Thomas Covington erzählt über Ryan Villopoto
Thomas Covington
Beim Wirbel um das WM-Engagement von Ryan Villopoto geht beinahe unter, dass mit Thomas Covington ein weiterer Amerikaner in der Weltmeisterschaft antritt.
Thomas Covington hat im Gegensatz zu Villopoto bereits ein Jahr WM-Erfahrung gesammelt und kennt die Grand-Prix-Strecken. Der MX2-Pilot aus Alabama hat 2014 ein hartes Lehrjahr durchgemacht, das aber auch seinen Charakter geformt und seinen Körper gestählt hat.
Das in Holland beheimatete Team Monster Energy CLS hat sich für die kommende Saison viel mit ´TC´vorgenommen.
Er könnte 2015 für die eine oder andere Überraschung sorgen. Covington erzählt über seine zweite Profi-Saison, seinen Team-Buddy Tyla Rattray und natürlich haben wir ihn auch zu seinem Landsmann Villopoto befragt.
Was ist der Unterschied zu 2014? Du warst im letzten Jahr als Wildcard-Fahrer für KRT unterwegs und nun ist daraus ein Vollengagement für CLS geworden...
«Ich fühle mich nun viel heimischer und habe inzwischen einige Freunde gefunden. Auch bin ich mit der Situation in der WM nun viel vertrauter. Vor allem konnte ich mich in diesem Jahr viel besser vorbereiten. Wir hatten Zeit zum Testen und haben auch viele Verbesserungen am Bike vornehmen können. Im letzten Jahr bin ich zu den ersten WM-Rennen mit dem Setup von Alessandro Lupino angetreten, weil wir keine Zeit zum Testen hatten. In diesem Jahr haben wir zusammen mit WP viel am Fahrwerk verbessert, so dass das ganze Motorrad viel besser zu mir passt.»
Arbeitest Du noch immer mit Johnny O’Mara zusammen? Was hat sich sonst noch verändert?
«Nein, mit Johnny arbeite ich nicht mehr, das hat keinen Sinn, wenn ich mehr als ein halbes Jahr hier in Europa bin. Wir sind gute Freunde geblieben und er wird immer mein Mentor bleiben. Ich habe meinen Trainingsplan in diesem Jahr umgestellt und arbeite mit Tyla Rattray zusammen. Das geht in eine andere Richtung und ich fühle mich dementsprechend auch anders.»
Kannst Du das näher erklären, wie hat er dir geholfen?
«Er konnte mir wichtige Tipps für die Aufteilung zwischen Fahrtraining und Gymnastiktraining geben. Tyla hat ja als ehemaliger Weltmeister, der auch in den USA gefahren ist, eine Menge Erfahrung einzubringen. Ich denke, ich kann von ihm und Ryan eine Menge lernen.»
Du hast Lehrgeld bezahlt und dazu kamen noch Verletzungen…
«Ja, aber ich habe auch viel an Erfahrung gewonnen, aber auch sehr harte Zeiten durchgemacht. Nachdem ich beim ersten Rennen in Katar gut abgeschnitten hatte, habe ich mit Steve Guttridge (Kawasaki Motor Europe Racing Manager) gesprochen. Das Ergebnis war gut und schlecht zugleich, weil meine Erwartungshaltung dadurch von Woche zu Woche viel zu hoch angelegt war. Das war einfach nicht realistisch.»
Was war bei diesem Prozess am härtesten zu begreifen?
«Die Physis. Viele Leute vergessen, dass der Katar-Grand-Prix mein erstes Rennen als Profi war. Bis dahin bin ich in den USA nur Amateurrennen gefahren, das sind 6 bis 7 Rennen im Jahr. Und dann ging es in der WM gleich mit 2 Renntagen am Wochenende los, mit Rennen am Samstag und am Sonntag. Ich musste schauen, dass ich mich zwischen den Rennen erholen konnte, um hundertprozentig fit zu sein.»
Dann kam in der letzten Saison der Punkt, an dem Du total erschöpft warst...
«Ich bin einfach zu viel gefahren. Am Montag kamen wir von den Rennen zurück und ich habe sofort mit dem Training im Sand weitergemacht, aber dadurch wurde ich nicht besser, sondern nur noch schlechter.»
Wie schätzt du dein neues Bike ein? An der Kawasaki KX250F hat es auch einige Neuerungen gegeben und im CLS-Team gab es ebenfalls viele Veränderungen. Kommt dir das entgegen?
«Alles entwickelt sich in eine sehr positive Richtung. Wir haben viel in Frankreich getestet. Ich bin sehr zuversichtlich für die kommende Saison. In diesem Jahr habe ich zwei sehr gute Teamkollegen: Weltmeister Jordi Tixier und Mannschaftsweltmeister Dylan Ferrandis. Die Teamsituation war letztes Jahr nicht optimal und wir hatten dazu noch technische Probleme. Aber das hat sich nun wirklich verbessert. Ich kann mich über nichts beklagen. Was das Motorrad betrifft, hat sich die Motorleistung stark verbessert und das aktuelle Motorrad erinnert stark an mein letztes US-Bike. Das wird mir bei den Starts helfen. Die Starts sind überhaupt der Schlüssel zum Erfolg in der WM. Wenn du auf Strecken wie Arco di Trento nicht gut vom Start wegkommst, kannst du das Rennen vergessen. Weil die Überholmöglichkeiten schlecht sind, kommst du nicht durch das Feld. Weil wir 2014 keine Zeit zum Testen hatten, haben wir bei den Rennen verschiedene Dinge probiert, die manchmal nach hinten losgingen. Aber das hat sich ja nun total geändert.»
Wird dich Ryan Villopoto pushen, als Markenkollege und Landsmann?
«Im letzten Jahr haben in den USA nur die Leute, die mich von den Amateurrennen kannten, die WM verfolgt. Das wird sich in der kommenden Saison natürlich komplett ändern: Jeder Fan in den USA wird die WM verfolgen und dann werden sie sicher auch schauen, wie ich in der MX2 abgeschnitten habe. Ich will in der kommenden Saison die Top-5 erreichen und dabei konsistent bleiben. Ich bin sicher, dass wir so gut vorbereitet in die Saison starten, dass ich diese Aufgabe erfüllen kann. Viele Leute denken, dass Ryan besonders bei der Eröffnungsrunde stark sein wird und auch auf den modernen, neu gebauten Kursen sein Potenzial ausspielt.»
Was sagst Du aus deiner eigenen Kenntnis der WM-Strecken dazu?
«Ich stimme zu, denn Katar ist eine sehr schnelle Strecke. Deshalb kam sie mir im letzten Jahr ja auch entgegen. Aber er wird auch auf den europäischen Strecken stark sein, weil er einfach einer der besten Fahrer der Welt ist und sich schnell anpassen wird. Ich bin gespannt auf die Auseinandersetzung zwischen ihm und Antonio Cairoli. Ich denke, dass es zwischen den beiden verdammt eng werden wird.»
Wirst du im kommenden Sommer viel Zeit mit ihm verbringen?
Klar! Wir wohnen hier nur 30 Minuten voneinander entfernt. Ich arbeite mit Tyla und wie du weisst, sind er und Ryan die besten Kumpel. Während unserer Tests hatte ich einen Tag frei und bin am nächsten Tag zu ihnen gefahren, habe mit ihnen Zeit verbracht und beim Fahren zugeschaut. Ich werde versuchen, so viel wie möglich von ihnen zu lernen.