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Keine Krise, dafür Energieverschwendung

Kolumne von Günther Wiesinger
MotoGP in Katar: Von Krise keine Spur

MotoGP in Katar: Von Krise keine Spur

Im Mittleren Osten gehen die Uhren anders. Es wird investiert, als würde das Erdöl ewig sprudeln.

Von der Wirtschaftskrise ist im Mittleren Osten wenig zu sehen. Es gibt wohl kein Land auf der Welt, wo pro Quadratkilometer so viele Kräne in den Himmel ragen wie in Katar. Die unermesslichen Erdgasvorkommen und das Wüstenklima haben dem Land am Persischen Golf zu einem beispiellosen Wachstum verholfen.
2004 war der Losail Circuit rund 30 Minuten von der Doha-Stadtgrenze entfernt, jetzt fährt man vom Hotel Ritz Carlton oder Grand Hyatt noch zehn Minuten zum Schauplatz des MotoGP-Events.

Der ganze Staat Katar hatte vor sechs Jahren nur 400 000 Einwohner. Jetzt wird zwischen Doha und der Rennstrecke für $ 5 Mrd eine Satellitenstadt namens Losail City aus dem Boden gestampft, für 450 000 Bewohner, auf einer Fläche in der Grösse von Luxemburg.

Es werden jährlich unvorstellbare Beträge in die Infrastruktur investiert. Allein im Geschäftsjahr 2010–2011 beträgt das Budget 12 Milliarden US-Dollarl. 9,8 Mrd davon werden in den Ausbau der Infrastruktur gesteckt.

5,5 Mrd US-Dollar werden in die erste von fünf Ausbauphasen des Business-Distrikts Dohaland aufgewendet. Für den New Doha International Airport (NDIA) wurde das ursprünglich überschaubare Budget von $ 5,5 Mrd auf erkleckliche $ 24 Mrd erhöht. Dieser Mega-Flughafen wird sich auf 22 Quadratkilometer erstrecken und 2011 eröffnet. Im ersten Jahr sollen 24 Mio Passagiere abgefertigt werden, 2015 schon 50 Mio. 60 Prozent der Fläche wurde künstlich im Arabischen Meer aufgeschüttet. Die heimische Fluglinie Qatar Airways wächst jedes Jahr um 30 Prozent.

Der NDIA ist der erste Airport weltweit, der für den Airbus 380 massgeschneidert wird. Er wird den grössten Hangar der Welt beherbergen und die längste Runway der Welt mit einer Länge von 4,724 km. Die zweite Rollbahn wird nur 3,962 km lang sein.

Bis 2014 werden $ 20 Mrd in den Ausbau des Strassennetzes investiert. In den nächsten 15 Jahren wird für Gesamtkosten von $ 25 Mrd von der Qatar Railways Development Company ein Schienennetz und ein Bahnunternehmen für Passagier- und Frachtverkehr verwirklicht. Die Deutsche Bahn hat lukrative Aufträge erhalten.

Ein Jahrhundert-Projekt hat unter der Bezeichnung «Qatar-Bahrain Friendship Causeway (QBFC) Gestalt angenommen. Diese 40 km lange Autobahn wird 4 bis 5 Mrd US-Dollar kosten und Katar über eine der längsten Brücken der Welt mit dem Nachbarstaat Bahrain verbinden. QBFC ist Teil eines $ 100 Mrd-Masterplans, der alle sechs Golfstaaten verknüpfen und die Handelsbeziehungen verstärken soll. Auch die deutsche Hochtief AG mischt hier mit.

Auch der Hafen von Doha ($ 9 Mrd) wird ein bisschen modernisiert, dazu entstehen sechs weitere Grossprojekte, die alle zwischen $ 2,5 und 8 Mrd verschlingen. Letztes Beispiel: Zwischen der Doha-Stadtgrenze und dem Losail Circuit entsteht Losail City. Und obwohl schon längst alle Luxus-Hotelketten wie Kempinski in Doha ihre Herbergen eröffnet haben, sollen bis 2015 weitere 13 624 Hotelbetten (alle im 3- bis 5-Sterne-Bereich) dazukommen.

Kein Wunder, wenn der Motorradsportverband von Katar trotz der nur 7000 Zuchauer am Renntag für den Motorrad-GP keine Kosten und Mühen scheut und die Piste mit 3000 Lichtquellen und 5,4 Millionen Watt erleuchtet. Damit könnte man auch einen Boulevard von Doha bis Moskau taghell erleuchten.

Der Begriff Energiesparen kommt im Wortschatz der Qatari nicht vor. Wozu auch? In Doha kann man ein Mittelklasseauto immer noch für weniger als zehn Euro volltanken.

Übrigens: Das MotoGP-Rennen ging auf dem Losail Circuit am Sonntag vor 24 Uhr Ortszeit zu Ende. Die 3000 Lampen brannten auch um 8 Uhr früh noch fröhlich vor sich hin.
 

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