. Es war niemand von meinem Team an der Unfallstelle. Dann sah ich einen Scooter, bei dem die Schlüssel steckten... (Er lacht laut). Also habe ich mich in den Sattel geschwungen und kurz Ausschau gehalten. Ich sah, dass Tino deutete... Ich fragte ihn mit einem Handzeichen, da war ich aber eh schon unterwegs, ob ich sein Fahrzeug ausleihen könnte. Er winkte: Okay. Aber ehrlich gesagt: Wenn er widersprochen hätte, ich wäre sowieso nicht stehen geblieben...»
«Der Roller war eine grosse Hilfe. Aber ich muss mich auch bei meinem Team bedanken, das eine unglaubliche flinke Arbeit gemacht hat. Denn das zweite Bike war für ein trockenes Training vorbereitet worden, mit Intermediate-Reifen. Sie haben alles blitzartig umgebaut... So habe ich zwei fliegende Runden drehen und mir den vierten Startplatz sichern können. Das ist angesichts dieser Umstände eine gute Position und eine brauchbare Ausgangslage für das Rennen», schilderte Marc.
«Wenn du mit allen Fahrern sprichst, die heute im Nassen gestürzt sind, werden alle antworten: Wir verstehen das nicht. Denn die Piste war sehr rutschig, und in meiner ersten Runde habe ich überhaupt nicht gepusht. Ich bin sogar sehr langsam gefahren», erzählte der Spanier. «Dann kam ich zu dieser Kurve, vielleicht war ich nicht voll konzentriert... Jedenfalls war ich nicht schnell unterwegs, ich wollte die Reifen in Ruhe aufwärmen, plötzlich ist das Vorderrad weggerutscht. Ich weiss, das war ein schwerer Fehler. Denn ich hatte dann bei Halbzeit noch keine Rundenzeit. Ich war Letzter im Q2, das hätte Startplatz 12 bedeutet.»
«Wenn es auch am Sonntag im Rennen regnet, wird es schwierig. Denn wir haben heute im nassen FP4 und im nassen Qualifying viele Stürze erlebt», sagte Marc.
Der WM-Leader hatte schon im FP3 Samstagfrüh eine Schrecksekunde, als er bei hohem Speed ins Kiesbett musste.
«Auch bei diesem Zwischenfall vom FP3 habe ich keine Erklärung», schilderte der Spanier. «Es war ein furchterregender Moment... Ehrlich gesagt, ich habe nachher deswegen an Selbstvertrauen verloren. Ich bin im FP3 mit gutem Vertrauen gestartet, ich hatte einen guten Rhythmus, die Rundenzeiten konnten sich sehen lassen. Aber dann bin ich zum Eingang von Turn 1 gekommen. Das war kein Warnschuss, das war ein Beinahe-Crash... Als ich vorne zu bremsen begann, hat das Vorderrad blockiert. Die Ursache haben wir nicht rausgefunden. Jedenfalls habe ich die Bremse wieder losgelassen, das waren bange Sekunden. Ich habe dadurch wirklich viel Vertrauen eingebüsst. Ich war neben Lorenzo und Espargaró der einzige, der im FP3 einen Medium-Vorderreifen verwendet hat. Alle anderen waren vorne mit der weichen Mischung unterwegs. Es gibt an dieser Stelle auch Bodenwellen. Eines der Probleme in diesem Jahr: Das Vorderrad fühlt sich immer ein bisschen leicht an. Und es stimmt, dass es dort holprig ist, das Vorderrad hebt im fünften Gang leicht ab. Vielleicht war das Vorderrad nicht komplett auf dem Boden, als ich heftig zu bremsen begann. Das könnte die kurze Blockade am Vorderrad erklären – das spielte sich im fünften Gang ab.»